Eine Kinderkrippengruppe im Gänsemarsch, in Zweierreihe und Händchen haltend, passiert kürzlich meine Strasse entlang dem Zürichsee. Ein Kopf nach dem anderen ruckt herum, darunter erstaunlich viele Mädchen. Flache Silhouette, lange Front und kurzes Heck, garniert mit satter Röhre, das weckt offensichtlich nach wie vor urtümliches Verlangen – intellektuell verarbeitetes Interesse kann es bei den Kleinen in ihren Warnwesten noch nicht sein.

Das also als ideologiefreie Feldstudie zum Thema «Die jungen Leute mögen keine Autos mehr». Solche oder artverwandte Expertisen lese ich immer häufiger in hiesigen Tageszeitungen und spüre gelegentlich Anflüge von Resignation – da tut so ein Ausflug in die Wirklichkeit gut. Vorerst transportiere ich meinen Jutebeutel noch nicht mit dem Liegefahrrad.

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Niedriger, schmaler, leichter und länger

Beim neuen Toyota Supra kann man tatsächlich schwach werden. Benannt nach einer japanischen Sportwagenlegende ist der neue Supra ein verkappter, optisch heiss gemachter BMW Z4. Die Hersteller entwickelten gemeinsam, innen blubbert jeweils einer der famosen BMW-Reihensechszylinder. Die Bayern bauen ein Cabrio, die Japaner ein Coupé. Trotz identischer Basis ist der Supra niedriger, schmaler, leichter und länger als der Z4, wirkt zudem aussen im Design etwas nervöser, sprunghafter vielleicht.

Bei der Front mit ihrem fetten, dreiteiligen Lufteinlass und der Nase zwischen den zusammengekniffenen «Augen» (vulgo Scheinwerfern) fühlte ich mich an ein aggressiv blickendes Insekt erinnert – der Vergleich ist positiv gemeint. Sogar Mechaniker konkurrierender Marken, bei denen ich vorfuhr, waren begeistert. Die Kommentare reichten von «coole Schleuder» bis «Darf ich mal reinsitzen?».

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Verkappter BMW Z4: Die BMW-Schule ist im Interieur des Toyota Supra deutlich erkennbar.

Quelle: ZVG

Ein Auto, das mehr liefert

Im Interieur erkennt man die BMW-Schule sofort, am Motor ohnehin: Der Supra fährt sich wie ein echter Sportler. Beim Preis herrscht praktisch Gleichstand, bei der Fertigungsqualität ohnehin – beide Modelle laufen bei Magna Steyr vom Band.

Da könnte der kleine Image-Vorsprung des Premium-BMW gegenüber Japans Massenmarke ein Vorteil sein. Dafür kann der Supra 70 Kilo mehr Gepäck zuladen, und hinter den Sitzen öffnet sich eine praktische Durchreiche in den Kofferraum.

Alles in allem wirkt der Z4 etwas gediegener. Der Supra springt dafür regelrecht ins Auge: An der vorletzten Ampel, vor der Rückgabe an den Toyota-Importeur, wurde ich (genauer: das Auto) sogar noch fotografiert. Mit wie vielen anderen Modellen passiert das schon? Wie ich letztes Mal versprochen hatte: Ein Auto, das mehr liefert, als man braucht, nämlich Spass! Mögen Sie Spass? Dann los!

Toyota Supra
Antrieb: 3-Liter-Benziner, Sechszylinder
Verbrauch: 7,5 Liter Super
Leistung: 340 PS (250 kW)
0–100 km/h: 4,3 s
Vmax: 250 km/h
Preis: ab 79 900 Franken

Dirk Ruschmann
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