Ein Büro-Gebäude in Midtown Manhattan, 16. Stock. Der Hedge Fund SkyBridge zählt mehr als 50 Mitarbeiter, doch bekannt ist nur der Gründer und Mehrheitsaktionär: Anthony «The Mooch» Scaramucci, einer der schillerndsten Vertreter der New Yorker Finanzszene und letzten Sommer elf Tage Donald Trumps Kommunikationschef. Sein Büro ist überfüllt mit Büchern, dazu Fotos mit George W. Bush, eine Grusskarte von Barack Obama und ein Brief von Warren Buffett. «Was will denn die Schweizer Presse von einem Typen wie mir?», beginnt er mit Haifisch-Lächeln. Dann schiesst er los.

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Mögen Sie die Schweiz?
Sehr. Besonders schätze ich Zürich, und seit elf Jahren komme ich ans WEF nach Davos. Immer ein Highlight. Mit dem Forumsgründer Klaus Schwab fühle ich mich verbunden.

Auch mit Donald Trump.
Wir kennen uns seit mehr als zwanzig Jahren. Wir sind beide in New York aufgewachsen, er in Queens, ich in Long Island. Ich verstehe ihn, ich mag ihn, auch wenn ich ihn häufig zu impulsiv finde.

Sie haben die Herren Trump und Schwab zusammengebracht.
Direkt nach der Wahl von Donald Trump habe ich den Kontakt zwischen ihnen hergestellt. Wir hatten im Dezember 2016 ein Treffen im Trump Tower. Trumps Berater Steve Bannon standen zwar die Haare zu Berge, er verteufelt ja die Globalisierung. Aber ich wollte, dass der neue Präsident Klaus kennenlernt. Ein Jahr später kam Trump dann ans WEF mit der grössten Entourage, die jemals in Davos gelandet ist.

Steiler Aufstieg
Anthony Scaramucci (54) wurde in Long Island als Sohn eines Bauarbeiters geboren. Er studierte an der Tufts University und absolvierte zusammen mit Barack Obama die Harvard Law School. Nach Stationen bei Lehman Brothers und Goldman Sachs gründete er 2005 den New Yorker Hedge Fund SkyBridge, an dem er 44 Prozent des Kapitals und 51 Prozent der Stimmen hält. Die verwalteten Vermögen liegen bei 10,4 Milliarden Dollar. Er hat fünf Kinder, die Scheidung von seiner zweiten Frau ist abgeblasen. Im Oktober erscheint sein viertes Buch mit dem Titel «The Blue-Collar President».

Wenige Tage vor seiner Amtseinführung waren Sie noch der einzige Trump-Vertreter am WEF und verteilten Beruhigungspillen: Der Präsident wolle Freihandel und Globalisierung. Stimmt diese Einschätzung noch?
Auf jeden Fall. Man sollte die Feindseligkeit seiner Rhetorik und seinen Verhandlungsstil nicht mit seiner globalen Vision verwechseln. Trump will eine Welt ohne Zölle, das hat er mehrfach gesagt, zuletzt nach dem G-7-Treffen in Kanada. Doch er will auch die Benachteiligung der Amerikaner im globalen Handelssystem beenden. Sie dauert bereits 75 Jahre. Er ist der erste Präsident, der entschlossen dagegen vorgeht.

Wo werden die Amerikaner denn benachteiligt? Sie sind doch noch immer unangefochten die mächtigste Wirtschaftsnation der Welt.
Die heutige Handelsordnung geht auf die zentralen Weichenstellungen nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Der grösste Teil von Europa und ein grosser Teil von Asien waren deindustrialisiert, die USA als grosser Sieger stellten gerade vier Prozent der Bevölkerung, aber 55 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Damals entschieden sich die Amerikaner grosszügig, die Mittelklasse in der westlichen Welt via Handel wieder aufzubauen. Es gab den Marshallplan, und wir akzeptierten, dass Importe aus dem Ausland bei uns mit tiefen Zöllen ins Land kamen, während unsere Exporte mit hohen Zöllen belegt wurden. Das war Aufbauhilfe, unsere Produkte wurden trotzdem exportiert, und wir schufen ein Bollwerk gegen den Kommunismus.

