2016 war für die Schweizer Uhrenhersteller ein schwieriges Jahr. Die Exporte der Branche gingen um 10 Prozent zurück und bei den Luxusherstellern waren die Einbussen noch höher, bestätigte der Präsident des Verbandes der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH), Jean-Daniel Pasche, letzte Woche. Teilweise mussten einst exportierte Uhren sogar in die Schweiz rückimportiert werden, um die Preise hoch zu halten.

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Von der schwierigen Situation vieler Hersteller ist indes am Salon International de la Haute Horlogerie (SIHH) wenig zu spüren. An der 27. Ausgabe der jeweils ersten Uhrenmesse des Jahres zeigen die Hersteller zahlreiche Neuheiten – darunter extrem komplizierte Ausnahmeobjekte zu fantastischen Preisen.

Kombination von Minutenrepetition und Tourbillon

So zeigt etwa die Richemont-Firma Cartier ein neues Modell der Mysterious-Kollektion. Die «Rotonde de Cartier Minute Repeater Mysterious Double Tourbillon» soll mehr als 500'000 Franken kosten und ist auf 50 Exemplare limitiert. Der Preis hat seinen Grund: Es gilt als grosse Herausforderung in der Uhrmacherei, Minutenrepetitionen mit einem Tourbillon zu kombinieren, insbesondere wenn dies in einem schönen und tragbaren Gehäuse umgesetzt werden soll.

Sogenannte Repetitionen – Komplikationen bei denen die Uhr auf Wunsch durch Betätigen eines Hebels oder Knopfes die Zeit schlägt – sind vor allem bei Sammlern beliebt. Am SIHH zeigen neben Cartier noch vier weitere Hersteller die schwierige technologische Spielerei, wie das «Manager Magazin» berichtet. Die Kombination mit einem Tourbillon – einer komplexen Vorrichtung zum Ausgleich der Ganggenauigkeit – hat neben Cartier auch Vacheron Constantin im Angebot.

Gehäuse aus Käse

Technologische Errungenschaften gibt es auch im «Carré des Horlogers» der kleinen Manufakturen zu sehen. H. Moser aus Schaffhausen hat nach eigenen Angaben zum ersten Mal eine Uhr zu 100 Prozent in der Schweiz hergestellt. Der Clou: Das Gehäuse besteht aus gehärtetem Vacherin-Käse. Die Uhr soll zu Gunsten der unabhängigen Schweizer Zulieferer der Uhrenbranche versteigert werden. Wer sie gleich mitnehmen möchte, müsste die exorbitante Summe von 1'081'291 Franken auf den Tisch legen.

Urwerk, eine kleine Genfer Firma, präsentiert für knapp 100'000 Franken eine Jubiläumsausgabe zum 20-jährigen Bestehen. Nicht fehlen darf dabei die sogenannte Satelliten-Zeitanzeige, bei der Stunden und Minuten auf kleinstem Raum im rechten Teil der Uhr angezeigt werden.

 

«Einfachere und kostengünstigere Uhren»

Neben den extrem teuren Sammlerstücken gibt es am SIHH des Jahres 2017 aber noch eine gegenläufige Tendenz. Die Hersteller wollen auch für Einsteiger wieder interessant werden. Reine Protzobjekte finden laut Experten keinen Anklang mehr. So hat etwa Montblanc für den SIHH eine «Timewalker» für rund 3000 Franken aufgelegt.

«Wir stellen derzeit eine steigende Nachfrage nach einfacheren und kostengünstigeren Uhren fest», sagte FH-Präsident Pasche im Vorfeld der Messe.