Hoeness' ehemaliger Banker, der Schweizer Jürg Hügli, befindet sich offenbar auf der Flucht vor den deutschen und polnischen Justizbehörden. Am 11. November soll sich der 61-Jährige zum letzten Mal entsprechend seiner Meldeauflagen bei einer polizeilichen Dienststelle zurückgemeldet haben. Das berichtet das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» auf seiner Webseite. Wenige Tage später setzte sich Hügli demnach in die Schweiz ab.

«Die Person hat uns nachträglich über ihre Rückkehr in die Schweiz informiert», erklärte ein Sprecher seines Arbeitgebers, der Bank Vontobel, gegenüber sda. Er habe sich in ärztliche Behandlung begeben.

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Hoeness' Banker soll sich am Zürichsee aufhalten

Der langjährige Leiter der Devisenabteilung des Zürcher Bankhauses Vontobel war am 22. Oktober wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung mit einem internationalen Haftbefehl an seinem Warschauer Zweitwohnsitz festgenommen worden. Nachdem Vontobel eine Kaution von knapp 300’000 Schweizer Franken gezahlt hatte, kam er unter strengen Meldeauflagen wieder auf freien Fuss. Der Banker musste seinen Reisepass abgeben und sich alle zwei Tage bei der Polizei in Warschau melden.

Der Banker, der sich offenbar in seinem Haus am Zürichsee aufhält, ist dort zunächst vor dem Zugriff der deutschen Justiz sicher, heisst es in dem Bericht. Die Schweiz liefert ihre Staatsbürger wegen Steuerdelikten nicht aus. Weder die Staatsanwaltschaft München II noch Hüglis deutscher Anwalt wollten sich auf Anfrage des Spiegel zu der Flucht äussern.

Wichtigster Vertrauter des Ex-Bayern-Bosses

Vontobel-Angaben zufolge wird sich Hügli nun aus der Schweiz den möglichen Fragen der deutschen Behörden stellen und nimmt dafür einen deutschen Anwalt, berichtet die sda. Die von der Bank vorgeschossene Kaution habe der Mann inzwischen an das Institut zurückbezahlt.

Die Rolle des Bankers war im Prozess gegen Hoeness öffentlich zur Sprache gekommen. Hügli war in Geldangelegenheiten der wichtigste Vertraute des Ex-Bayern-Bosses. Der Top-Banker betreute die Millionendeals des Fussballmanagers schon seit Ende der Neunzigerjahre, wickelte zahlreiche Geschäfte mit dem nun zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilten Hoeness ab. Die Staatsanwaltschaft München II erliess laut Spiegel bereits im Juni einen europäischen Haftbefehl gegen Hügli, der Vorwurf lautet: Beihilfe zur Steuerhinterziehung in sieben Fällen. Zur Dauer einer möglichen Strafe schreiben die Ermittler, diese läge bei «insgesamt höchstens 15 Jahren».

Verheimlichung der Geschäfte erleichtert

Im Haftbefehl, der dem Spiegel vorliegen soll, erläutern die Ermittler auch die Zusammenarbeit von Hoeness und Hügli: «Die Geschäfte wurden ausschliesslich telefonisch abgewickelt und die Belege banklagernd verwahrt. Dadurch wurde, wie der Beschuldigte Hügli wusste, die Verheimlichung der Geschäfte vor dem deutschen Fiskus ermöglicht, beziehungsweise wesentlich erleichtert.»

Das Landgericht München hatte Hoeness im März wegen Steuerhinterziehung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Der 62-Jährige, der daraufhin von seinen Ämtern beim FC Bayern zurücktrat, verbüsst diese Strafe zur Zeit in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech.

(lro/moh/ccr)