Wo ist das Problem?
Als 1989 die Mauer fiel, brauchte es dieses Bollwerk nicht mehr. Dennoch blieb das alte System in Kraft, und die Benachteiligung wurde durch weitere Faktoren verschärft. Deutschland etwa als mächtigste Nation Europas kurbelte mit der Einführung des Euro und der damit einhergehenden Währungsabwertung seinen Export massiv an. Und China trat zwar der WTO bei, geniesst dort aber noch immer den Status eines Entwicklungslandes, was grosse Handelsvorteile verschafft. Beide Länder fahren so enorme Handelsüberschüsse ein.

«Die Europäer denken, der Präsident sei dumm, er verstehe nichts von Wirtschaftsgeschichte. Aber er versteht das alles. Und er sagt: Schluss damit!»

Anthony Scaramucci

Und das kann die Supermacht USA nicht verkraften?
Wir haben in den USA unsere Mittelklasse fast gekillt, wir haben unsere Industrie entmantelt, und seit wir Nafta unterschrieben haben, haben wir 65 000 Fabriken verloren. Die Europäer denken, der Präsident sei dumm, er verstehe nichts von Wirtschaftsgeschichte, er sei ein wilder Twitterer. Aber er versteht das alles. Und er sagt: Schluss damit! Senkt eure Zölle dorthin, wo unsere Zölle sind. Eine Harley-Davidson, die hier 9000 Dollar kostet, kostet 24 000 Dollar in Deutschland. Dennoch lautet das Narrativ in den meisten Medien: Der Präsident ist ein Antiglobalist, er ist gegen Freihandel, er ist ein Protektionist.

Anthony Scaramucci

Anthony Scaramucci ist Mitbesitzer der New York Mets.

Quelle: Matt Furman Photography

Dazu hilft er mit seinen Tweets und Kommentaren aber selbst ordentlich nach. Und auch die USA erheben teilweise happige Zölle.
Aber deutlich tiefere als der Rest der Welt. Der Präsident will nur, dass der Handel fair abläuft. Und das durchaus auch auf multilateralem Weg. Ich bin fest überzeugt, dass er bald auf das transpazifische Handelsabkommen TPP zurückkommen wird, aber für die USA bessere Konditionen aushandelt. Und schon sehr bald wird er nach der Einigung mit Mexiko auch Kanada einbinden und so einen neuen Nafta-Deal präsentieren, bei dem die USA aber ebenfalls besser dastehen. Und zur WTO: Wir müssen uns mit den Europäern zusammenschliessen, dann gebieten wir über 45 Prozent der Weltwirtschaftsleistung, und damit sollten wir gemeinsam die unfairen Handelspraktiken der Chinesen attackieren. Das ist auch die Haltung der führenden Wirtschaftsvertreter in Trumps Regierung.

Klingt ja alles fast paradiesisch. Aber warum haben Sie ihn dann für seine Verhandlungsstrategie kritisiert? In einem Kommentar für die «Financial Times» wandten Sie sich gegen seine «kriegerische Rhetorik».
Wenn die deutsche Kanzlerin oder der kanadische Premierminister so aggressiv angegangen werden, müssen sie zurückschlagen. Das sind Politiker, keine Geschäftsleute. Sie wollen wiedergewählt werden, deshalb müssen sie Stärke markieren. Also erhöhen sie die Zölle auf die wenigen US-Importe, auf denen die Abgaben tief sind. Das befeuert die Angst vor dem Handelskrieg und schadet der Börse. Deshalb lautete meine Botschaft an den Präsidenten: Calm down.

Das tat er dann auch.
Am 25. Juli traf er EU-Kommissions-Präsident Juncker und rauchte mit ihm die Friedenspfeife. Hinterher hat er mich angerufen: Ich solle relaxen und die Investoren ruhigstellen – der ganze Zollstreit sei nur ein Instrument, um alle Zölle zu senken.

Haben Sie ihn also überzeugt?
Jeder, der erzählt, dass er den Präsidenten beeinflusst, lügt. Ich habe keinerlei Einfluss auf den Präsidenten. Er ist 72 Jahre alt und stur. Ich sage ihm aber offen meine Meinung.

Wie oft reden Sie mit ihm?
Ich wurde vor einem Jahr aus dem Weissen Haus gefeuert, seitdem haben wir etwa 15-mal telefoniert.

Sie verstehen sich noch immer gut?
So gut, wie es möglich ist mit jemandem, mit dem man nicht voll übereinstimmt. Ich habe zwei Firmen aufgebaut und keine Angst. Ich sage ihm ganz offen, was mir nicht passt. Wenn man die Mütter von ihren Kindern an der Grenze trennt: Das kann man nicht tun. Und dass er seine Ex-Mitarbeiterin Omarosa Manigault, die ein Buch über ihre Tage im Weissen Haus veröffentlicht hat, als «Hund» betitelt, geht auch nicht. Das haben ihm auch die Personen gesagt, die ihm wirklich nahestehen: Die First Lady, seine Tochter Ivanka.

