Die beiden grossen Schweizer Uhrenmesssen haben sich in den letzten Jahren gegensätzlich entwickelt. Die Baselworld kriselt seit längerem. Immer mehr Aussteller verzichteten auf eine Teilnahme an der weltgrössten Uhrenmesse, die Besucherzahlen sanken. Weil nun sogar die Swatch Group aussteigt, ist die Zukunft der weltgrössten Uhrenmesse gefährdet. Der Genfer Uhrensalon SIHH ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und schloss dieses Jahr mit einem Besucherrekord.

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Die Basler Messebetreiber sind es gewohnt, mit den erfolgreichen Genfern verglichen zu werden – und wehren sich dagegen: «Die Baselworld und der SIHH lassen sich nicht miteinander vergleichen», sagte der Chef der Messebtreiberin MCH Group René Kamm im März der «Basler Zeitung».

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LVMH-Uhrenchef Jean-Claude Biver an der Baselworld: Der bekannte Uhrenmanager hält der Messe die Treue.

Quelle: Keystone

Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Uhrenschauen: Die SIHH konzentriert sich auf Luxusuhren und ist viel kleiner. 2018 nahmen 35 Aussteller und 20'000 Besucherinnen und Besucher teil. In Basel waren heuer immer noch 650 vertreten – obwohl es ein Jahre zuvor noch doppelt so viele waren. Die SHH steht zudem nur einem Tag der Öffentlichkeit offen, und die Eintritte sind beschränkt. In Basel pilgern über 100'000 Uhrenliebhaber in die Hallen auf dem Messegelände.

Den Vergleich mit Genf muss sich die Baselworld aus Sicht des Experten aber dennoch gefallen lassen. «Die Verantwortlichen haben viele Entwicklungen verschlafen und haben es verpasst, das Konzept zu modernisieren», sagt Pierre-André Schmitt, Chefredaktor der Uhrenmagazins «Watch Around». «Heute reicht es nicht mehr, den Besuchern nur Uhren in Vitrinen zu zeigen.» In Genf werde den Uhrenfans etwas geboten. «Das luxuriöse Ambiente alleine ist bereits ein Erlebnis», findet Schmitt.

Wettbewerb zwischen Basel und Genf

Die beiden Messen stehen durchaus auch im Wettbewerb: So wechselten in den letzten Jahren einige Marken vom Rheinknie in die Rhonestadt, etwa Hermès, Ulysee Nardin oder Girard-Perregaux. «Die Schwierigkeiten (der Baselworld) bewegte einige dazu, bei uns anzuklopfen», sagte SIHH-Direktorin Fabienne Lupo gegenüber Journalisten. Der LVMH-Konzern mit Tag Heuer und Hublot ist Baselworld zwar treu geblieben, führt aber seit einigen Jahren zusätzlich eine Parallelveranstaltung zeitgleich zur SIHH in Genf durch.

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Uhrenexperte Pierre-André Schmitt: «In dieser Form hat die Baselworld jedenfalls keine Zukunft.»

Quelle: ZVG

Dass nun die Swatch Group an die SIHH wechselt, hält Uhrenexperte Schmitt aber für unwahrscheinlich. Schliesslich wird die SIHH vom Swatch-Konkurrenten Richemont gesteuert. Auch die Mitteilung der Swatch-Gruppe lässt nicht nach einem Wechsel schliessen: Jährliche Uhrenmessen, wie sie derzeit stattfinden, ergäben für Swatch derzeit keinen Sinn.

Die Baselworld müsse nun eine neue Identität finden, sagt Pierre-André Schmitt. Auch das Veranstaltungsdatum sollte aus Sicht des Uhrenexperten wieder hinterfragt werden. Die SIHH findet im Januar statt, die Baselworld im März. Seit langem steht die Idee im Raum, die Uhrenmessen nacheinander abzuhalten, so dass ausländische Branchenvertreter an beiden Messen teilnehmen können. «In dieser Form hat die Baselworld keine Zukunft mehr», findet Schmitt.