Die Idee entstand auf langen Spaziergängen im Engadin. Leonhard Fischer, früherer «Winterthur»-Chef und seit mehr als zehn Jahren Wahlschweizer, promenierte dort mit Arno Balzer, Herausgeber der deutschen «Bilanz», ausgiebig durch die Herbstlandschaft – und zusammen entwickelten sie das in diesen Tagen erscheinende Buch «Es waren einmal Banker». Der Abriss über 30 Jahre Finanzgeschichte brachte den 54-jährigen Fischer zu der Erkenntnis: Es ist etwas faul in seinem Heimatstaat. Deutschland sei Weltspitze im Export und ersticke in Liquidität – doch bei der Verwaltung des Geldes sei es tiefste Provinz: «Es gibt viel zu viele Leute, die ihr Geld einfach auf dem Sparkonto verrotten lassen und mit null Prozent Zinsen zufrieden sind.»

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Da traf es sich gut, dass auch ein Schulfreund aus seiner westfälischen Heimatstadt Bielefeld nach neuer Betätigung suchte: Kai Diekmann, 17 Jahre als Chef des Boulevardblatts «Bild» der wohl einflussreichste Journalist Deutschlands, strebte ins Unternehmertum. Schnell war die Idee geboren: ein Produkt, so simpel wie möglich, so billig wie möglich und so breit gestreut wie möglich. Ein Volksfonds also, den die Gründer aber lieber «Zukunftsfonds» nennen. Zielgruppe: ab 2000 Euro.

Lenonhard Fischer

Leonhard Fischer: Der Ex-«Winterthur»-Chef legt Fonds fürs Volk auf.

Quelle: ZVG

Finanzthemen für das Volk

Nun ist der eher flamboyante Investment Banker Fischer in seiner Karriere nicht durch besondere Volksnähe aufgefallen, doch dafür soll sein Kompagnon Diekmann sorgen: Schlagzeilen rund ums Geld, so sagte er dem «Manager Magazin», das den «Wilden Kerlen» eigens eine Titelgeschichte widmete, «holen bei ‹Bild› die meisten Leser». Passend dazu will Diekmann auch ein Finanzportal lancieren, das Geldthemen populär aufarbeitet.

Unruhige Nächte brauchen die Schweizer Geldverwalter deshalb aber nicht zu bekommen. Fischer plant keine Lancierung seines Produktes in der Schweiz: «Die Vermögensverwaltung ist hier auf viel höherem Niveau als in Deutschland, und mit der zweiten und dritten Säule ist der Sparprozess viel besser professionalisiert.»

Volumen von 20 Milliarden Euro anvisiert

Fischer steigt erstmals selbst direkt ins Geldmanagement ein: Er übernimmt die Leitung des Investmentkomitees. Der Fonds will in alle Anlagekategorien investieren, die jährlichen Renditen sollen bei zwei bis vier Prozent liegen, die Gesamtkosten bei vergleichsweise tiefen 1,4 Prozent. Das anvisierte Volumen beträgt sportliche 20 Milliarden Euro. Für Fischer, der nach dem Verkauf der BHF aus dem Bankgeschäft ausgestiegen ist und nur noch über sein VR-Mandat beim Rohstoffriesen Glencore mit der Konzernwelt in Verbindung steht, ist die Start-up-Erfahrung neu. Der Schweiz bleibt er treu: Obwohl die neue Firma in Berlin gemeldet ist, bleibt er hier wohnhaft. Den Zweitwohnsitz in London hat er aufgegeben.

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Dirk Schütz
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