«Man hat in Amerika durch den besseren Absatz wieder mehr Mut bekommen, und dies drückt sich durch einige Neukonstruktionen und größere Auflageziffern für 1936 aus. Als eine der auffälligsten Neuerscheinungen wäre in erster Linie der Lincoln-Zephyr von Ford zu nennen, der einen eigenartigen Mischmasch darstellt. Der Lincoln gab den 12-Zylinder-V-Motor mit 110 PS bei 3900 Umdrehungen und neuen Stahlgußkolben, der bekannte Ford V8 das Triebwerk, wie Querfedern, Achsen und dergleichen, und Briggs, der Karosseriebauer, schuf den Tragkörperaufbau, durch den der Rahmen überflüssig wird.»

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So stand es damals in der Motorwelt Nummer 1 des Jahres 1936 geschrieben. Dies waren andere Zeiten! Und aerodynamische Autos hatten sich damals als nicht erfolgreich erwiesen, der Chrysler Airflow hatte nur geringe Stückzahlen gebracht und wurde allgemein als Flop gesehen.

Trotzdem setzte Lincoln beim Zephyr auf geringen Luftwiderstand: «Dieses neue Automobil ist der schon längere Zeit beabsichtigte billige Lincoln-Wagen, der jetzt zum Preise von rund 1300 Dollar (das sind rund 5000 RM für einen 110 PS 12-Zylinder!) angeboten wird. Die äußere Form ist nach Stromlinien-Gesichtspunkten entworfen und erinnert in der Vorderpartie an ein Motorboot.»

Nicht zu futuristisches Aussehen 

Aus der Erfahrung mit dem Chrysler Airflow heraus wollten es die Lincoln-Leute, besser machen. John Tjaarda, der Vater von Tom Tjaarda, der unter anderem den De Tomaso Pantera zeichnete, und E. T. Bob Gregorie waren für das Design zuständig und sie versuchten, gute Aerodynamik mit einem dem Endkunden nicht zu futuristischen Aussehen zu koppeln. Vor allem an der Front wählten sie eine volkstümlichere Gestaltung anstelle der runden Formgebung des Chyslers. Als Ausgangspunkt für das Design nahmen sie den Briggs Dream Car, der allerdings mit Heckmotor ausgerüstet gewesen war. Im Lincoln-Zephyr sass der Motor natürlich vorne.

Die Änderungen wirkten sich nicht negativ auf den Luftwiederstand aus, mit 0,45 cw setzte der Zephyr dem Wind weniger entgegen als der Chysler Airflow. Der Name «Zephyr» suggerierte übrigens Aerodynamikbestleistungen, denn er war vom ersten wirklich windschlüpfigen Eisenbahnzug namens «Burlington Silver Streak Zephyr» abgeleitet.

Edsel Ford schielte bei der Technik zum Ford V8 herüber. Der Motor wurde vom Ford Flathead abgeleitet und erhielt einfach vier zusätzliche Zylinder. Die Karosserie konzipierte man selbsttragend und sparte damit viel Gewicht. Der ganze Wagen kam auf rund 1520 kg. Mit 110 PS erreichte der Lincoln-Zephyr rund 140 km/h. Die Bremsen waren kabelgesteuert, 1939 stieg man auf hydraulisch betätigte Bremsen um und passte das Styling dem aktuellen Geschmack an. 1940 dann gab es noch etwas mehr Kofferraumvolumen dazu.

Erfolgreich

Bereits im ersten Jahr konnten 15’000 Lincoln-Zephyr verkauft werden, was 80 Prozent der gesamten Verkäufe von Lincoln ausmachte. Es gab ihn 1936 als zwei- und viertürige Limousine. Ein abschliessbares Handschuhfach war Serienausstattung, das Radio musste extra bezahlt werden. Im Folgejahr gab es zusätzlich ein Coupé mit drei Seitenfenstern und eine Stadt-Limousine, 1938 kam dann eine offene Coupé- und Limousinen-Variante dazu. Im Jahr 1940 wurde die viertürige Cabrioletvariante nicht mehr angeboten.

Ab 1939 kamen zudem die Continental-Varianten dazu, die in weitgehender Handarbeit noch mehr Luxus versprachen. 1940 wurde entschieden Lincoln-Zepyhr nicht mehr als Marke sondern die Zephyr-Modelle als Lincoln-Typen zu verkaufen und über die ersten Nachkriegsjahre hinweg kamen so immer noch direkte Nachkommen des ursprünglichen Lincoln-Zephyr bis 1948 auf den Markt.

Nur wenige haben überlebt

Von den Zehntausenden Lincoln-Zephyr haben nur geringe Stückzahlen überlebt, zwei davon ein «Convertible Sedan» und ein «Coupe» versteigerte RM Auctions im August 2014 in Monterey.

Mehr zum Lincoln-Zephyr V12 lesen Sie bei zwischengas.com.