Letzten Donnerstag war es dann gegen Nachmittag soweit: Mit der Zustimmung der Aktionäre war auch die letzte Hürde des langen Ringens um ein Rettungspaket bei der deutschen Lufthansa genommen. Fast schien es so, als wenn die Rettung auf den letzten Metern noch an der fehlenden Zustimmung des Lufthansa Grossaktionärs Heinz Hermann Thiele scheitern könnte. Doch am Ende gab dieser sein Ja.

Eine Insolvenz oder ein Schutzschirmverfahren ist somit mittelfristig erst einmal abgewendet, denn die Lufthansa kann nun auf Liquidität im Umfang von bis zu 9 Milliarden Euro zugreifen. Zusätzlich erhalten auch noch die Tochtergesellschaften der Lufthansa Hilfe von den jeweiligen Regierungen: Die Swiss erhält 1,5 Milliarden Franken von einem Bankenkonsortium, von denen 85 Prozent durch den Schweizer Bund garantiert sind, und die Austrian kann sich, sofern durch die EU Kommission abgesegnet, über Kredite in Höhe von 300 Millionen Euro sowie einem 150 Millionen Euro Zuschuss des österreichischen Staates freuen.

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Grobe Fehlanreize bei der Swiss

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Bestehende Tickets und Vouchers behalten ihren Wert

Kunden können jetzt aufatmen, denn ein Schutzschirmverfahren hätte im Vergleich zum Rettungspaket viele Nachteile mit sich gebracht. Zum einen sind nun die vielen Millionen Euro an ausstehenden Ticketerstattungen gesichert.

Lufthansa Chef Carsten Spohr kündigte bei der Hauptversammlung an, diese innerhalb der nächsten sechs Wochen den Kunden zurückzuerstatten. Selbes gilt für Kunden, die einen Voucher anstatt einer Erstattung akzeptiert haben. Denn dieser ist nur so werthaltig wie die Fluggesellschaft selbst.

Buchung neuer Tickets wieder risikolos möglich

Zum anderen können nun auch wieder neue Flüge ohne Kopfschmerzen gebucht werden. Diese Tickets hätten nämlich im Falle einer Insolvenz höchstwahrscheinlich ihren Wert verloren. Zumindest für den Rest des Jahres sollte man sich hier keine Sorgen mehr machen.

Weiterhin sorgt das Rettungspaket für mehr Flugplanstabilität, denn um Liquidität zu sparen, hatte man in den letzten Monaten Flüge so spät wie möglich gecancelt, da erst in diesem Fall, zumindest auf dem Papier, ein Rückzahlungsanspruch gegenüber dem Kunden entsteht. Da nun die Liquiditätssituation mit dem Rettungspaket nicht mehr so angespannt ist, wird man den Flugplan nun auch weiter im Voraus auf ein realistisches Niveau anpassen können.

Wie schnell dieser zu seinem alten Umfang zurückfinden wird, ist aktuell noch nicht abzusehen. So hängt dies auch sehr von einer Lockerung der Einreiserestriktionen in vielen Teilen der Welt sowie der Erholung des Geschäftsreiseverkehrs ab. Mit den Lockerungen in Europa und dem Beginn der Sommerreisesaison erholen sich die Fluggastzahlen aber wieder langsam etwas, nachdem das Tief im April erreicht worden war. Fluggäste sollten sich aber trotzdem auf viele Flugplananpassungen einstellen.

Gute Nachrichten für Vielflieger

Besonders positiv ist die Absegnung des Rettungspaketes auch für Vielflieger des Miles&More-Programmes, welches unter anderem auch von der Swiss mitgenutzt wird. Denn Miles&More ist ein vollständiges Tochterunternehmen der Lufthansa Gruppe. Im Falle einer Insolvenz wären hier die Meilenguthaben der Kunden in Gefahr gewesen, zumindest was die lohnenswerten Einlösungen für Flüge angeht.

Man kann nun also auch wieder gefahrlos Meilenflüge für die Zukunft buchen, was aktuell sogar besonders attraktiv ist, denn aufgrund der eher geringen Auslastung sind die Prämienverfügbarkeiten auf vielen Strecken so gut wie noch nie.

Auch die Statusvorteile der Frequent Traveller, Senator und HON-Circle-Kunden sind nun gesichert und können so langsam wieder genutzt werden. Die Lufthansa öffnete dazu wieder eigene Lounges in München und Frankfurt, während Swiss-Vielflieger die Aspire Lounge in Zürich nutzen können. Das beliebte First-Class-Terminal in Frankfurt sowie die Swiss-First-Class-Lounges werden allerdings bis auf weiteres erst einmal geschlossen bleiben und erst wieder eröffnet, wenn ein entsprechender Bedarf da ist.

Fazit: Die Staatshilfen für die Lufthansa, Swiss und Austrian sind für Kunden eine positive Nachricht, so behalten gebuchte Tickets ihren Wert und man kann wieder ohne grosse Sorgen neue Reisen planen. Besonders für Vielflieger ist dies wichtig, da so die Meilen und Statusvorteile ihren Wert behalten.

Meilenkoenig

Alexander Koenig ist Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Seit mehr als 15 Jahren hilft er seinen Kunden Business Class und First Class zum halben Preis zu fliegen, einen Top-Vielfliegerstatus zu erhalten und das Maximum aus ihren Meilen herauszuholen. In seiner Kolumne «Meilenkoenig» teilt er seine Expertise regelmässig auf www.bilanz.ch mit den Lesern.

Alexander König

Alexander Koenig

Quelle: ZVG