Das Mate 10 Pro ist ein Arbeitstier. Das neue Flagship-Gerät von Huawei ist gemacht für Nutzer, die ihr Smartphone intensiv beanspruchen – von früh bis spät, im Büro, auf Reisen, stundenlang am Stück. «Es gibt immer mehr heavy user», sagte Konzernchef Richard Hu bei der Präsentation in München. «Für diese heavy user sind unsere Smartphones der Reihe Mate gedacht.»

Huawei hat am Montag die neuste Version dieser Serie gezeigt – das Mate 10 und das Mate 10 Pro. Die Keynote war visuell so opulent gehalten wie das Intro bei einem James-Bond-Film. Goldene Platinenleitungen verstrebten sich auf der grossformatigen Leinwand und verbanden sich zu einem goldenen Auge im Zentrum, überlebensgrosse Hochglanz-Smartphones liessen den Konzernchef auf der Bühne verschwindend klein aussehen.

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Selbstbewusste Chinesen

Mit spürbarem Enthusiasmus und charmantem chinesischen Akzent pries Hu Feature um Feature an. «That’s very difficult to do», sagt er immer wieder, «das ist sehr schwer umzusetzen.» Auch der letzte im Saal soll die Botschaft mitnehmen: Bei Huawei sind Meister ihrer Zunft am Werk, die unter Einsatz all ihrer Kräfte Premiumgeräte geschaffen haben, die in der Branche ihresgleichen suchen.

Der chinesische Privatkonzern zementiert seine Rolle als Angreifer auf dem globalen Smartphone-Markt. Huawei will weltweit zum führenden Hersteller werden, erklärt Konzernchef Hu bei vielen Gelegenheiten. Auch für den Schweizer Markt gibt sich das Unternehmen deutlich selbstbewusst. «Wir wollen innerhalb der nächsten fünf Jahre Nummer eins in der Schweiz werden», sagt Länder-Chef Daniel Meier im Gespräch direkt im Anschluss an die Präsentation in München.

Aktuell 10 Prozent Marktanteil

Eine ehrgeizige Aussage, gilt die Schweiz doch als eingeschworenes Apple-Land. Das iPhone ist seit dem Siegeszug des Smartphone das meistverkaufte Handy hierzulande. Bei den anspruchsvollen Smartphone-Kunden hierzulande will Länderchef Meier Huawei weiter als Premiumanbieter etablieren: «In der Schweiz wählen wir sorgfältig aus, welche Produkte wir in den Vordergrund stellen. Die Geräte, die die beste Performance zeigen, stehen im Mittelpunkt.» Bisher hält Huawei nach eigenen Angaben einen Marktanteil von rund 10 Prozent.

Für ihren Premiumanspruch liefert mit dem Mate 10 Pro Huawei erneut einige gute Argumente. Das wäre zunächst der beeindruckend grosse Akku mit einer Leistung von 4000 Milliamperestunden (mAh). Dieser hatte bereits in der Vorgängerversion für Anerkenneung gesorgt.

Integrierte künstliche Intelligenz

Selbst der leistungsstärkste Apple-Akku im iPhone X, das ab dem 3. November verkauft wird, umfasst «nur» 2900 mAh. Huawei gibt zudem an, die Akku-Laufzeit im Mate 10 Pro noch einmal deutlich zu steigern – um 48 Prozent bei gleicher Grösse. « Das bringt dem Normalnutzer einen Akku, der zwei Tage hält», sagt Meier. Auch bei intensivem Gebrauch soll der Akku länger als einen vollen Tag durchhalten. Der Vorgänger hatte in Sicht auf die Akku-Laufzeit stets überdurchschnittlich abgeschnitten, ein wichtiger Aspekt für viele Nutzer.

Für die nochmalige Verbesserung soll der Chip «Kirin 970» sorgen – der erste Smartphone-Chip mit integrierter künstlicher Intelligenz. Dieser soll die Energieeffizienz optimieren und die Kamera optimieren. Dank künstlicher Intelligenz verfügt das Mate 10 Pro laut Huawei über eine ausgereifte Bilderkennungsfunktion, die Motive selbstständig nach 13 Kategorien unterscheiden kann und die Kamera optimal für das entsprechende Foto ausrichtet.

