Letztes Jahr erlebten wir mehr Hurrikane als je zuvor, beispiellose Waldbrände von Australien und Sibirien bis nach Kalifornien und Hochwasserkatastrophen von China bis in den Sahel.

Wir stehen am Rand eines Klimazusammenbruchs. Die Wissenschaften sind sich einig: Wir müssen uns möglichst rasch von den fossilen Brennstoffen abwenden.

Keine neue Investitionen in fossile Energien

Wir können uns keinerlei neuen Kohle-, Erdöl- oder Gasprojekte mehr leisten und müssen den Verbrauch dieser Brennstoffe bis 2030 um durchschnittlich 6 Prozent pro Jahr vermindern.

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Politik und Wirtschaft tun sich aber schwer, diese wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Dutzende von neuen Kohle-, Öl- und Gasprojekten stehen gegenwärtig in der Planung.

Werden diese Pläne umgesetzt, wird die Produktion von fossilen Brennstoffen bis 2030 mehr als zweimal so hoch sein, als es die Begrenzung des Klimawandels auf 1,5 Grad erlaubt.

Klimaschädliche Projekte nicht mehr zu versichern, ist ein starkes Druckmittel

Die Versicherungsbranche hat die Möglichkeit, den wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Durchbruch zu verhelfen. Die grossen Versicherungen, welche sich für ihre Risikoberechnungen auf die neusten Klimamodelle abstützen, haben seit den 1990er Jahren vor einer Klimakatastrophe gewarnt.

Als unverzichtbare Risikomanager sind sie in der Lage, die Energiewende entscheidend zu beschleunigen. «Wir glauben, dass die Versicherungsindustrie eine einzigartige Möglichkeit hat, einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten», stellte die Bank Société Générale kürzlich fest.

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«Kohle nicht länger zu versichern, ist ein sehr wirksames Mittel, um den Brennstoff nicht mehr wettbewerbsfähig gegenüber sauberen Energiequellen zu machen.»

Bei der Kohle hat die Assekuranz diese Verantwortung wahrgenommen. Angeführt von den Firmen Axa, Zurich, Allianz und Swiss Re haben in den letzten Jahren 26 grosse Versicherungen ihre Absicherung von Kohleprojekten eingeschränkt oder ganz eingestellt.

Die Zurich und ihre besondere Verantwortung für das Klima

Das allein reicht aber nicht. Wie bei der Kohle sind die Versicherungen in einer einflussreichen Position, um die Umstellung von Erdöl und Gas auf erneuerbare Energien zu beschleunigen.

Gemäss der Firma HTF Market Intelligence kontrollieren die zehn grössten Anbieter nicht weniger als 70 Prozent des Marktes im Risikomanagement von Öl- und Gasprojekten.

Nur schon die Versicherungen, welche ihr Kohlegeschäft reduziert oder eingestellt haben, machen 45 Prozent des Erdöl- und Gasgeschäfts unter sich aus. Sie haben den Schlüssel zur nächsten Trendwende im Energiebereich in der Hand.

In einer besonderen Verantwortung steht die Zurich. Sie hat sich dazu verpflichtet, ihre Geschäftstätigkeit auf ein Klimaziel von 1,5 Grad auszurichten, zählt aber zu den drei grössten Anbietern bei der Versicherung von Öl- und Gasprojekten.

Die Vorreiterrolle in Klimafragen ist unter Druck

Die Firma hat sich im vergangenen Jahr bereits aus den Pipelineprojekten Trans Mountain und Nord Stream 2 zurückgezogen. Eine Abkehr der Zurich von der Versicherung neuer Erdöl- und Gasprojekte, welche quer in der klimapolitischen Landschaft liegen, würde die Allianz und Axa, die stolz auf ihre Vorreiterrolle in Klimafragen sind, unter Druck setzen, den gleichen Schritt zu vollziehen.

Weltweit betrugen die Prämieneinnahmen aus der Versicherung von Öl- und Gasprojekten im Jahr 2018 1,7 Milliarden Dollar. Das sind weniger als 0,1 Prozent aller Prämieneinnahmen der Versicherungsbranche (ohne Lebensversicherungen).

Dieser Einbusse steht der Gunstgewinn bei Angestellten sowie Kundinnen und Kunden, welche eine aktive Klimapolitik begrüssen, gegenüber.

Peter Bosshard ist Koordinator bei Insure Our Future.

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