Man könnte fast meinen, da hätten sich zwei Weltfirmen auf einen Mega-Deal geeinigt: Blochers Tausch der «Basler Zeitung» gegen das «Tagblatt Zürich» und andere Gratisblätter hat Medienwallungen hervorgerufen, die sonst nur den ganz grossen Geschäften angedeihen.

Gewiss: Der Name Blocher zieht immer, und sein angebliches Scheitern in Basel zelebriert die traditionell feindliche urbane Journalistenschar besonders genüsslich. Doch es gibt noch einen gewichtigeren Grund für das extreme Echo: Medienmarken sind noch immer etwas Besonderes – allem Existenzgejammer zum Trotz.

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Christoph Blocher (l.) und Pietro Supino, VR-Präsident der Tamedia, an der Medienkonferenz zur Übernahme der Basler Zeitung durch die Tamedia.

Small Cap übernimmt renditeschwaches KMU

Nüchtern betrachtet hat hier die Firma Tamedia mit gerade 1,5 Milliarden Franken Börsenwert –  kümmerliche 0,7 Prozent des Basler Pharmariesen Novartis – einen strukturellen Problemfall übernommen, der sich alleinstehend auf Dauer kaum mehr rentabel betreiben lässt (der wahre Grund für Blochers Verkauf). Small Cap übernimmt renditeschwaches KMU, würden die Börsianer sagen – ein Alltagsgeschäft, das hundertfach vorkommt. Trotzdem war die Berichterstattung grösser als über die gestrigen Quartals-Zahlen der SMI-Titanen ABB, Nestlé und Novartis zusammen.
 
Was lehrt uns das? Medien sind zwar ökonomische Scheinriesen, doch sie sind eben auch emotional und polarisieren. In Zeiten von Fake News und Alternativen Fakten sind sie wichtiger denn je. Und  – so viel Idealismus sei mir gestattet: Neue Marken können dieses Unabhängigkeits-Versprechen nicht in gleichem Masse aufbauen. In diesem Sinne: Schön, dass der Verkauf einer Kleinfirma die Schweiz so bewegt!

Dirk Schütz
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