Madonna in Dübendorf – ein Höhepunkt in der Karriere von Good-News-Chef André Béchir. Er hatte mehrfach für einen Auftritt der Queen of Pop gekämpft. Mit anderen Stars läuft es gewöhnlich wie von selbst. Grössen wie Kylie Minogue, Kiss, Police, Céline Dion oder Eric Clapton haben seit Mai im Zürcher Hallenstadion konzertiert. Die Dichte an hochkarätigen Events in Zürich ist weltweit unerreicht und ist nur deshalb so hoch, weil es in der Schweiz ausser Béchir keinen gibt, der sie zustande brächte. Er gilt als begnadeter Verhandler, sein Beziehungsnetz als einzigartig: Er kennt in der Industrie alle, alle kennen ihn. Dieses Jahr wurde er zum zweiten Mal zum «Veranstalter des Jahres» gewählt – nicht in der Schweiz, sondern in London, wo jedes Jahr der begehrte Arthur Award vergeben wird. Béchir beschäftigt 20 Mitarbeiter, organisiert und besucht im Jahr gegen 100 Events, verkauft 600  000 Tickets. Umsatz: zirka 50 Millionen Franken.

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1972 kaufte er die Agentur Good News mit zwei Partnern, verkaufte sie 1980 an Ringier, holte 1995 wieder 50 Prozent zurück und versilberte sie im Börsenboomjahr 2000 an die Deutsche Entertainment AG. Die fünf Prozent, die er damals behalten hat, trat er letztes Jahr an Ringier ab. Als Angestellter liebäugelt der 59-Jährige nun mit der Frühpension.

Die Vertrauten

«Mein Bauch», lautet Béchirs spontane Antwort auf die Frage, auf wen er sich verlassen kann, wer ihn unterstützt. Dann nennt er seine kleine Crew und schliesslich Good-News-Vize Herbert Pfortmüller, Partner in der Küsnachter Anwaltskanzlei Altenburger. Der Jurist deutscht ihm die Verträge aus, welche die Anwälte der Stars heutzutage elaborieren: Rock’n’Roll ist zu einem gigantischen Business mutiert, Anwälte, nicht die Stars diktieren die Verträge. Heraus kommen gemäss Béchir Œuvres von 70 bis 90 Seiten Umfang, verfasst nach dem Prinzip «take it or leave it». Als «Joker» bezeichnet Béchir seinen Verwaltungsrat Walter Bosch, da er auf dessen Erfahrung und Einfluss zählen kann, wenn er einen Türöffner in der Medienwelt braucht. Ein guter Draht verbindet Béchir mit SBB-Chef Andreas Meyer, seinem Ansprechpartner, wenn es darum geht, Grossandrang wie an einem Stones- oder Madonna-Konzert verkehrstechnisch zu managen.

Die Widersacher

1982 wollte Roger Schawinski Konzertmanager werden. Nach Sondierungsgesprächen mit Agenten in London begrub er dieses Vorhaben wieder, da er überall die Antwort erhielt, man arbeite schon mit Béchir zusammen. «Darüber lachen wir heute noch», sagt dieser. Alexander Pereira kämpft nicht wirklich gegen Béchirs Opernspektakel im Hallenstadion an, rümpft aber gern öffentlich die Nase. Im Sommer buhlen die Festivalveranstalter um grosse Namen. Harry Sprenger von der Konzertagentur Free & Virgin und Freddy Burger, Musicalveranstalter, heissen Béchirs Konkurrenten in der Schweiz. Mit ihnen rangelt er zuweilen um Geld und Zeit der Zuschauer, nicht aber um die Stars an sich: Diesen Wettlauf absolviert Béchir gegen seine Pendants in Grossstädten wie Paris, München, Mailand und Lyon.

Die Polit-Connection

Good News operiert zwar ohne Subventionen, ist aber auf Behörden-Goodwill angewiesen. Diskussionen um Lärm, Locations und Quellensteuern machten aus dem Konzertunternehmer auch einen Lobbyisten. Wohlwollen und Respekt von Politikern hat er sich mit Einladungen an Konzerte und gewährten Einblicken hinter die Good-News-Kulisse sorgsam erarbeitet. Auf Anklang gestossen ist er vor allem bei SVPlern wie der Zürcher Regierungsrätin Rita Fuhrer oder dem ehemaligen Schulkollegen Ueli Maurer. Von der FDP ist der Zürcher Ständerat Felix Gutzwiller für Béchirs Anliegen offen. Wie unkompliziert Bundesrat Samuel Schmid 2006 für die Rolling Stones und 2008 für Madonna den Militärflugplatz Dübendorf freigegeben hat, wird Béchir stets in Erinnerung bleiben.

Das Private

Béchir lebt in Freienstein-Teufen mit seiner Partnerin Doris Marxer (54), einer selbständigen Unternehmerin. Ist er zu Hause, geniesst er Besuch von Freunden. Dazu zählt HC-Davos-Fan Béchir «Mister Spengler Cup» Fredi Pargätzi, Peter Spuhler, wie er ein Stones-Fan, Rockkenner Fred Kindle und viele «wertvolle No-Names» (Béchir). Von den Kumpels aus Militärzeiten, die Béchir als Büroordonnanz bei den Fallschirmgrenadieren absolvierte, blieb er im Kontakt mit dem Berner SVPler Adrian Amstutz. Auch Tina Turner und ihr
Partner Erwin Bach zählen zum Freundeskreis.

Die Hobbies

Die wenige Zeit, die Béchir neben Eventmanagement und Eventbesuchen bleibt, verbringt er am liebsten in den Bergen als Wanderer, Kletterer oder auf Skitouren. Inzwischen hat er eine weitere aufwendige Freizeitbeschäftigung gefunden: Er wühlt in seiner Vergangenheit. Béchir besitzt von jedem der 3000 Konzerte, die er zeit seines Lebens organisiert hat, ein Plakat und über die meisten eine Anekdote. Derzeit lässt er die Konzertanzeigen fotografieren und macht sich Notizen – er arbeitet an seiner Autobiografie.

Iris Kuhn Spogat
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