Halten wir es mit dem Bonmot des früheren Bundesrates Adolf Ogi: «Freude herrscht». So lässt sich das Resultat der Schweizer Uhrenindustrie für 2011 ebenso knapp wie trefflich kommentieren. Mit Stolz blicken die Uhrenfirmen im Jurabogen zwischen Genf und Schaffhausen auf das beste Jahr aller Zeiten zurück. Noch nie in der Geschichte exportierte sie Waren im Wert von beinahe 19,3 Milliarden Franken. Wenn man 2010 und die Basiseffekte, bezogen auf das vorangegangene Krisenjahr, ausblendet, stellen 19,2 Prozent zudem einen 20-Jahres-Rekord beim Wachstum dar.

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Die Swatch Group der Hayeks hat diesen Wert mit 21,7 Prozent sogar noch übertroffen. Der Bruttoumsatz erreichte erstmals 7,143 Milliarden Franken. Negativ wirkten sich auf die Bieler Gruppe Währungseffekte und gestiegene Rohstoffpreise aus. So beeinträchtigten Euro- sowie Dollar-Schwäche den Umsatz um zirka 700 Millionen Franken. Auch der Bruttogewinn litt: 1,614 Milliarden Franken machen ein Plus von «nur» 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Anderseits stieg die operative Marge allen Widernissen zum Trotz um 0,4 auf 23,9 Prozent. Der Konzerngewinn legte um 18,1 Prozent auf 1,276 Milliarden Franken zu.

Steil nach oben ging es auch bei den Beschäftigten bei Omega & Co. 2800 Neueinstellungen im Jahr 2011 in der Swatch-Gruppe trugen erheblich zum Mega-Erfolg der Welt-Nummer eins bei.

Fast die Hälfte des Umsatzes in Asien

Dass der Ferne Osten und hier namentlich der chinesische Markt den Löwenanteil zu den beispiellosen Erfolgen der Uhrenexporte beiträgt, hat sich längst herumgesprochen. Als einsamer Spitzenreiter fungiert Hongkong. Die dorthin gelieferten Produkte im Wert von 4,085 Milliarden Franken (+28,3 Prozent) gehen – steuerlich bedingt – nach dem Kauf in Hongkong zu einem guten Teil nach Festland-China. Dass China mit Importen in Höhe von 1,636 Milliarden Franken und 48,7 Prozent Zunahme auf Platz drei vorgerückt ist (siehe Tabelle), ist angesichts des Luxushungers zunehmend vermögender Einwohner kein Wunder.

Die stark zunehmende Bedeutung des asiatischen Raums für die Schweizer Uhrenindustrie lässt sich damit beim besten Willen nicht übersehen. Und auch nicht mehr ignorieren. Wobei sich die Branche bewusst ist: Asien – allen voran China – kann zum Klumpenrisiko werden. Was passiert, wenn dieser Markt – aus welchen Gründen auch immer – krankt?

Auch beim Richemont-Konzern, dessen Geschäftsjahr bis zum 31. März währt, steht der asiatisch-pazifische Raum hoch im Kurs. Richemonts Luxusmarken katapultierten den Luxusmulti mit Hauptsitz in Genf um 36 Prozent nach oben. Mit entsprechend positiven Auswirkungen auf den Gewinn, wie Chief Executive Officer Johann Rupert seinen Aktionären für den Abschluss 2011/12 prophezeit.

Es geht im gleichen Tempo weiter

Auch wenn man den Tag nicht vor dem Abend loben soll, so dominiert in der Uhrenbranche für 2012 Zuversicht. Im Januar schrieben die Schweizer Produzenten Exporte von 1,332 Millarden Franken; dies entspricht einem neuerlichen Zuwachs von 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Hintergrund weiss man zudem, dass selbst Mega-Ereignisse wie die Umweltkatastrophe von Fukushima oder die Auseinandersetzungen in Nordafrika und im Mittleren Osten zwar lokal den Geschäftsgang zu beeinflussen vermögen, aber – wie die Erfahrungen von 2011 zeigen – letztlich nicht zu einem globalen Einbruch in der Nachfrage nach Luxus führen.

Selbst der starke Franken vermag, geografisch allerdings unterschiedlich, letztlich das Wachstum nicht zu bremsen. Was sich mit den 2011 verkauften 29,8 Millionen Armbanduhren beweisen lässt. Für diese lösten die Hersteller 18,1 Milliarden Franken. Das brachte beim Wert 19,3 Prozent Wachstum gegenüber nur 13,8 Prozent bei den Stückzahlen. Das heisst: Der Durchschnittspreis steigt – und die Nachfrage auch. Das gilt letztlich für alle Uhrentypen und Gehäusematerialien. Rund 15 Millionen Zeitmesser besassen stählerne Schalen, gut 4 Millionen solche aus Aluminium. Angesichts exorbitanter Edelmetallpreise wuchs Massivgoldenes mit 26,5 Prozent am signifikantesten. Bicolor brachte es immerhin auf +24,7 Prozent.

In diesem Sinne verzeichneten Luxus-Ticker mit Exportpreisen jenseits von 3000 Franken den grössten Zuwachs. Aufwendige Mechanik und edle Steine bescherten 21,8 Prozent höhere Resultate als 2010. Mit einem Plus von 14,9 Prozent schlugen Uhren zwischen 500 und 3000 Franken zu Buche, mit 20 Prozent diejenigen zwischen 200 und 500 Franken. Alles darunter legte gegenüber dem Vorjahr nur um 11,7 Prozent zu.

Basel ist der wichtigste Treffpunkt der Uhren- und Schmuckwelt: An der 40. «BaselWorld» präsentieren vom 8. bis zum 16. März 2012 über 1800 Aussteller ihre Neuheiten. Erwartet werden 100000 Fachbesucher.

Schweizer Uhrenexporte in Zahlen