Es ist nicht der Zufall, der es will, dass sich in der Arktis östlich von Spitzbergen der Eisbär in stoischer Gelassenheit keine fünfzig Meter vor dem Bug der «Silver Explorer» auf einer Eisscholle räkelt. Nein, nicht der Zufall will es so, sondern der Kapitän dieses speziell für schwierige Passagen durch Treib- und Packeis gebauten Expeditionsschiffs der Nobelreederei Silversea Cruises.

Er möchte das genau jetzt so, zum Sonnenuntergang, makellos dargeboten wie in einem Werbefilm, inklusive Champagner und Kaviarhäppchen. Sein scharfer Blick und die langjährige Expeditionserfahrung seiner nautischen Crew machen die Optimierung dieses raren Naturerlebnisses möglich. Seit Tagen haben alle an Bord auf diesen Glücksmoment gewartet, denn der weisse Riese gehört zu einer Polarreise einfach dazu – egal, wie viele Wale, Delfine, Robben und Rentiere man bereits gesichtet hat. Wenige Minuten nachdem der Kapitän das Schiff gestoppt und über Lautsprecher «Eisbär backbord voraus!» gemeldet hat, sind die Aussendecks voll. Und es herrscht ehrfürchtige Stille. Jeder möchte für sich sein. Weil alle spüren, dass es etwas festzuhalten gibt, was schnell vorbei sein wird. Ein überwältigender Moment in dieser fast ausserirdischen Eislandschaft.

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In der Arktis wird jeder Mitreisende selbst zum Entdecker – begleitet von Biologen, Geologen und Ethnologen, die einem die Naturwunder erklären, die draussen vorüberziehen. Beim Abendessen schnappt die Stimmung an Bord über. Strahlende Gesichter. Auch das Funkeln in den Augen des Kapitäns zeugt davon, dass er über die gelungene Inszenierung des Bären in freier Wildbahn erleichtert ist. Denn die stark wetterabhängigen Bedingungen erfordern oftmals eine rollende Reiseplanung.

Entdeckeratmosphäre. Je weiter man im Nördlichen Eismeer vorankommt, desto besser versteht man, was legendäre Entdecker wie Roald Amundsen und Sir John Franklin antrieb: dahin vorzudringen, wo kein Weg hinführt, wo kein Hafen und keine Menschen warten. Während weniger Wochen im Spätsommer unternehmen manche Expeditionsschiffe wie die «Silver Explorer» oder die «MS Hanseatic» der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd die legendäre Nordwestpassage rund um Nordkanada von Grönland nach Alaska.

Auf der anderen Seite der Weltkugel, am Südpol, gibt es in der Antarktis zwar auch jede Menge Eis. Aber statt Bären sind hier zahllose Pinguine und Albatrosse zu bestaunen, und die Begegnungen mit Buckelwalen lassen einem schier das Blut in den Adern gefrieren – insbesondere wenn man die Kolosse aus nächster Nähe von einem Zodiac-Schlauchboot aus erlebt. Für Expeditionsschiffe befahrbar ist der unberührte Kontinent zwischen November und März. Die klassische Route, die etwa von der französischen «L’Austral» oder der skandinavischen «Fram» angeboten wird, führt in rund zwei Wochen von Ushuaia im Süden Argentiniens über die Falklandinseln und Südgeorgien zur antarktischen Halbinsel und von dort via die Drakestrasse zum argentinischen Festland zurück.

Bei den Riesenschildkröten. Nicht nur in den Polarmeeren, sondern auch auf den Galapagosinseln können entdeckungsfreudige Kreuzfahrer fernab von jedem Massentourismus das ungewisse Extra erleben. Keine andere Inselgruppe der Erde ist so gut vor unkontrollierter Zuwanderung, systematischer Überfischung oder der zerstörerischen Invasion fremder Arten geschützt wie das von der Unesco zum Weltnaturerbe erklärte Archipel tausend Kilometer westlich der Küste Ecuadors. Auf keinem anderen Flecken des Planeten ist der Biodiversitätsgrad auch nur annähernd so hoch wie hier.

Erloschene Vulkane bilden die Landschaftskulisse für die Riesenschildkröten, Leguane, Pelikane, Flamingos und Darwinfinken, welche die Inselgruppe im östlichen Pazifik bevölkern. Die für Galapagos zugelassenen Expeditionsschiffe – etwa die «Celebrity Xpedition», die «National Geographic Islander» oder die im Oktober debütierende «Silver Galapagos» – müssen hohe Anforderungen punkto Naturschutz erfüllen.

