Ab Montag, 22. Juni, werden die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus weitgehend aufgehoben. Einzig Grossveranstaltungen bleiben bis Ende August verboten. Das hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom Freitag beschlossen.

Die neuesten Lockerungsmassnahmen:

  •  Die Sperrstunde («Polizeistunde») für Restaurants, Cafés, Discos und Nachtclubs gilt nicht mehr. Auch besteht in Restaurants keine Sitzpflicht mehr.
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  • Der Mindestabstand zwischen zwei Personen wird von 2 Metern auf 1,5 Meter reduziert. Der Abstand kann weiterhin unterschritten werden, wenn eine Maske getragen wird oder Trennwände vorhanden sind. Bei Veranstaltungen mit festen Sitzplätzen, zum Beispiel im Konzert oder im Kino, reicht das Leerlassen eines Sitzes. Falls an Veranstaltungen, Anlässen oder in Schulen die Distanzmassnahmen nicht möglich sind, müssen Kontaktlisten geführt werden.
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  • Veranstaltungen und Versammlungen mit bis zu 1000 Personen sind wieder erlaubt. Das Nachverfolgen von Kontakten muss aber stets möglich sein. Der Veranstalter muss sicherstellen, dass die Zahl der maximal zu kontaktierenden Personen nicht grösser als 300 ist, etwa durch die Unterteilung in Sektoren. Die Kantone können diese Grenze auch herabsetzen.
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  • Keine Obergrenze für Anzahl Demo-Teilnehmer, es gilt aber eine Maskentragpflicht. Diese Änderung für politische und zivilgesellschaftliche Kundgebungen gelten bereits ab diesem Samstag (20. 6.).
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  • Die Homeoffice-Empfehlung wird aufgehoben. Die Entscheidung darüber, ob die Arbeitnehmenden zu Hause oder im Büro arbeiten sollen, ist zukünftig dem Arbeitgeber überlassen. Ebenso sind die Vorgaben zum Schutz der Gruppe besonders gefährdeter Personen aufgehoben. Auch diese können wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Der Arbeitgeber ist aber verpflichtet, die Gesundheit der Arbeitnehmenden mit entsprechenden Massnahmen zu schützen.
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  • Vereinfachte und vereinheitlichte Schutzkonzepte: Alle öffentlich zugänglichen Orte müssen über ein Schutzkonzept verfügen; auf spezifische Regeln für einzelne Kategorien von Betrieben, Veranstaltungen oder Bildungseinrichtungen wird verzichtet. 
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Detailhandel in Grossbritannien zieht wieder an

In Grossbritannien ziehen nach einem Rekordeinbruch des Detailhandelsumsatzes wegen der Coronakrise die Branchengeschäfte wieder an. Im Zuge der Lockerungen stiegen die Erlöse im Mai um zwölf Prozent zum Vormonat und damit so stark wie noch nie.

Dies teilte das nationale Statistikamt am Freitag mit. Im April waren die Erlöse wegen der strikten Eindämmungsmassnahmen und Geschäftsschliessungen allerdings noch in historischem Ausmass um 18 Prozent geschrumpft.

Dass sich der Umsatz nur allmählich normalisiert, zeigt auch der Vorjahresvergleich: Hier gab es ein Minus zum Mai 2019 um gut 13 Prozent. Die Mai-Daten seien noch kein Signal, dass der Wirtschaft eine rasche Erholung gelinge, sagte Samuel Tombs, Analyst bei Pantheon Macroeconomics.

Gastrobranche in Deutschland bricht um 75 Prozent ein

Die Betriebsschliessungen wegen der Corona-Pandemie sorgen bei den Restaurants und Hotels für einen nie dagewesenen Umsatzeinbruch.

Die Erlöse des deutschen Gastgewerbes fielen im April 75,2 Prozent niedriger aus als im Vorjahresjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Verglichen mit dem Vormonat gab es einen Einbruch von mehr als 56 Prozent. Alle Branchen des Gastgewerbes wiesen die grössten Umsatzeinbussen seit Beginn der Statistik 1994 auf.

Die Hotels und sonstigen Beherbergungsunternehmen meldeten mit real 88,6 Prozent einen überdurchschnittlichen Umsatzeinbruch im Vergleich zum April 2019. In der Gastronomie gab es einen Rückgang um 68,5 Prozent, wobei die Caterer mit minus 53,2 Prozent noch vergleichsweise glimpflich davonkamen. 

Die britische Zentralbank hat ihre Geldpolitik in der Corona-Krise weiter gelockert. Wie die Bank of England am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung in London mitteilte, erhöht sie das Volumen ihrer Wertpapierkäufe um 100 Milliarden auf 745 Milliarden Pfund (832 Mrd Euro). Den Leitzins beliess die Notenbank auf 0,1 Prozent.

Die Anleihekäufe dürften nach Einschätzung der Notenbank bis etwa Ende des Jahres laufen. Obwohl das Gesamtvolumen erhöht wurde, ist das Tempo der Käufe jetzt geringer als zuvor. Die BoE hat ihre Geldpolitik in der Corona-Krise erheblich gelockert. Sie reagierte mit Zinssenkungen an die Nulllinie heran, Wertpapierkäufen in Milliardenhöhe und Kreditprogrammen zur Stützung der Wirtschaft.

