Während Donald Trump in den USA an einer Wiederbelebung des Kohlezeitalters arbeitet, macht ein anderer grosser Luftverschmutzer Ernst mit dem Aufbau einer grüneren Zukunft. In der chinesischen Stadt Liuzhou erfolgte der Spatenstich zur ersten «Forest City» («Waldstadt») der Welt.

Nach den Plänen des italienischen Architekten Stefano Boeri entsteht bis 2020 eine Kleinstadt für 30'000 Menschen. Eine Stadt in der Wohnhäuser, Bürogebäude, Hotels, Schulen und das Spital vollständig mit Bäumen und Sträuchern bedeckt sind. Einmal fertiggestellt soll sie jährlich fast 10'000 Tonnen CO2 und 57 Tonnen Feinstaub aus der Luft filtern und 900 Tonnen Sauerstoff produzieren.

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Fast eine Million Pflanzen

«Liuzhou Forest City», wie Boeris Projekt genannt wird, soll 40'000 Bäume und fast eine Million Pflanzen von 100 verschiedenen Sorten beherbergen. Die Energieversorgung erfolgt durch Photovoltaik und Geothermie. So will der Architekt gleich mehrere Umweltprobleme gleichzeitig angehen.

«Zum ersten Mal wird eine städtische Siedlung die Herausforderungen der nachhaltigen Energieversorgung, der Biodiversität und der Luftverschmutzung mit einem kombinierten Ansatz angehen», so das Architekturbüro Stefano Boeri Architetti. Insbesondere die Frage des Smogs sei für das heutige China von «entscheidender Bedeutung».

Liuzhou als Vorbild für die Welt

Lange Zeit galten Boeris Pläne zum Städtebau als Utopien. In China fallen seine Ideen nun aber auf fruchtbaren Boden. Für die chinesische Regierung ist die Luftverschmutzung zur Überlebensfrage geworden. Bereits vor fünf Jahren hat der Architekt, Architekturprofessor und Autor ein Büro in Shanghai eröffnet.

In der Millionenstadt Nanjing baut Boeri bis 2018 zwei begrünte Hochhäuser. Doch langfristig müsse die Verdichtung zu Megastädten einem «System von kleinen grünen Städten» wie der «Forest City» Platz machen, so Boeri. Und hofft, dass das Projekt in Liuzhou in China und an anderen Orten der Welt möglichst oft kopiert wird.

«La Tour des Cèdres» in Lausanne

Begonnen hat Boeris geplante Revolution im Städtebau mit den Zwillingstürmen «Bosco Verticale» («Vertikaler Wald») in Mailand, die 2014 fertiggestellt wurden. Ein ganz ähnlicher Entwurf soll in diesem Jahr in Lausanne umgesetzt werden. «La Tour des Cèdres» im Vorort Chavannes-Près-Renens wird mit 117 Metern Höhe das höchste Hochhaus der Westschweiz werden. Es soll auf einer Fläche von 3000 Quadratmetern mit Sträuchern und mehr als 100 Zedern bepflanzt werden.

Ob nach den «vertikalen Wäldern» auch die «Waldstädte» Schule machen, hängt auch vom Gelingen des Vorzeigeprojektes in China ab. Es ist zu erwarten, dass sich die chinesische Regierung diese Chance, eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den Klimawandel einzunehmen, nicht entgehen lässt.