Paukenschlag im Top-Management der Credit Suisse: Iqbal Khan, Chef der Internationalen Vermögensverwaltung, verlässt die Grossbank per sofort. Er wolle seine Karriere ausserhalb der Bank fortsetzen, heisst es in einer Mitteilung, welche die Credit Suisse am späten Montag Abend verschickt hat.

Wohin Khan geht, ist zur Stunde noch offen. Er wird seit Wochen als Wunschkandidat von Julius-Bär-Präsident Romeo Lacher für die Nachfolge von Konzernchef Bernhard Hodler gehandelt. Entsprechende Gerüchte sorgen seit Monaten für Aufruhr rund um den Zürcher Paradeplatz. Bei Julius Bär war am späten Montag Abend niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

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Khan verliert Machtpoker mit Thiam

Dass Khan per sofort geht und bereits durch seinen Finanzchef ersetzt wurde, zeigt, wie überhastet sein Abgang erfolgte. Offensichtlich hat Khan gegenüber Konzernchef Tidjane Thiam zu hoch gepokert. Aus der CS war in den letzten Monaten regelmässig zu hören, dass sich Khan mit Thiam überworfen hatte.

Khan forderte offenbar mehr Sicherheiten für seine künftige Karriere bei der CS, sägte also quasi am Stuhl seines Chefs. Insofern zeigt Khan Abschied auch, dass sich Thiam wohl noch für eine längere Zeit an der Spitze der CS sieht. Ausserdem ist zu hören, dass es Thiam in der Schweiz sehr gut gefalle.

Yes, I Khan

Vermögensverwalter Iqbal Khan ist der Hoffnungsträger der Credit Suisse. Im Gerangel zwischen CEO und Präsident muss er mit Vorsicht lavieren. Ein Portrait.

Nachfolger Wehle ist seit 2005 bei der CS

Nachfolger von Khan bei der Credit Suisse wird der bisherige Finanzchef von Khans Abteilung, Philipp Wehle. Er arbeitet seit 2005 bei der CS und ist seit der Gründung der Einheit Internationale Vermögensverwaltung im Jahr 2015 dort Finanzchef. Davor war er in leitenden Positionen in den Bereichen Finanzen und Strategie im Schweizer Geschäft und im Private Banking aktiv. Erfahrungen gesammelt hat er auch in Asien, konkret in Singapur. Wie die meisten Banken, will auch die CS in Asien wachsen und mehr vermögende Kunden anlocken.

Khan ist die Inkarnation des globalen Schweizer Managers

Geschliffene Eloquenz, robustes Selbstvertrauen, feines Tuch, positive Denke – Khan ist die Inkarnation des globalen Schweizer Managers. «Überall wittert er Chancen, keine Herausforderung ist ihm zu gross», schrieb «Handelszeitung»-Chefredaktor Stefan Barmettler in einem Porträt über Khan.

Einen harten Neubeginn erlebte Khan im zarten Alter von zwölf Jahren. Als der Sohn eines Unternehmers aus Karatschi und einer Schweizerin aus Rohrbach BE in Pakistan die Primarschule besuchte, standen die Zeichen auf Sturm. General Zia-ul-Haq zog ein Terrorregime auf und liess Widersacher Zulfikar Ali Bhutto hängen. Ende der 1980er-Jahre verliess die Familie das unruhige Land und übersiedelte in die zweite Heimat, die Schweiz.

Lust auf alles Neue

Der Junge aus der vibrierenden Millionenstadt, der von einer Baseball-Karriere an einem US-Spitzencollege träumte, fand sich nun im wenig mondänen Dübendorf ZH wieder. Dort lernte er Deutsch, schaffte die Sekundarschule und nahm anschliessend eine KV-Lehre bei der Revor Treuhand in Angriff.

Sein Trumpf waren weniger die Schulnoten, sondern das Englisch – und seine Lust auf alles Neue. Als Lehrmeister René Fitzi im Ferrari Testarossa zur Fabrikbesichtigung und zur Testfahrt nach Maranello aufbrach, sass der tempobegeisterte Stift auf dem Beifahrersitz und stoppte die Rundenzeit.

Jüngster diplomierter Wirtschaftsprüfer

Doch er wollte mehr. Berufsbegleitend bildete er sich zum eidgenössisch diplomierten Treuhänder (SCT) weiter, zum diplomierten Wirtschaftsprüfer (CTA), zum zertifizierten Finanzanalysten – und holte noch einen Advanced Master in internationalem Wirtschaftsrecht (LLM) an der Uni Zürich nach, als er bereits Partner bei EY war.

Zügig ging es auch auf der Karriereleiter nach oben. Mit 26 Jahren jüngster diplomierter Wirtschaftsprüfer der Schweiz, mit 31 Jahren jüngster Partner bei EY Switzerland, und mit 39 Jahren zweitjüngstes Konzernleitungsmitglied der Credit Suisse.

Nun zieht er ein Haus weiter. Geht er tatsächlich zu Bär, hat er es immerhin nicht weit.

Marcel Speiser Handelszeitung
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