Auch seinen Krieg mit den Medien sehen Sie kritisch.
Das nützt ihm nichts, im Gegenteil: Er bringt die Presse gegen sich auf. Wir können gegensätzliche Positionen vertreten, aber trotzdem respektvoll miteinander umgehen. Ich war nur elf Tage als Kommunikationschef im Weissen Haus, aber besonders stolz bin ich auf eine Sache: Als erste Amtshandlung stellte ich die Kameras wieder an. Mein Vorgänger Sean Spicer hatte sie ausgeschaltet. Er hielt Briefings auf Audio ab, weil er die Presse bestrafen wollte

«Trump ist ein grossmäuliger, heisssporniger, rüder New Yorker – natürlich finden ihn die europäischen Eliten schrecklich.»

Anthony Scaramucci

Warum mussten Sie nach nur elf Tagen abtreten?
Als John Kelly den Job als Stabschef bekam, passte es ihm nicht, dass ich direkt an den Präsidenten rapportieren sollte. Er ist ein General, die Hierarchie geht ihm über alles. Also hat er mich erschossen.

Und das Interview, in dem Sie Kellys Vorgänger Reince Priebus als «paranoiden Schizophrenen» und Bannon nicht zitierfähig beleidigten?
Das war nur ein Vorwand. Der Journalist, mit dem ich gesprochen habe, wuchs 30 Kilometer von meiner Heimatstadt auf, wir haben beide italienische Wurzeln, unsere Väter arbeiteten lange zusammen auf dem Bau. Ich dachte, ich könnte ihm vertrauen. Er hat mir nicht gesagt, dass er unser Telefonat aufzeichnet. Für mich war es ein Hintergrundgespräch mit ein paar derben Wörtern, nichts Besonderes in New York. Doch er lief damit zu CNN, und Kelly nutzte das, um mich zu feuern. Keine grosse Sache, ich ging zurück zur Arbeit. So ist Politik. Wer das nicht verträgt, sollte da nicht einsteigen. Es waren elf wilde Tage, doch für mich steht seitdem fest: Mit der Politik bin ich fertig.

Warum ist Trumps Image in Europa so verheerend?
Die Europäer verstehen Trump nicht, weil sie von Staatschefs Geschliffenheit und Diplomatie erwarten. Doch er ist ein grossmäuliger, heisssporniger und rüder New Yorker, und natürlich finden ihn die europäischen Eliten schrecklich. Selbst wenn er mit seinen Einschätzungen über den nordkoreanischen Diktator, die NATO oder vielleicht auch über Putin und den Friedensprozess im Nahen Osten richtig liegen mag: Viele finden sein Auftreten einfach abstossend.

Aber das gilt nicht nur für die Europäer, sondern auch für die Hälfte der Amerikaner und einen grossen Teil der Bewohner seiner Heimatstadt New York.
Die Leute müssen verstehen: Wir haben einen Geschäftsmann als Präsidenten, der vorher nichts mit Politik zu tun hatte und wie im Business als Contrarian und Unternehmer auftritt. Trump zu hassen, ist auch hier in den Eliten in New York ein angesagtes Gesellschaftsspiel. Doch dann kommen viele wichtige Leute auf mich zu und sagen: «Unter uns, ich finde das gut, wie er die Politik aufmischt, er schüttelt das Establishment richtig durch.» Die Amerikaner fühlten sich von Washington betrogen: Hohe Steuern, zwei Kriege, die zu nichts geführt haben, 14 Billionen Dollar Schulden in den letzten 20 Jahren. Die Leute waren nicht happy mit ihrer Regierung, sie wollten etwas ganz Neues, und das spürte Trump.

Warum gibt es so viele Wechsel in seinem Team?Auch das ist Unternehmertum – bis das richtige Team steht, dauert es eben seine Zeit. Ex-Aussenminister Rex Tillerson zum Beispiel war bei Exxon einer der erfolgreichsten CEOs der amerikanischen Geschichte, aber er passte nicht zu Trump. Er spricht anders, er tickt anders. Sein Nachfolger Mike Pompeo dagegen passt. Wenn Trump etwas Verrücktes sagt, dann lache ich: «Mein Knopf ist grösser als deiner, und meiner funktioniert», so hat er es Kim Jong-un geschrieben und nannte ihn «Rocket Man». Ich finde das komisch, ich komme aus New York. Andere regen sich wahnsinnig auf und schimpfen, ein US-Präsident dürfe so nicht kommunizieren.

