Seit dem Wochenende wissen wir, wie es heissen wird: iPhone X. Das Jubiläums-Smartphone, mit dem Apple zum runden Geburtstag punkten will. Zehn Jahre ist es her, seit Steve Jobs das «iPhone 2G» präsentierte – und die Handywelt revolutionierte.

Dabei hat heute kaum jemand noch präsent, was denn eigentlich der geniale Kniff von Apple war: der Verzicht auf die Tastatur. Das ausgereifte Touch Pad war es, was das iPhone von seinen klobigen, technokratischen Konkurrenten unterschied. Als Jobs demonstrierte, wie er sich mit einem eleganten Wischen durch die Songliste eines Beatles-Albums scrollen konnte, ging ein Raunen durch das Publikum.

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Apple ist nicht mehr wegzudenken

Heute ist Apple als dominanter Player im Smartphone-Markt nicht wegzudenken – ähnlich, wie unser Alltag ohne mobiles Surfen, Swypen und Chatten unvorstellbar geworden ist. Doch diese Realität ist weniger selbstverständlich, als wir heute oft denken. Tatsächlich hatte Apple noch im Jahr 2010, drei Jahre nach der Präsentation des iPhone, einen Marktanteil von gerade einmal 3 Prozent.


Das meistverkaufte Produkt von Apple war in dieser Zeit ausserdem nach wie vor der iPod – der Welterfolg und Bestseller, dessen Verkäufe seit 2014 bei Apple in die Kategorie «Anderes» einfliessen, so sehr sind sie zurückgegangen. Dennoch brauchte das iPhone drei Jahre Anlauf, bis es den iPod tatsächlich überrunden konnte.

Wenn die Dominanz des iPhone in den heimischen Hosentaschen nicht so schnell klar war – es lohnte sich für Apple, dranzubleiben. Bereits 2010 nahm das Unternehmen ein Vielfaches mit dem iPhone ein, als mit dem ungleich günstigeren iPod. Seitdem geht es fast durchgehend steil aufwärts. Das iPhone 8, so kalkulieren Experten, wird Apple noch einmal ein sattes Plus bescheren. Es wird damit gerechnet, dass beim iPhone 8 besonders viele Nutzer ihr altes Gerät gegen ein neues austauschen. «Das könnte für Apple ein Volumenwachstum von 8 bis 10 Prozent für das Geschäftsjahr 2018 bedeuten», sagt Uwe Neumann, Telekommunikationsexperte der Credit Suisse. «Zudem wird erwartet, dass Apple auch den durchschnittlichen Verkaufspreis in seinem iPhone-Geschäft um 10 Prozent steigern kann.»

Diese Aussichten sind für Apple erfreulich, die Dominanz am Smartphonemarkt ist damit keineswegs gesichert. Schliesslich boomte der iPod in seinen letzten Jahren auch noch kräftig, bevor es vom Smartphone verdrängt wurde. Wenn die Innovation also fehlt, birgt das Risiken.


Während der Smartphone-Markt noch satte Gewinne abwirft, suchen die Hersteller bereits nach dem nächsten grossen Ding. Experte Neumann sieht hier Augmented Reality (AR) auf dem Vormarsch. «Es können bald smarte, vernetzte Brillen auf den Markt kommen, die das Smartphone langfristig ersetzen». Er sieht hier aber auch gute Chancen für Apple: «Das neue iPhone 8 soll innovative AR-Applikationen beinhalten und Apple hat im Juni seine Plattform für Entwickler von AR-Applikationen geöffnet. Apple dürfte also den Transformationsprozess vom Smartphone hin zum Brillendisplay mitbestimmen.»

Was auch immer die Zukunft bringt, es lohnt, die Geschwindigkeit des Wandels nicht zu vergessen. Es ist erst wenige Jahre her, dass der Smartphonemarkt komplett anders aussah. Die Handyverkäufe im Jahr 2000 demonstrieren die Dominanz von Nokia, die noch mehr als ein Jahrzehnt anhalten sollte, um dann abrupt zu enden.


Alle grossen Player von der Jahrtausendwende sind von der Bildfläche verschwunden oder tragen wie Motorola, das jetzt zu Lenovo gehört, einen neuen Namen. Im Jahr 2000 sah die Mobilfunkwelt noch vollkommen anders aus als heute, einzig Samsung spielte bereits eine kleine Rolle im Geschäft.

Bereits fünf Jahre später zeigen sich Veränderungen, wenn auch die Neuordnung des Markts noch im Werden ist. Samsung hat an Bedeutung gewonnen, das wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. LG, Sony Ericsson und Siemens kämpfen gegen den Abstieg zu Randmarken. Diesen Kampf sollten sie verlieren. Dafür tauchen bald erstmals die Player auf, die heute dominieren.

Im Jahr 2015 zeigt sich die Welt dann so, wie wir sie heute kennen: Apple und Samsung beherrschen den Markt, Nokia als Marktführer überrundet und vergessen. Neue Konkurrenz kommt aus China: Die Hersteller holen rasch auf. Vor allem Huawei hat grosse Ambitionen und investiert in Europa. Im chinesischen Markt dominieren die heimischen Anbieter ohnehin äusserst deutlich. Dort kommen Apple und Samsung im zweiten Quartal 2017 gerade einmal auf 8 Prozent respektive 3 Prozent, wie Statista berichtet, während Huawei, Oppo und Vivo deutlich vorne liegen.

Wer also den Smartphone-Markt gesättigt und ausbalanciert wähnt, kann Überraschungen erleben. Die Karten für die kommenden Jahre sind noch nicht verteilt. Statista erwartet, dass im Jahr 2020 nochmal gut eine Milliarde Menschen mehr ein Smartphone besitzen werden, dann 5,6 Milliarden. Das würde dann einem Anteil von 72 Prozent der Weltbevölkerung entsprechend. Ob die Mehrheit dieser neuen Handys aus chinesischer oder aus amerikanischer Produktion stammen, ist noch offen.