Ein sinnbetörendes Vergnügen für die Kleinen der Kreuzfahrtbranche, etwa die «Seabourn Quest» oder die «Silver Cloud», ist eine Reise auf dem brasilianischen Gebiet des Amazonas. So intensiv, unmittelbar und dennoch komfortabel ist dieser gewaltige Strom anders nicht zu erleben. Der Amazonas entwässert den grössten zusammenhängenden tropischen Regenwald und bietet ungezählten Tier- und Pflanzenarten beste Lebensgrundlagen. Immer wieder zweigen Nebenflüsse ab, in denen manche Luxusschiffe mit geringem Tiefgang ihre Zodiacs zu Wasser lassen, um ihre Passagiere durch noch schmalere Seitenarme weit in das dichte Grün hineinzuführen. Rundherum quakt, zirpt, ziept, quietscht, pfeift, keift, krächzt, knurrt, jault, röhrt, piepst, brüllt, zischt und zwitschert es. Eine Amazonaspassage bis zur Dschungelstadt Manaus ist ein Fest der Sinne, sowohl für die Augen als auch für die Ohren. Zu schaffen macht manchen freilich die feuchte Hitze.

Karibisches Inselhüpfen. Wer nicht auf türkisblaues Meer und schneeweisse Karibikstrände verzichten, jedoch abseits der Riesendampfer-Routen reisen und sich nicht auf eine einzige Traumdestination beschränken will, den begeistert eine Kreuzfahrt entlang den kleineren Inseln der Kleinen Antillen. Der Platzhirsch unter den hiesigen Schiffen, mit wöchentlichen Abfahrten in den Wintermonaten, ist die «SeaDream». Sie nimmt mit dem Ambiente eines Privatclubs und dem Look einer Milliardärsyacht für sich ein und verfügt über ein Wassersport-Plateau am Heck. Ausserdem gleitet sie zwischen den Inseln hindurch und hinein in die schönsten Buchten von St. Barth, Tobago, St. Lucia, Saba, Jost Van Dyke und Iles des Saintes. Legt die Superyacht zwischendurch einmal an grösseren Inseln wie Antigua, Barbados oder St. Martin an, dann meist an wildromantischen Küsten und in kleinen Häfen, an denen die Megaliner nur vorbeifahren.

Wer mehr Platz und Wahlmöglichkeiten an Bord sucht, als die «SeaDream« bieten kann, ist auf der zweiwöchigen Karibikreise der «MS Europa» im kommenden Dezember genau richtig. Die 204 Kabinen sind so komfortabel wie erstklassige Hotelzimmer – aber mit dem entscheidenden Vorteil, dass die Passagiere jeden Tag an einem anderen spannenden Ort aufwachen. Der deutsche Ozeankreuzer macht die Inselgruppe der Kleinen Antillen perfekt erlebbar, nicht zuletzt mit den dreizehn hoch motorisierten Zodiac-Booten, die immer dort zum Einsatz kommen, wo es an Land etwas zu entdecken gibt.

Behütet ins Abenteuer. Die Südsee ist eines der klassischen Sehnsuchtsziele – und ein wahrer Hit für Schiffsreisende. Der östlichste Teil des Südpazifiks, mit den verheissungsvollen Tropeninseln Bora Bora, Tahaa, Huahine, Moorea, Cook Islands, Rarotonga und Fidschi, lässt sich auf ein- bis zweiwöchigen Reiserouten ab Papeete auf Tahiti erkunden, am stilvollsten mit der «Paul Gauguin», einem speziell für Kreuzfahrten in Französisch-Polynesien konzipierten Schiff. Direkt von der Marina-Plattform werden Tauch- und Schnorchelkurse sowie Tauchexkursionen in die intakte Korallen-Unterwasserlandschaft angeboten.

Der Trend zu aussergewöhnlichen Kreuzfahrten manifestiert sich derzeit am stärksten in Down Under. Zu den spektakulären Schiffsrevieren zählt die Kimberley-Region im Nordwesten von Australien. Diese fasziniert mit einer wild zerklüfteten Küste, schroffen Bergmassiven, tiefen Canyons, tropischen Regenwäldern und fast unendlich weiten Savannen. Die ideale Reiseform in dieser menschenleeren, schwer zugänglichen Wildnis ist ein kompaktes Schiff mit sehr geringem Tiefgang.

Wer nicht aufs Portemonnaie zu achten braucht, wählt die «True North»: Maximal 36 Passagiere fahren mit, eine gute Portion Spontaneität ist wesentlicher Bestandteil jeder Reise. Nicht der Fahrplan entscheidet, sondern der Augenblick. Neben sechs Expeditionsbooten für prickelnde Naturerlebnisse und geruhsame Angelnachmittage (die Reiseleiter sind auch Experten im Fischen jeglicher Kaliber) steht jederzeit ein bordeigener Helikopter für Ausflüge zur Verfügung – das ist einmalig in der gesamten Kreuzfahrtenwelt. Wobei «Kreuzfahrt» ohnehin kein treffender Begriff für diese Art von Schiffsreisen ist. Eher hat man das Gefühl, auf einem fliegenden Teppich zu Traumzielen abzuheben, von denen die meisten Menschen noch nie gehört haben.