Und der Rechtsaussen Steve Bannon: Ist es gut, dass er weg ist?
Auf jeden Fall. Ich nenne ihn Adolf Bannon. Er ist schlimm.

Er will seine Nationalisten-Bewegung jetzt nach Europa exportieren.
Er ist intelligent, das muss man ihm lassen. Steve ist sehr belesen und klingt fast wie ein Wall-Street-Anwalt. Er ist sehr charismatisch, sehr verführerisch – aber leider liegt er mit seinen Ideen völlig falsch. Er ist ein weisser Nationalist. Er hat richtig analysiert, dass es in unserer Gesellschaft ökonomische Verzweiflung gibt, vielen Arbeitern geht es schlecht. Aber dieser ganz weisse Ethno-Unsinn: Das ist nicht Amerika. Meine Familie kam hierher, weil wir in Süditalien keine Arbeit fanden. Amerika steht für alle legalen Einwanderer offen, die etwas leisten wollen.

Hat Trump ihm zu Beginn zu viel Einfluss gegeben? Bannon galt als Mastermind seiner Antrittsrede.
Das behauptet er. Ich glaube das nicht. Er ist doch vollkommen unglaubwürdig. Er arbeitete für Goldman Sachs, er ging nach Hollywood, er war im Weissen Haus: Mehr Establishment geht nicht. Ich würde ihn gern in einer Livedebatte herausfordern, wo auch immer. Ich würde ihn dafür sogar bezahlen.

Haben Sie es ihm schon angeboten?
Sehr oft. Aber er will nicht, weil er weiss, dass er gegen mich keine Chance hätte. Also hier noch mal: Steve, du bist jetzt in Europa, Mooch würde gern öffentlich live mit dir debattieren. Bitte melde dich! Das zeigt doch die Lektüre unserer Urväter Jefferson, Lincoln oder Madison: Auch wenn wir Amerikaner mit dem Makel der Sklaverei begonnen haben, so haben wir uns doch in die richtige Richtung bewegt. Adolf will zurück ins Steinzeitalter mit seinen Ideen von der Überlegenheit der weissen Rasse.

Ende Oktober erscheint Ihr neues Buch «The Blue-Collar President». Worum geht es?
Es ist eine Parallel-Geschichte zwischen meiner Familie und der Trump-Familie. Ich komme aus einfachen Verhältnissen, mein Vater arbeitete als Bauarbeiter in Long Island, doch dann ging ich nach Harvard und zu Goldman Sachs und machte es mir in der Wall-Street-Filterblase bequem. Als ich mit Trump im Wahlkampf unterwegs war, merkte ich: Der redet ja zu den einfachen Leuten, mit denen ich aufgewachsen bin, obwohl er selbst aus wohlhabendem Haus kommt. Und er erkennt ihre Verzweiflung. Das ist seine wahre Leistung. Er ist ein Unternehmer, er war fast pleite in den frühen Neunzigern, er war ein bekannter TV-Star, und er wurde in nur 17 Monaten aus dem Nichts zum Präsidenten. Wenn ihr in Europa denkt, dass er dumm sei: Das ist er nicht. Er mag nicht belesen sein, aber er ist sehr, sehr clever. Unterschätzt ihn nicht.

Das haben aber auch sehr viele Menschen hier in den USA getan.
Ich habe viele demokratische Freunde, das ist in New York normal. Die Clinton-Leute waren sich sicher, dass sie ihn klar schlagen würden, und ich habe ihnen gesagt: Unterschätzt ihn nicht. Wenn ihr das tut, holt er das verbale Jiu Jitsu heraus und erledigt euch. Du kannst nicht gegen ihn kämpfen, wie er gegen dich kämpft. Wenn du dich als Anzugträger mit einem Catcher einlässt, bist du chancenlos: Er hat alle Tricks drauf, und es endet blutig für dich.

Wie weit gefährden die Kongresswahlen im November seine Macht?
Derzeit sieht es danach aus, dass die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus übernehmen. Aber es sind noch einige Wochen hin bis zu den Wahlen. Das ist eine Ewigkeit in Trump World. Es kann noch viel passieren.