Deutsche Reiseanbieter angeschlagen

Die Coronakrise setzt den deutschen Reiseanbietern besonders stark zu. Die Umsätze von Reisebüros und -veranstaltern sowie sonstigen Reservierungsdienstleistern brachen im ersten Quartal um rund 23 Prozent zum vorangegangenen Vierteljahr ein. «Dies ist der stärkste Umsatzeinbruch in der Reisebranche seit 2008», teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag mit.

Ob die kürzlich gelockerten Reisevorschriften der Branche Aufwind verleihen werden, hängt nicht zuletzt von der Reise- und Ausgabebereitschaft der deutschen Verbraucher ab.

Corona-Infektionen in Peking

Nach dem neuen Ausbruch des Coronavirus bleibt die Lage in der Peking angespannt. Offiziell meldet die Hauptstadt 31 neue Infizierte. Damit gibt es seit vergangenem Donnerstag 137 bestätigte Infektionen in der 20-Millionen-Metropole.

Als Reaktion auf den neuen Ausbruch riefen die Behörden die zweithöchste Sicherheitsstufe aus, womit Peking teilweise abgeriegelt wird. Flüge aus und in die Hauptstadt wurden drastisch reduziert – inzwischen wurden 1'250 Flüge gestrichen.

Bewohner aus Stadtteilen, in denen das Risiko als «mittel» oder «hoch» eingestuft wurde, dürfen Peking nicht mehr verlassen, um zu verhindern, dass sich der neue Ausbruch auf andere Teile des Landes ausweitet. Auch alle anderen Pekinger dürfen nur noch reisen, wenn sie einen negativen Coronatest vorlegen können. Auch die Schulen wurden wieder geschlossen. (sda)

Autoabsatz in EU weiter unter Druck

Die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie haben den Autoabsatz in der EU auch im Mai stark unter Druck gesetzt. Dank der Lockerungen für Autohäuser in vielen Ländern fiel der Einbruch der Neuzulassungen im Vergleich zum April jedoch deutlich geringer aus.

Insgesamt wurden in der Europäischen Union 581'000 Autos neu zugelassen und damit gut 52 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie der europäische Branchenverband Acea am Mittwoch in Brüssel mitteilte. Das waren immerhin mehr als doppelt so viele Autos wie im April, als sich der Einbruch auf 76 Prozent belaufen hatte.

In den wichtigen Märkten Deutschland, Frankreich und Italien lag der Rückgang im Mai mit rund 50 Prozent etwa im Durchschnitt aller EU-Länder. In Spanien fiel er mit rund 73 Prozent deutlich stärker aus. In Grossbritannien - das nicht mehr zur EU zählt - brachen die Neuzulassungen sogar um 89 Prozent ein.

Powell: Corona-Pandemie muss vorbei sein, bevor Erholung kommt

Die angeschlagene US-Wirtschaft kann sich nach Ansicht der Notenbank Fed erst völlig erholen, wenn die Bürger von der Eindämmung der Corona-Pandemie überzeugt sind. Entsprechend äusserte sich Fed-Chef Jerome Powell am Dienstag bei einer halbjährlichen Anhörung vor dem Kongress.

Er sagte in der Video-Konferenz, direkte Hilfen für Haushalte und Firmen könnten den entscheidenden Unterschied machen, um den langfristigen Schaden für die Wirtschaft zu begrenzen.

Zu Wochenbeginn hatte die Fed ihr als «Main Street Lending Facility» bekanntes Programm mit einem Gesamtvolumen von 600 Milliarden Dollar gestartet. Es soll Firmen mit bis zu 15'000 Mitarbeitern oder einem Umsatz von höchstens 5 Milliarden Dollar helfen, die Krise besser zu überstehen. 

Seco-Ökonomen sind wieder etwas optimistischer

Das Coronavirus wird die Schweizer Wirtschaft hart treffen. Die Ökonomen des Bundes rechnen aber nicht mehr mit einem gar so drastischen Rückgang wie zuletzt.

Konkret schätzt die Expertengruppe des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), dass das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) im laufenden Jahr um 6,2 Prozent schrumpfen wird. Bei ihrer letzten Einschätzung im April war sie noch von einem Rückgang von 6,7 Prozent ausgegangen.

Die kurzfristigen Aussichten hätten sich aufgehellt, heisst es in einer Mitteilung des Seco vom Dienstag. Denn dank der rapide gesunkenen Covid-19-Fallzahlen hätten die gesundheitspolitischen Massnahmen ab Ende April etwas zügiger gelockert werden können als bei der letzten Prognose angenommen.

Gleichwohl erwarten die Bundesökonomen im laufenden Jahr den stärksten Rückgang des BIP seit Jahrzehnten. Konkret habe es sich seit 1975 nicht mehr so schlecht entwickelt.

Und 2021 dürfte sich die Wirtschaft nur langsam erholen. Die Prognose lautet auf ein Wachstum von 5,3 Prozent und liegt damit leicht unter jener vom April (+5,6 Prozent).

Wirtschaft crasht, Börse feiert: Das macht Sinn

Während im April wegen der Coronakrise Millionen ihren Job verloren, erlebte die Wall Street den besten Monat seit 1987. Mehr dazu hier.

U, L oder V? Etwas Klarheit in der Buchstabensuppe

Die Welt steckt in der grössten Rezession seit Jahrzehnten. Wie entwickeln sich die Wachstumskurven nun weiter? Eine Einschätzung. Mehr hier.

(sda/awp/reuters/bloomberg/gku/tdr/rap/mlo/mbü/me)

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