Die Business-Idee

Mehr als 200 000 Tonnen Käse wurden 2020 laut Statista in der Schweiz produziert. Ein Nebenprodukt, das hierzulande bisher kaum für menschliche Nahrungsmittel genutzt wird, ist die Molke. «Über 1 Million Tonnen davon enden als Schweinefutter oder in Biogasanlagen», weiss die Gründerin des Startups Wood & Field, Doris Erne. «Dabei sind darin wertvolle Proteine, Vitamine und Mineralstoffe enthalten, die ideal in eine gesundheitsbewusste Ernährung passen.» Deshalb hat sie fruchtige Molke-Shakes entwickelt, die der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen. «Durch Fermentation mit Joghurtkulturen betreiben wir quasi Foodwaste-Upcycling», sagt sie.

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Die Gründerin

Doris Erne ist Lebensmittelingenieurin. Nach ihrem Abschluss an der ETH Zürich war sie rund zwölf Jahre in der Lebensmittelindustrie tätig und durchlief in der Migros-Industrie vom Trainee-Programm bis hin zur Teamleitung die verschiedensten Bereiche wie Produktion, Technologieentwicklung, Marketing und Projektleitung. «Foodwaste ist in dieser Branche ein ständig präsentes Thema», erklärt sie. Als ihr Partner Christian Studer als begeisterter Crossfit- und Zweiradenthusiast 2017 nach eiweissreicheren Lebensmitteln für die gezielte Sporternährung sucht, beginnt Erne zu recherchieren: «Ich habe schnell gemerkt, dass viele Produkte für Sportlerinnen und Sportler Whey-Proteine, also Molkeproteine enthalten», erinnert sie sich, «aber bei genauem Hinschauen stammten die Produkte nie aus der Schweiz, obwohl wir doch ein absolutes Käseland sind, in dem Molke in Massen anfällt!» Sie beginnt zu tüfteln, wie Molke zu einem genussvollen Lebensmittel aufgewertet werden kann, und findet im Schwyzer Milchhuus einen Produktionspartner. «Mit der Idee, Molke aufzuwerten, haben wir dort offene Türen eingerannt.»

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Der Markt

Molkeprodukte sind vor allem bei Menschen beliebt, die sich gesund, proteinreich und laktosefrei ernähren möchten. International gibt es einige Anbieter, die neben Getränken und Getränkepulvern auch Kosmetikprodukte mit Molke anbieten. Mit dem Prädikat «Made in Switzerland» macht Wood & Field seine Produkte zudem regional und noch nachhaltiger. Das dürfte aktuelle Kundenbedürfnisse befriedigen. Im Sommer 2018 wurde die GmbH gegründet, 2020 schafften Erne und Studer den Markteintritt: In lokalen Geschäften rund um Rapperswil-Jona, in Foodies Micromarkets von Selecta und in rund 14 Alnatura-Biomärkten sind die Molke-Shakes in den Geschmacksrichtungen Mango und Berries zu bekommen. Seit Ende März gibt es sie ausserdem in den Kühlregalen von Migros-Filialen in den Genossenschafts-Gebieten Zürich, Basel und Aare.

Das Kapital

Die Umsatzzahlen steigen. Eine erste Finanzierungsrunde ist bereits abgeschlossen. Während Doris Erne in den ersten drei Jahren noch einen Hauptberuf hatte, um ihr Startup zu finanzieren, kann sie seit April endlich zu 100 Prozent für ihre Molke-Shakes im Einsatz sein. Unterstützung bekommt sie seit einigen Wochen von einem Mitarbeiter im Bereich Marketing und Vertrieb. «Jetzt geht es darum, die Investitionssumme schlau einzusetzen und das Team weiter aufzubauen, um zu wachsen», sagt sie.

Die Chance

«Eine Expansion ins Ausland ist nicht angedacht. Wir bieten Schweizer Produkte für Schweizerinnen und Schweizer», so Doris Erne, «auch weil die Bereitschaft, für hochwertige, ehrliche, lokale Produkte einen angemessenen Preis zu zahlen, in der Schweiz höher ist.» Aber die Absatzkanäle sollen weiter ausgebaut, etwa um Kantinen ergänzt werden. Zudem soll die Produktpalette wachsen.

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.
Stefan Mair
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