Erneut mit Hilfe von Leica

Die Mate 10 Pro-Kamera verfügt nach Herstellerangaben über die aktuell grösste Blende eines Smartphones (f/1,6) und eine Doppellinse von 20 und 12 Megapixel. Die Frontkamera verfügt über eine Leistung von 8 MP. Auch dieses Mal ist die Kameraausstattung in Kooperation mit Leica entstanden. Technisch sind die Angaben beachtlich, dennoch fallen die Ergebnisse auf den ersten Blick hinter den beeindruckenden visuellen Effekten der Konkurrenz im iPhone 8 Plus und iPhone X zurück.

Interessant sind einige Features, die Nutzern im Büro dienlich sein dürften. Der grosszügige Display des 6-Zoll-Handys lässt sich splitten, sodass zwei Apps gleichzeitig verwendet werden können. Das ist eine Funktion, die bisher von Tablets bekannt war. Auch lässt sich das Handy mit einem Bildschirm verbinden, sodass der Nutzer Präsentationen halten oder über das Handy wie an einem Desktop-Computer arbeiten kann. Besonders nettes Gimmick: Telefonanrufe und Nachrichten werden weiter nur über das Handy gespielt – der Nutzer bleibt mit diesem System also die Gefahr erspart, das mitten in einer Präsentation vor den Arbeitskollegen etwa ein Anruf seiner Mutter auf dem Bildschirm erscheint.

Sicher vor dem Spülbecken

Auch in die Wertigkeit seiner Smartphones hat Huawei noch einmal investiert. Die Mate-10-Reihe ist jetzt mit OLED-Displays ausgestattet, wie sie Samsung seit einiger Zeit verwendet und auf die auch Apple in seiner neusten Geräteserie zurückgegriffen hat. Huawei hat ausserdem auf Kritik seiner Nutzer reagiert und den Schutz vor Nässe erhöht: Die Geräte sind jetzt staub- und spritzwassergeschützt nach Regulierungsnorm IP67. Damit sollte das Mate 10 Pro zum Beispiel überstehen, in ein Spülbecken zu fallen. Der Fingerabdrucksensor im Mate 10 Pro befindet sich allerdings erneut auf der Geräte-Rückseite – Nutzer hatten sich daran gestört, dass der Finger so leicht auf die Linsen der Kamera gerate und die verschmiere.

Einen anderen Trend der Branche macht Huawei nicht mit: die Entwicklung hin zu Bluetooth-Kopfhören. Das Mate 10 Pro ist nach wie vor mit Buchse für die Kabelanbindung ausgestattet. Bluetooth-Kopfhörer aus dem Hause Huawei gibt es aber, und auch Geräte von Drittanbietern können gekoppelt werden. Beibehalten hat Huawei die Dual-SIM-Funktion, die einige Nutzer überzeugen dürfte. Damit können zum Beispiel Arbeits- und Privathandy in einem Gerät voneinander getrennt verwendet werden.

Porsche-Edition kommt im Dezember

Was allerdings fehlt, ist die Möglichkeit, die Geräte kabellos zu laden. Dass Apple jetzt nach Samsung auf die Technik setzt, lässt für das kabellose Laden einen Schub erwarten. Huawei setzt aber lieber auf seine Supercharge-Technologie, die von der Prüfinstitution TÜV Rheinland für ihre Sicherheit ausgezeichnet wurde. «Wenn das Handy innerhalb von gut einer Stunde aufgeladen ist und länger als einen Tag hält, ist es gar nicht mehr nötig, das Handy an so vielen Orten kabellos aufzuladen», sagt Schweiz-Chef Meier. Auch wenn er zugesteht: «Es gibt Situationen, in denen das kabellose Laden als Ergänzung praktisch ist.»

Fazit: Mit dem Huawei Mate 10 Pro ist das Smartphone-Angebot um ein ausgezeichnetes Premiumhandy reicher. Das Gerät kann in der Schweiz ab jetzt vorbestellt werden, ist ab dem 20. November bei Swisscom und ab dem 1. Dezember im Elektronikfachhandel erhältlich. Es kostet 799 Franken und enthält 128 GB Speicherplatz. Die limitierte Porsche-Design-Edition bietet zusätzlich zum Porsche-Design grösseren Speicherplatz von 256 GB und kostet 1499 Franken. Auch diese ist ab dem 1. Dezember erhältlich.