Der Schweizer Josef Beck steht in den USA im Visier der Staatsanwälte - der Finanzberater soll reichen Amerikanern beim Verstecken von Schwarzgeld geholfen haben, schreiben die Justizbeamten in einer Anklageschrift (siehe Downloads). Das Dokument offenbart Erschütterndes: Einmal soll für den Geldtransport sogar ein Kind benutzt worden sein, steht in der Akte von 2012.

Beck verfügte laut den US-Strafverfolgern über gute Kontakte. Über Jahrzehnte arbeitete der Zürcher eng mit der UBS zusammen und traf sich in deren Büros mit Kunden, um Schwarzgeld-Konti zu eröffnen. Er spezialisierte sich auf orthodoxe Juden in Brooklyn, sagten zwei Personen, die den Fall kennen. Die UBS wollte keinen Kommentar abgeben.

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Kind mit 150'000 Dollar

In einem Fall wurde ein Kunde aus New York, der Geld von seinem Geheimkonto brauchte, durch einen anonymen Anrufer an eine Adresse in Brooklyn gelotst. Als der Kunde dort ankam, kam ein fünfjähriges Kind auf die Strasse und überreichte dem Kunden einen braunen Papiersack, in dem 150'000 Dollar steckten, steht in der Anklageschrift gegen Beck.

Das Geschäftsgebaren blieb für Beck bisher ohne Folgen. Der Financier kann sich ausserdem offenbar auf seine Familie verlassen. Einige Wochen vor der Anklage in den USA gründeten die Beck-Direktoren eine andere Firma, um Geld von US-Bürgern zu verwalten, zeigen Akten. Die neue Firma gehört nun zwei von Becks Söhnen und teilt ein Büro, Angestellte und einen Verwaltungsrat mit Becks Firma.

«Unter gemeinsamer Kontrolle»

Eine Firmen-Imagebroschüre beschreibt die zwei Unternehmen als «unter gemeinsamer Kontrolle» stehend. Es ist gut möglich, dass Becks US-Kunden zu seinen Söhnen weiterzogen, meinte ein Anwalt, der die Unternehmen vertritt. Der Anwalt sagte, die zwei Firmen würden getrennt operieren und dass Josef Beck, der nach wie vor seine eigene Firma führt, keine US-Bürger mehr berate.

Der 49-Jährige ist einer von gegen 30 Schweizer Beratern, die von den USA in ihrer seit 2008 andauernden Schwarzgeldermittlung als Mitttäter identifiziert wurden. Mindestens 21 von ihnen befinden sich auf der Flucht, dazu gehört Beck. Mehr als 50'000 Amerikaner haben eine Strafverfolgung durch Offenlegung ihrer Schwarzgeld-Konti abgewendet. Dabei flossen über sieben Milliarden Dollar in die Staatskasse.  Daneben zahlten beschuldigte Banken bisher über vier Milliarden Dollar an Bussen, Wiedergutmachungen und Strafzahlungen.

Gelder zur Bank Wegelin gesiedelt

Als 2008 bekannt wurde, dass US-Ermittler die UBS ins Visier nahmen, soll Beck Kunden geholfen haben, die Gelder zur Bank Wegelin zu zügeln, steht in der Anklageschrift weiter. Wegelin musste 2013 schliessen, nachdem die Bank sich des Steuerbetrugs für schuldig bekannte. Weil Beck sich nie in den Staaten der Justiz stellte, sehen ihn die USA als Flüchtigen an.

Becks fortschreitende Geschäfte zeigen, wie schwierig es für US-Behörden trotz ihrer Macht sein kann, vermuteter internationale Wirtschaftskriminalität Herr zu werden. Die US-Strafverfolger haben die Auslieferung der beschuldigten Schweizer nicht angestrengt, da die Schweiz normalerweise seine Bürger nicht an andere Staaten ausliefert.

«Die ineinandergreifenden Beziehungen und die Art des Geschäfts sind dergestalt, dass sie den Verdacht erregen, Beck schreite mit seinem bisherigen Geschäftsmodell fort»,  sagte Jacob S. Frenkel, ein ehemaliger Beamter der US-Börsenaufsicht SEC und nun Partner der Anwaltskanzlei Shulman Rogers Gandal Pordy & Ecker. «Würde ich in meine alte Rolle als SEC-Beamter schlüpfen, wäre mein Fokus voll auf Beck gerichtet und ich wollte mehr über dieses Geschäft wissen.»

Umfangreiche Prüfung

Die Firma von Becks Söhnen registierte sich bei der SEC als Investmentberatungs-Gesellschaft kurz nachdem Becks Anklageschrift im März 2012 bekannt wurde. Die SEC darf einem registrierten Investmentberater nicht wegen einer blossen Anklage die Lizenz entziehen – so hätte Beck selbst legal seine US-Kunden weiterbetreuen können, wenn er es gewollt hätte.

