Wer in der Schweiz auf dem Land unterwegs ist, sieht sie oft: Die «Stöckli». In diesen kleinen Häuschen auf dem Bauernhof verbrachten ältere Bauernpaare ihren Lebensabend. Solche Minihäuser kommen wieder in Mode:  Der Trend nach «Tiny Houses» hat nun auch die Schweiz erreicht.

Bereits verkaufen eine Reihe von Schweizer Unternehmen solche Häuser: Einer der Anbieter ist Kleinhaus. Das Minihaus ist mit einem Umfang von 4,35 Meter auf 14,5 Meter kleiner als ein Volleyballfeld. Und doch verfügt das Fertighaus aus deutscher Produktion über bis zu dreieinhalb Zimmer mit Küche, Bad und Heizung – die Bewohner haben 50 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.

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Ein Zimmer für alles

Das Minihaus des Zürcher Unternehmens Huber Swisshouse bietet den Bewohnern sogar nur 24 Quadratmeter Fläche. In dem Ein-Zimmer-Häuschen lässt sich aber gut leben – es ist mit Küche und Bad ausgestattet. Wer mehr Platz will, kann mehr als einer der aus Stahl gefertigten Module kaufen und sie – wie Schiffscontainer – aufeinanderstapeln oder nebeneinanderstellen. Auch bei Kleinhaus können Bauherren mehrere Minihäuser stapeln oder am Boden verbinden.

Beide Unternehmen rechnen mit einer grossen Nachfrage – Kleinhaus hat schon mehrere Häuser verkauft, bei Huber Swisshouse wurde das Minihaus erst vor kurzem entwickelt. Die Unternehmen können mit ihren Häusern gleich mehrere Vorteile bieten. Für die kleinen Gebäude ist nur wenig Bauland nötig.

Mehr Bedarf für kleine Flächen

Auch das Haus selber kommt Käufer in den meisten Fällen günstig zu stehen. Bei Kleinhaus sollten sie mit Ausgaben von etwa 250'000 Franken rechnen. Das Gebäude alleine kostet 150'000 Franken, hinzu kommen Kosten für das Fundament oder die Baubewilligung. Bei Huber Swisshouse müssen Bauherren für das schlüsselfertige Haus total etwa 100'000 Franken investieren, wenn sie keine Sonderwünsche haben.

Die gesellschaftliche Entwicklung spricht für den Erfolg der Minihäuser. Die Schweizer werden immer älter – viele ältere Menschen wollen nicht alleine oder zu zweit in einem grossen Haus oder einer grossen Wohnung leben. Auch jüngere Generationen wohnen immer häufiger als Single oder zu zweit. Am Markt lässt sich der Trend zu weniger Fläche schon beobachten, Kleinwohnungen und Mikroapartements sind gefragt.

Probleme bei der Hypothek

Ein wachsendes Interesse an Minihäusern sieht auch Credit-Suisse-Immobilienexperte Fredy Hasenmaile. «Der Markt ist aber erst im Entstehen begriffen.» In Deutschland oder Österreich sind kleine Häuser schon recht populär. Hierzulande ist die Grösse eines durchschnittlichen Einfamilienhauses laut Hasenmaile noch unverändert.

Der Experte sieht dennoch Potential für Kleinimmobilien, vor allem aus finanziellen Gründen: Viele Schweizer könnten sich ein grosses Haus heute nicht mehr leisten – ein kleines Haus lässt das Budget noch eher zu. Allerdings täten sich Banken schwer damit, Hypotheken für gewisse Minihäuser auszusprechen. Weil solche Gebäude aus vorfabrizierten Teilen bestehen, die teilweise einfach abtransportiert werden können, akzeptierten sie etliche Institute nicht als Sicherheit für den Kredit. «Hier muss die Branche noch Lösungen finden.»

Teurere Holzvariante

Wie wichtig der Kostenvorteil für den Erfolg von Mikrohäusern ist, zeigt das Beispiel von «smallhouse.ch»: Im Gegensatz zu den anderen beiden Angeboten ist dieses preisgekrönte Minihaus aus Holz. Sehr viele Leute interessierten sich für ihr Gebäude, sagt Marianne Kopp von der Firma koppmarcelbaut, die das Smallhouse vertreibt. Der Preis schreckt die meisten Interessenten aber wieder ab  – bis zum Einzug müssen Bauherren mit Gesamtkosten von 350'000 bis 450'000 Franken (inklusive Fundamente, Werkleitungen, Baunebenkosten) rechnen.