Beim Schweizerischen Versicherungsverband (SVV) steigt der Unmut über die Amtsführung von Verbandspräsident Rolf Dörig. Der Grund: Dörig setzte sich über Vorstands-Positionen hinweg und vertrat ohne Rücksprache die SVP-Linie. Mitte März kam es deshalb zu einem Krisentreffen, zu dem Mobiliar, Axa und Swiss Re den Swiss-Life-Präsidenten Dörig zitiert hatten.

Die drei Versicherungen sind im 14-köpfigen SVV-Vorstand prominent vertreten: Mobiliar-Chef Markus Hongler amtet als Dörigs Vize, Axa-Schweiz-Chef Fabrizio Petrillo vertritt den grösster Beitragszahler und Swiss-Re-Vertreter Patrick Raaflaub den internationalsten Schweizer Assekuranz-Konzern.

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Dörig setzt sich über Vorstandspositionen hinweg

Thema des geheimen Treffens: Die Europafrage. Der Verbandsvorstand stand dem EU-Rahmenabkommen grundsätzlich positiv gegenüber, wenn auch mit Auflagen, Dörig hatte dagegen Ende Januar verkündet, der vom Bundesrat vorgelegte Entwurf könne in dieser Form vom SVV nicht unterstützt werden.

Es war nicht das erste Mal, dass sich Dörig einen Sololauf gönnte. Im November hatte sich der Verband gegen die SVP-Selbstbestimmungsinitiative ausgesprochen, doch Dörig trat kurz vor der Abstimmung plötzlich für die Initiative ein und vertrat die Nein-Parole auch nicht wie vereinbart im Vorstandsausschuss von Economiesuisse.

Der einzige Manager mit zwei SMI-Präsidien

Kritik gibt es auch an seinem Pensum. Sein Amtsvorgänger Urs Berger von der Mobiliar hatte 30 Prozent eingesetzt, gewichtige Verbandsmitglieder erachten sogar ein 50-Prozent-Pensum für wünschenswert. Doch der 61-jährige Dörig ist der König der Schweizer Ämtersammler: Er ist der einzige Manager mit zwei SMI-Präsidien – Adecco und Swiss Life –, dazu kommen Dormakaba, Emil Frey, Danzas und einige Mandate mehr, insgesamt 16 an der Zahl. Der Fondsriese BlackRock stimmte letztes Jahr bereits gegen seine Wiederwahl bei Adecco, auch dieses Jahr wird ein Nein erwartet.

Seit er letzten Sommer als einziger Manager dem SVP-Finanzierungsvehikel «Stiftung für bürgerliche Politik» beigetreten ist, vertritt er die SVP-Positionen noch kompromissloser als vorher. Mächtige Beitragszahler wie Axa oder Swiss Re wollen jedoch eine Verbandsführung, die die Brancheninteressen vertritt und keine Parteiagenda fährt.

Auch bei der Mobiliar soll der Unmut gross sein: VR-Präsident Berger hatte als SVV-Präsident den Verband nach schwierigen Jahren wieder sauber aufgestellt. Der damalige Helvetia-Chef Erich Walser hatte 2011 mit Austritt gedroht, die Helsana war schon gegangen. Berger holte sie zurück.

Jetzt drohen wieder Mitglieder mit dem Austritt, falls Dörig seine Parteiagenda nicht zurückfährt. Seit 2017 ist er im Amt, die Wiederwahl steht nächstes Jahr an. Die Botschaft an Dörig ist klar: Die Brancheninteressen gehen vor. Sonst könnte es eng werden.

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