Aber «nur schon aus praktischen Gründen würde jemand, der unter Anklage steht, nicht zwangsläufig wollen, dass die SEC sich mit ihm wegen Regulierungen beschäftigt», sagte Barry Barbash, ein ehemaliger SEC-Direktor der Investment-Management-Abteilung und nun Partner der Kanzlei Willkie Farr & Gallagher LLP. «Die Firmen können von der SEC überprüft, ihre Bücher und Akten durchleuchtet werden. So kann die Behörde sehen, welche Aktivitäten dort stattfinden.»

Die SEC wollte keine Stellungnahme zum Fall abgeben.

Vermögende Kunden aus New York und Florida

Beck verzichtete via E-Mail auf einen Kommentar zum Artikel. «Jegliche Diskussion über die zwei Firmen könnte meine Privatsphäre oder jene meiner Familie gefährden», meinte er.

«Immer wieder werden Leute angeklagt», sagte Dustin Milne, der Zürcher Anwalt, welcher Becks Firma Beck Verwaltungen AG und jene seiner Söhne vertritt, die gemäss SEC-Akten 22,7 Millionen US-Dollar einer Handvoll reicher Amerikaner vor allem aus New York und Florida vertritt. «Sollte die Familie aufhören zu geschäften? Sollten sie aufhören Anlage-Möglichkeiten nachzugehen, die sie am Esstisch hörten?», so die rhetorische Frage von Anwalt Milne.

«Ein natürlicher Vorgang»

Milne, der für die zwei Firmen sprach, sagte, Becks Firma würde nicht mehr länger US-Klienten haben und dass er über Beck Asset Management (BAM) weder verfüge noch Einfluss in Investmentangelegenheiten auf diese Firma habe.

Er meinte weiter, dass es möglich sei, dass Kunden von Beck zu seinen Söhnen gewechselt hätten. «Das wäre ein natürlicher Vorgang und etwas, das Beck Asset Management von Anfang an vorhergesehen hätte, da beide Firmen der gleichen Klientel dienen, das heisst, der jüdischen Investmentgemeinde.»

Obwohl SEC-Akten zeigen, dass Becks Söhne die Inhaber der neuen Firma sind, sagte Milne, dass keiner von beiden eine Rolle im Tagesgeschäft von Beck Asset Managment spiele. Efraim Beck ist im Immobiliensektor tätig und Naftali ist CEO einer anderen Firma, sagte der Anwalt.

Neun Monate, nachdem Bloomberg diese Recherche publizierte, wurde die Nachrichtenagentur von einem zweiten Rechtsanwalt der Söhne, Andreas Meili aus Zürich, kontaktiert. Der sagte, die Söhne der Firma würden nur steuerkonforme US-Kunden akzeptieren. Weiter sagte er: «Alle US-Kunden von Beck Asset Management müssen beweisen, dass sie US-Steuerrecht befolgen. Weiter führte er an: «Es ist nicht korrekt, die zwei Söhne für die Aktivitäten des Vaters in der Vergangenheit verantwortlich zu machen oder sie mit ihm in Verbindung zu bringen. Die Anklage liegt in der alleinigen Veranwortung des Vaters, nicht der Söhne.»

Räumliche Nähe zur UBS

Die Räumlichkeiten, die Becks Firma und jene seiner Söhne im vierten Stock eines Zürcher Bürogebäudes belegen, befinden sich einen Stock über einem UBS-Office.

Isak Mosbacher, der für Beck Asset Managment und Beck Verwaltungen als «Relationship-Manager» amtet, wollte Anfragen von Bloomberg nicht kommentieren.

Becks Firma und jene seiner Söhne seien unabhängig voneinander, schrieb Anwalt Milne in einer E-Mail. Sie würden die Büroräume teilen, weil dies kosteneffizient sei, meinte er. «Während die Firmen gemeinsame Büroräumlichkeiten belegen, so ist das Beratergeschäft komplett unabhängig – das heisst, selbstständige Investment-Komittees, separate IT-Infrastruktur mit Firewall-Schutz, separate Archive», meinte Milne.

«Ja, sie sind seine Söhne. Ja, sie teilen das Büro», meinte er. «Doch nichts von dem heisst, dass Herr Beck sein altes US-Geschäft forführt.»

(Bloomberg, Übersetzung: Christian Bütikofer)

Aktualisiert am 8. Juli 2016 aufgrund neuer Kommentare des Firmenanwalts der Beck Söhne.