SVP-Spitzenkandidatin Magdalena Martullo-Blocher hat es geschafft: Die Bündner wählten die Zürcherin in den Nationalrat. Die Tochter von SVP-Patron und Alt Bundesrat Christoph Blocher verhalf der SVP zu einem zweiten Sitz, den sie GLP-Nationalrat Josias Gasser wegschnappte.

Mit dem Einzug in den Nationalrat ist sie mit Abstand die grösste Unternehmerin in Bundesbern. Rund 8,73 Milliarden Franken ist ihre vom Vater geerbte Ems-Chemie an der Börse wert, 2900 Mitarbeiter stehen auf der Lohnliste, davon 1000 in Domat/Ems.

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«Kandidatin ohne Verankerung»

Dabei galt ihre Wahl im Vorfeld alles andere als sicher: Die «Südostschweiz» bezeichnete sie einst als «Kandidatin ohne Verankerung», als eine Zürcherin mit Ferienwohnung in der Lenzerheide. Die 46-Jährige ist zwar die grösste private Arbeitgeberin des Kantons, wird jedoch vor allem als harte Managerin beschrieben – ein Bild, das auch auf den Fernsehfilm von Roland Huber zurückgeht, in dem sie vor der Kamera ihre Kaderleute abkanzelt.

Auch wenn der Beitrag zugespitzt wurde, wie Martullo-Blocher später behauptet hat: Austeilen kann sie. Das zeigte sie auch bei der Lancierung ihrer Nationalratskandidatur: Sie warf Bundesbern «oberflächliche Sachkenntnis» und «leichtsinnige, emotionale Schnellschüsse» vor.

Autoritärer Führungsstil

Tatsächlich gilt Martullo-Blocher als eine der erfolgreichsten Leaderfiguren der Schweiz. Sind Frauen in Toppositionen hierzulande noch eine Seltenheit, stellt sie so manchen männlichen Konzernlenker in den Schatten. Ihr Führungsstil gilt als autoritär. Martullo-Blocher regiert das Unternehmen wie ein Königreich, wer nicht kuscht, bekommt ihren Zorn zu spüren, heisst es.

Martullo geht hart um mit Untergebenen, kann verletzend sein und stellt ihr missliebige Personen erbarmungslos bloss. Sogar vor den eigenen Verwaltungsräten macht sie nicht halt. «Sie erträgt höchstens leise Kritik, und auch dies nur unter vier Augen», meint eine einstige Führungskraft einmal. Doch wehe, Kritik wird in der Öffentlichkeit laut.

Von Wahl überrascht

Offensichtlich scheint ihr Führungsstil den Wählern zu imponieren. Ihre Wahl habe sie nicht erwartet, sagte Martullo-Blocher in einer ersten Reaktion. Sie sei nicht davon ausgegangen, dass sie so viele Stimmen von den Bündnerinnen und Bündnern erhalte. Aber alle in der Partei hätten bis zum Schluss gekämpft: «Wir waren draussen bei den Leuten.»

Beim Unternehmen reagierte man sofort auf den Erfolg der Tochter von Christoph Blocher am Wahlsonntag: Markus Kremmel rückt als zusätzliches Mitglied in die Geschäftsleitung auf. Martullo-Blocher bleibt Chefin der Ems-Chemie, wo sie bereits seit über zehn Jahren das Zepter schwingt. Bereits mit 34 Jahren wurde sie seinerzeit die jüngste Konzernlenkerin der Schweiz.

Politische Ambitionen deuteten sich schon länger an

Dabei erbte sie von ihrem Vater nicht nur den Chefposten bei der Ems-Chemie, sie übernahm auch sein Mandat im Vorstand des Chemie- und Pharmaverbands Scienceindustries. Zuvor arbeitete sie bei Johnson & Johnson und als Marketingleiterin von Rivella. Insgesamt zählt die Familie Blocher mit einem Vermögen von 5,5 Milliarden Franken zu den 300 Reichsten der Schweiz.

Dass die 46-Jährige trotz ihrer abwehrenden Haltung durchaus auch an politischem Format gewonnen hat, deutet sich schon länger an. Immer wieder betonte sie bereits vor Bekanntgabe ihrer Kandidatur, dass der Forschungsplatz Schweiz «keine Konzessionen gegenüber der EU» brauche. Auch das europäische Austauschprogramm für Studenten, Erasmus, kritisierte Martullo-Blocher scharf. Dieses sei «für die Schweiz teuer, ineffizient und zweckentfremdet». Insofern kommt die 46-Jährige ganz nach ihrem Vater.

(ccr)

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