Für Smartphonenutzer ist sie oft ein lästiges Übel, die Datensammelwut der Anbieter. Denn das Telefon weiss gerne mal mehr, als dem Besitzer lieb ist. Zum Beispiel, welche Wege er täglich geht. Aus den Routinen lassen sich Rückschlüsse ziehen – auf den Arbeitsplatz des Inhabers und seine Wohnadresse zum Beispiel.

Während Konsumenten in Europa solcherart Informationen ungern preisgeben, sind sie für Handynutzer in Entwicklungsländern Geld wert. Denn in Staaten, in denen eine Minderheit ein Bankkonto hat, können die Daten eines mobilen Gerätes die einzige Information über die Kreditfähigkeit seines Besitzers darstellen.

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In Kenia zahlen vier von fünf Haushalte mobil

Zwei Milliarden Menschen weltweit haben laut Weltbank keinen Zugang zum Finanzmarkt. Das heisst, sie haben kein Konto, können in Notzeiten nur umständliche Hilfe bekommen und gehen Risiken ein, wenn sie ihr Vermögen weitergeben. Zum Beispiel, indem sie auf Bus- oder Taxifahrer vertrauen, um es an entfernte Verwandte zu schicken.

Um Abhilfe zu schaffen, setzen viele Dienstleister darum auf Mobiltelefone. Anders als Bankeninfrastrukturen sind sie in vielen Entwicklungsländern weitverbreitet – in Kenia zum Beispiel dauerte es nur acht Jahre, bis 70 Prozent der Einwohner ein Gerät besassen. Und während mobile Bezahldienste in Industrieländer um die Gunst der Nutzer buhlen, sind sie in Kenia gang und gäbe. 80 Prozent der Haushalte nutzen den erfolgreichsten mobilen Bezahldienst, MPesa, der mittlerweile auch in anderen Ländern etabliert ist.

Breiter Zugang für Finanzmarkt

Ein anderer Dienstleister greift das Erfolgskonzept für Unternehmer auf,  das Startup MPayer (siehe Bildergalerie). Die Non-Profit-Organisation Getdirect macht dagegen per Datenanalyse Hilfsbedürftige aus und ermöglicht Nutzern konkrete Spenden. Dieses Vorgehen überzeugte auch Facebook-Mitgründer Chris Hughes, der seit 2012 im Führungsgremium von Getdirect sitzt.

In Brasilien dagegen hat die Zentralbank Banklizenzen an Tankstellen, Apotheken und Supermärkte vergeben. Das funktioniere gut, sagt Alfred Hanning, Direktor des Finanznetzwerkes AFI, die Bevölkerng habe mittlerweile in der Breite Zugang zum Finanzmarkt.

Der regelmässige Gang zur Arbeit wirkt sich positiv aus

In manchen Fällen reicht eben wenig, um Nutzern Zugang zu benötigten Finanzspritzen zu verschaffen. Einige Startups werten allein die Geodaten von Smartphones aus, sagt Tilman Ehrbeck vom Investnetzwerk Omidyar gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «Trends». Regelmässige Wege gäben dabei Hinweise auf eine feste Anstellung. Damit zeige der Telefoninhaber, dass er über regelmässiges Einkommen verfüge und einen Kredit zurückzahlen könne. Ehrbecks Arbeitgeber Omidyar setzt auf Tech-Initiativen, die solche Wege der Geldvergabe praktizieren.

Bis 2020 will die Weltbank allen Menschen weltweit Zugang zum Finanzmarkt verschaffen. Dafür sind noch viele Tech-Innovationen nötig.