Roger Federer, Mark Zuckerberg und Lady Gaga haben es schon lange getan. Auch George W. Bush und sogar Bill Gates stellten sich der Dusche mit Eiswasser. Die Ice Bucket Challenge ist längst zum viralen Internet-Phänomen geworden. Diese Woche hat sie die hochseriöse Welt der Schweizer Banken erreicht.

UBS-Chef Sergio Ermotti stellte sich in rotem T-Shirt mutig der Herausforderung. Nach vollbrachter Aktion forderte er gleich die gesamte Konzernleitung der Grossbank auf, es ihm gleichzutun. Dagegen verzichtete CS-Verwaltungsratschef Urs Rohner auf die kalte Dusche für einen guten Zweck. Er warf damit ethische Fragen auf, welche die PR-Abteilungen der Banken derzeit mindestens ebenso stark beschäftigen dürften wie die sogenannte Weissgeldstrategie: Dürfen Spitzenbanker bei solchen spielerischen Aktionen mitmachen? Schaden sie damit nicht dem Image der Seriosität? Oder müssen sie gar mitmachen, weil sie sich damit als ganz normale Menschen präsentieren können?

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Sergio Ermotti kann so Volksnähe zeigen

Noëmi Baumann, PR-Beraterin bei der Agentur Farner, findet die Aktion von Sergio Ermotti gelungen. «Er zeigt sich im roten Freizeitshirt von einer erfrischend sympathischen Seite.» Der Banker könne sich auf diese Weise volksnah zeigen. Dass darunter das Image leiden könnte, glaubt die Expertin nicht. «Die Aktion ist nicht einfach ‹unseriöser Blödsinn›, sondern dient einem guten Zweck.» Schliesslich gehe es darum Geld zu sammeln für Menschen die an der unheilbaren Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) erkrankt sind.

Bernhard Bauhofer, Gründer und Chef der PR-Agentur Sparring Partners, sieht dies ähnlich. «Ich finde es grundsätzlich positiv, dass Sergio Ermotti sich nicht zu schade für diesen Stunt ist.» Die Aktion passe zu seiner offenen Art und sei deshalb auch authentisch. Für die UBS sei deshalb durchaus ein positiver Effekt möglich.

Swatch statt Golduhr

«Nach der historischen Krise suchen die grossen Banken und deren Repräsentanten die Nähe zum Volk und wollen mit allen Mitteln das Bild abgehobener Manager vermeiden», erklärt Bauhofer weiter. Ein gutes Beispiel sei hier Lloyd Blankfein von Goldman Sachs, der anstelle einer teuren Uhr eine einfache Swatch trage. «Damit will man kurzfristig Sympathiepunkte sammeln.» Letztlich sei aber klar, dass die Banken die in den letzten Jahren etwas verlorene Glaubwürdigkeit und Vertrauen langfristig nur durch seriöses Handeln zurückgewinnen könnten.

Dass CS-Präsident Rohner dagegen die Herausforderung nicht angenommen hat, ist für Bauhofer ebenfalls verständlich. «Ich denke, dass der eher zugeknöpft wirkende Rohner angesichts der angeschlagenen Reputation der CS-Führung das einzig Richtige gemacht hat», sagt der Berater. Vor allem auch weil Rohner nach Ermotti «einmal mehr der Zweite im Wettbewerb und somit ein Follower gewesen wäre».

Chefs von Swisscom, Sunrise und Cablecom nominiert

Und die Challenge geht noch weiter. Auch BILANZ ist mittlerweile involviert. Marc Kowalsky, stellvertretender Chefredakteur, nahm die Herausforderung an, liess einen Eiskübel über sich ergehen und spendete für den guten Zweck. Zudem nominierte er mit Urs Schaeppi, Libor Voncina und Eric Tveter die Chefs von Swisscom, Sunrise und Cablecom. Der Vierte im Bunde, der VR-Präsident von Orange, Tom Sieber, hatte bereits an der Challenge teilgenommen und gespendet.