Sie ist nicht eine der ganz alten Automobilmarken – bemerkenswert aber ist sie allemal. Ihre Geschichte beginnt 1948 in Grossbritannien, zu einer Zeit, als die Fahrzeugindustrie auf der Insel noch einer der grossen Spieler auf dem Weltmarkt war. Die Rede ist von Land-Rover, aus der später auch die Range-Rover-Modelle hervorgingen.
Doch im Jubiläumsjahr blickt Land-Rover nicht primär zurück. Denn vom Ruhm allein kann die Marke nicht existieren, schon gar nicht in der Automobilindustrie. Es hat sich in den 65 Jahren viel verändert. Zwar sind die Land- und Range-Rover-Modelle immer noch durch und durch britisch, und sie werden auch im Königreich gebaut. Aber die Marke gehört jetzt dem indischen Grosskonzern Tata Motors. Man könnte dies durchaus als Rache der einstigen Untertanen der britischen Krone am Empire bezeichnen. Die Tata-Verantwortlichen sind allerdings klug genug, den Fahrzeugen aus Solihull das britische Flair zu belassen. Die Inder pumpen deshalb viel Geld gezielt in ihren Neubesitz, den sie dem amerikanischen Ford-Konzern abgekauft hatten. Das Geld wird für die Entwicklung neuer Fahrzeuge eingesetzt. Nicht nur die Kernmarke Land-Rover wartet im Jubiläumsjahr mit einem neuen Modell auf, dem Defender LXV. Auch Range-Rover, das nach den Worten der Briten luxuriöseste Geländefahrzeug (wird seit 1970 verkauft), steckt mitten in einer Produkteoffensive.
Die aktuelle Range-Rover-Palette ist im letzten Herbst neu überarbeitet und mit stärkeren Motoren versehen worden (5-Liter-Benziner-V8 mit 510 PS Leistung sowie zwei Diesel V6 mit 258 PS respektive der V8 mit 339 PS Leistung). Die Fahrzeuge verkaufen sich über Erwarten gut. Auf dem Schweizer Markt, der 2012 von der Wirtschaftskrise weniger betroffen war als Resteuropa, glänzten die Briten zur Freude ihrer indischen Besitzer mit einem Verkaufsplus von 110 Prozent, was etwas mehr als 3700 Land- und Range-Rover bedeutete.
Zwar steht der Range-Rover im Zusammenhang mit den Unweltfragen und dem Verbrauch ab und zu in der Kritik, doch die Autos animieren zum defensiven Fahren. Allein die Masse erfordern vorsichtiges Hantieren. Im Hinterkopf hält sich der Gedanke, mit dem guten Stück ja nirgends anzuecken. Wer für seinen Luxuswagen 155000 Franken bezahlt (Version Autobiography V8 Diesel), der trägt zudem zu seinem Vehikel Sorge und gehört nicht zur angeschwärzten Gruppe der Raser.
Wenn mal ausnahmsweise das Gaspedal durchgedrückt wird, beispielsweise auf der Autobahn und vorzugsweise in Deutschland, damit das Triebwerk den fast 2,3 Tonnen schweren Wagen fast mühelos auf 200 Stundenkilometer beschleunigt, dann fühlt sich der Lenker nicht nur sicher – der Wagen macht keine Probleme. Allerdings fliesst dann etwas mehr Treibstoff durch die Leitungen; auch beim Diesel liegen 15 Liter plus drin.
Im Normalverkehr ist dies anders. Auf Autobahnen in der Schweiz zeigt der Bordcomputer meist einen Verbrauch von 9 Litern an, in der Stadt 10 bis 11. Das ist ein riesiger Fortschritt gegenüber früheren Versionen mit 15 bis 20 Litern. Und es wird weitere Fortschritte auf diesem Gebiet geben; beispielsweise soll sich eine Hybridversion in der Pipeline befinden.
Bleibt noch eine Frage, deren Antwort interessanter ist als das Aufzählen von Unmengen technischer Details: Warum strahlt ein Fahrzeug, welches immerhin schon seit 65 Jahren (Range-Rover seit 40 Jahren) gebaut wird, immer noch eine solche Faszination aus? Dies, obwohl es mit einer überdimensionierten Aluminiumkiste mehr gemein hat als mit einer eleganten Skulptur. Der Vergleich hat deshalb seine Berechtigung, weil Designer ihre Luxuskarossen sehr gerne in die Nähe der Kunst rückten. Darauf gibt es sicher nicht eine einzige Antwort. Aber: Eleganz definiert sich nicht ausschliesslich in der blossen Erscheinung, Eleganz entfaltet ihre Wirkung vielmehr erst dann, wenn eine Person oder ein Gegenstand die Betrachterin oder den Betrachter in seinen Bann zieht. Das ist beim Range-Rover ganz offensichtlich der Fall.