Wie stark würde ihn der Machtwechsel im Parlament schwächen?
Einfacher macht es das Regieren nicht. Es wäre deshalb gut, wenn sich Trump auf Twitter etwas beruhigen würde und die Resultate für sich selbst sprechen liesse. Er hat das System dereguliert, wir haben 4,2 Prozent Wachstum, die Löhne sind um 2,6 Prozent gestiegen, selbst seine Zustimmungsrate bei Afroamerikanern ist von 19 auf 36 Prozent gewachsen. Wenn er sich beruhigen würde, könnte er Zustimmungsraten von 55 Prozent schaffen. Aber leider ist er auf dem Kriegspfad mit den Medien.

Was bringen die Untersuchungen von Sonderermittler Robert Mueller? Die Einschläge kommen näher.
Einen Präsidenten abzusetzen, ist praktisch unmöglich. Es braucht eine Zweidrittelmehrheit im Senat. Sicher, es kann noch einiges hochkommen. Aber Trumps Wiederwahl wird das nicht gefährden.

Schwarz oder weiss, Mr. Scaramucci?

Trump oder Reagan? Ich mag beide sehr, sie haben wirtschaftlich ähnliche Positionen. Aber Reagan hat den Eisernen Vorhang zerstört.

Champagner oder Bordeaux? Ich bin ein Champagner-Typ.

Merkel oder Macron? Ich sehe Merkel noch immer vorn, ich habe sie zweimal getroffen und war sehr beeindruckt.

Bill Clinton oder Barack Obama? Clinton: Weniger ideologisch und weniger Fehler in der Sicherheitspolitik.

Aktien oder Bonds? Aktien von grosskapitalisierten Firmen.

Baseball oder Golf? Baseball – ich habe einen Anteil von den New York Mets. Für Golf bin ich zu ungeduldig.

Dollar oder Schweizer Franken? Kurzfristig Dollar, langfristig Franken.

Davos oder Aspen? Davos: Ich bewundere Klaus Schwab.

Tritt er sicher wieder an?
Auf jeden Fall. Diesen Job gibt niemand auf.

Wird er wiedergewählt?
Ja, sicher, mit einem Erdrutschsieg.

Warum?
Weil niemand mit ihm im Nahkampf überlebt. Wer ihn besiegen will, muss ihn in der Schlacht schlagen. Da sehe ich niemanden, der dazu das Kaliber hat.

Kein einziger Hoffnungsträger bei den Demokraten?
Sie machen den grossen Fehler, dass sie zu weit nach links driften. Bernie Sanders mag zu alt sein, aber er hat jüngere Nachahmer wie die Senatoren Cory Booker oder Elizabeth Warren. Wir Amerikaner sind in sozialen Fragen progressiv, wer wen heiratet, ist uns egal. Aber sonst sind wir konservativ: Wir wollen eine starke Regierung, einen starken Staat, eine starke Wirtschaft. Dass die Demokraten da so nach links gehen, ist ein Geschenk an Trump.

Wie steht es mit dem langjährigen New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg?
Wenn er antritt, hat er eine Chance. Aber ich glaube nicht, dass er die Nominierung der Demokraten bekommt. Und dann ist da auch die Frage: Will er sich den Wahlkampf antun? Das ist eine Horrorshow, doch Trump liebte sie. Er hatte viel mehr Wahlkampfauftritte als Clinton. Der Mann ist eine Bestie. Er kann zehn Steaks essen und hat einen tiefen Cholesterinspiegel. Seine Ausdauer ist legendär.

Nur der Alkoholverzicht?
Ja, das ist der Schlüssel. Kein Alkohol, keine Zigaretten, gute Physis.

Wer gegen ihn antritt, bekommt gleich die volle Mediensalve.
Er bekommt einen international anerkannten Spottnamen für den Rest seines Lebens. Wenn jemand «low energy» sagt, denkt man an Jeb Bush. Wenn man «lying» sagt, denkt man an Ted Cruz. Bei «crooked» denkt man an Hillary. Und aus Adolf Bannon wurde zum Glück «Sloppy Steve».

Was wäre der Spitzname für Bloomberg?
Vielleicht «Little Mike» – er ist ja nicht sehr gross.

Aber er war ein grosser Bürgermeister.
Ich liebe Mike. Er wäre ein grossartiger Präsident, vom Stil ganz anders als Trump – urbaner, gesetzter, verlässlicher. Für Trump bestünde die Gefahr, dass das republikanische Establishment auf Mikes Seite wechselt. Das Trump-Lager weiss: Derzeit ist Bloomberg der Einzige, der ihm gefährlich werden kann.

Dirk Schütz
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