Am 3. April um 20:00 Uhr (MEZ) ging es los: 11,5 Millionen Dateien der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama seien geleakt worden, schallte es aus Fernsehern weltweit. 376 Journalisten aus 76 Ländern analysierten die Daten, die Nachrichten überschlugen sich, das Echo in der Bevölkerung war gross. Immer neue Namen wurden im Zusammenhang mit den Enthüllungen genannt.

Auch jetzt noch – über zwei Wochen später – geraten neue Politiker und Prominente in Erklärungsnot, wieso ihr Name in den «Panama Papers» auftaucht. Zuletzt musste sich die maltesische Regierung einem Misstrauensvotum stellen, das sie überstand. Die Namen von Energieminister Konrad Mizzi und dem Geschäftsmann Keith Schembri, Stabschef von Ministerpräsident Joseph Muscat, waren in den «Panama Papers» aufgetaucht. Ganz so glimpflich kamen nicht alle genannten Personen davon:

  • David Gunnlaugsson, Präsident von Island: Aus den «Panama Papers» war hervorgegangen, dass Gunnlaugsson und dessen Frau auf den Britischen Jungferninseln die Briefkastenfirma Wintris gegründet hatten. Rufe nach seinem Rücktritt wurden laut, über 8000 Menschen demonstrierten. Für das Land mit rund 320'000 Einwohnern eine historische Mobilisierung. Doch der Regierungschef stemmte sich zunächst gegen sein Ende. Am 5. April meldete dann seine Fortschrittspartei, Gunnlaugssons Stellvertreter Ingi Johansson werde vorrübergehend das Regierungsamt übernehmen. Im Herbst sollen Neuwahlen stattfinden.
  • Julius Vifill Ingvarsson, isländischer Stadtrat: Er sass für die wählerstärkste Partei – die isländische Unabhängigkeitspartei – im Stadtparlament von Reykjavik. Er trat am 5. April zurück, weil das Datenleck sein offenbar bei der Bank Julius Bär verstecktes Vermögen ans Licht gebracht hatte. Die Enthüllungen zeigten, dass der Politiker 2014 eine Firma in Panama aufgesetzt hat. Das Offshore-Konstrukt sollte dazu dienen, das Bär-Konto von Ingvarsson zu verwalten.
  • Juan Pedro Damiani, Fifa-Ethikkommissar: Damiani soll als Anwalt auf Offshore-Firmen spezialisiert gewesen sein. Das belegten Daten aus Panama. Der Uruguayer kündigte am 6. April von sich aus den Rücktritt an.
  • José Manuel Soria, Industrieminister von Spanien: Er legte am 15. April alle politischen Ämter nieder. Soria hatte zunächst bestritten, irgendetwas mit Offshore-Firmen in Steuerparadiesen zu tun gehabt zu haben. Als später detaillierte Dokumente an die Öffentlichkeit kamen, reagierte er mit widersprüchlichen Erklärungen. Er habe der Partei und der Regierung Schaden zugefügt, was in der «aktuellen politischen Lage besonders gravierend» sei, räumte Soria in einer Erklärung ein.

In Erklärungsnot kam eine Reihe weitere Staatsoberhäupter:

  • David Cameron, Premierminister von Grossbritannien: Er räumte nach den Enthüllungen der «Panama Papers» eine Beteiligung an der Briefkastenfirma seines verstorbenen Vaters ein. Er habe Anteile im Wert von rund 30'000 Pfund (40'000 Franken) am Blairmore Investment Trust besessen, sagte Cameron im Fernsehen. Er will die Anteile aber im Januar 2010 verkauft haben. In London demonstrierten Hunderte gegen den Regierungschef. Er veröffentlichte in Folge seine Steuererklärungen der letzten sechs Jahre.
  • Mauricio Macri, Präsident von Argentinien: Der frischgewählte argentinische Präsident soll bis 2009 als Direktor von zwei Offshore-Firmen seines Vaters, eine auf den Bahamas und eine in Panama, eingetragen gewesen sein, wie die «Panama Papers» zeigten. Ein Oppositionsabgeordneter zeigte ihn wegen Steuerflucht an. Macri sagte daraufhin, er habe nichts zu verbergen und kündigte an, er werde bei Ende seiner Amtszeit sein Privatvermögen einer Treuhandschaft übergeben.
  • Wladimir Putin, Präsident von Russland: In den Daten tauchten mehrere Freunde Putins auf – auch Familienfreund und Taufpate Sergej Roldugin. Dieser ist auch Cellist. Auf ihn gingen Darlehen in Millionenhöhe über, offenbar ohne Gegenleistung. Es wurde gemutmasst, ob Geld aus Offshorefirmen gar dem Präsidenten gehörten. Putin wies jegliche Vorwürfe zurück: «Irgendwer von meinen Freunden macht irgendwelche Geschäfte», sagte er.
  • Petro Poroschenko, Staatschef der Ukraine: Auch er wehrte sich gegen den Verdacht der Steuerhinterziehung über eine Briefkastenfirma in Panama. Er habe die Gesellschaft in dem mittelamerikanischen Land aufgesetzt, um seine geschäftlichen von seinen politischen Interessen zu trennen, sagte Poroschenko. Poroschenko ist einer der reichsten Männer der Ukraine; sein Vermögen hat er unter anderem mit Schokolade gemacht. Er sagte bei einem Besuch in Tokio, die Transaktion sei transparent gewesen. Er habe die Offshore-Firma aufgesetzt, nachdem er zum Präsidenten gewählt worden sei.
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Redaktorin Caroline Freigang
Caroline Freigangschreibt seit 2019 für den Beobachter – am liebsten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und Konsumthemen.Mehr erfahren