Für Mode-Fans ist der Fall klar: «Runway» steht für Laufsteg. Aviatiker sehen es leicht anders. Für sie steht «Runway» für Piste. Für Jennifer Hyman, Co-Gründerin und CEO der US-Modevermietungsfirma Rent the Runway, stimmt beides: Laufsteg und Piste. Eine Erfolgspiste, über die sie zuletzt bös hinausschoss.

Aber beginnen wir mit den guten Neuigkeiten. Denn eigentlich machte Jennifer Hyman (39) seit 2009 so ziemlich alles richtig. Damals gründete die Harvard-Absolventin zusammen mit Jennifer Fleiss die Firma Rent the Runway. Mitten im Pulverdampf der US-Wirtschafts- und Finanzkrise lagen die beiden Jennifer mit ihrer Idee goldrichtig: Mode über eine Online-Plattform vermieten. Über die Jahre wuchs sich die Sache zu einem wahren Fashion-Ökosystem aus. Unter Hymans Führung wuchs die Zahl der Labels auf 600 und die Zahl der Kundinnen auf 11 Millionen. So steil flog der Jet, dass Rent the Runway im Frühling 2019 eine Firmenbewertung von über 1 Milliarde Dollar erhielt. Zum Einhorn-Status kam Hyman just dann, als sie im neunten Monat schwanger war.

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Danach begann der Stotterflug. Pakete wurden nicht mehr pünktlich ausgeliefert, die Logistik war überfordert, Kundinnen gingen vor Ärger in die Luft. Hyman musste sich auf allen sozialen Kanälen entschuldigen und nahm keine neuen Abonnentinnen mehr an, um das System nicht zusätzlich zu überlasten. Beobachter glauben, dass Jennifer Hyman die Sache wieder hinbringt. Und mit ihrem One-Billion-Dollar-Baby neu durchstartet.

Ärger

Jennifer Hyman mag im Glamour-Business tätig sein. Doch das hält sie nicht davon ab, ungeschminkte Wahrheiten abzufeuern. Eine davon: Ihr Ärger darüber, dass sie es meist mit männlichen Kapitalgebern zu tun hat: «Ich brauche 25 Prozent meiner Zeit, um denen zu erklären, was wir machen.» Männliche Venture-Kapitalisten gäben sich keine Mühe, das System zu verstehen, und bauten einzig auf die Meinung ihrer Ehefrauen. Ein Investment-Ansatz, den sie sonst so nie pflegen würden, schäumt Hyman.

Ehre

In der Szene schaut man genau hin, was Jennifer Hyman mit ihrem Mietmodell erreicht hat. Das trug ihr im Frühling 2018 einen VR-Sitz bei Estée Lauder ein. Für den Kosmetik-Giganten eine Blutauffrischung. Für Hyman eine Ehre.

Flatrate

Eines der erfolgreichsten Modelle von Rent the Runway (Fans sagen «RTR») ist eine Art Mode-Flatrate-Abo. Kundinnen können monatlich vier Kleidungsstücke ausleihen und zahlen dafür 159 Dollar. Wie ein All-you-caneat-Buffet, bei dem man immer wieder nachschöpfen kann.

Andreas Güntert
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