Die Business-Idee

40’000 bis 50’000 Tonnen Altkleider fallen jedes Jahr in der Schweiz an. Und der Trend zu Fast Fashion, also zu billig gekaufter Kleidung, die nach ein paarmal Tragen schon wieder aus dem Kleiderschrank fliegt, ist daran schuld. Eine nachhaltige Alternative bieten will Gründer Christian Gschwend. Mit Wyt entwickelt er eine Marke, die Basic-Teile wie T-Shirts im ökonomischen Kreislauf anbietet: «Wer bei uns ein weisses Shirt kauft, kann es später an uns zurücksenden und erhält 25 Prozent auf die nächste Bestellung», erklärt er das Konzept. «Wir schreddern die Altkleider, weben neue Garne daraus und verarbeiten sie in neuen Produkten.» Das funktioniert mit Naturfasern wie Baumwolle oder Wolle. Jedes der Wyt-Produkte besteht zur Hälfte aus recycelten Materialien und zu 50 Prozent aus neuen Bio-Fasern – «so haben alle Produkte die gleiche Qualität».

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Der Gründer

Gschwend trägt selbst am liebsten weisse T-Shirts und fand es schade, dass man sie nach Abnutzung wegwerfen muss. «So kam ich auf die Idee, ein Kreislauf-Angebot zu schaffen», sagt er. Der Gründer hat nicht nur einige Jahre Erfahrung in der Organisation und Koordination von Events in Zürich, sondern hat bereits das Startup Kaisin mitgegründet, das frische Poké-Bowls in Zürich, Zug, Bern und Basel verkauft. 

Mittlerweile ist er für Kaisin nicht mehr operativ im Einsatz und konzentriert sich auf seine Kreislauf-Bekleidung. Zur grössten Herausforderung in der Anfangsphase von Wyt gehörte die Organisation der Produktion mitten in der Corona-Pandemie. Er arbeitet mit einer Fabrik in Portugal zusammen, die auf die Verarbeitung nachhaltiger Rohstoffe spezialisiert ist: «Dort entstehen aus den aussortierten Teilen neue Shirts.» 

Der Markt

Die Produktion von Kleidung und Schuhen ist insgesamt für rund 8 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich – also für mehr als der weltweite Flug- und Schiffsverkehr zusammen. Zudem kommen giftige Chemikalien und Mikroplastik zum Einsatz. 

«Es ist an der Zeit, unseren Umgang mit Kleidung zu überdenken und neue Wege zu gehen», sagt Christian Gschwend. Er ist überzeugt: «Kreislaufwirtschaft kann auch in der Textilbranche die Zukunft sein.» Seit Mitte Dezember können Kundinnen und Kunden auf shopwyt.com weisse T-Shirts bestellen. 200 Kreislauf-Shirts hat der Zürcher bis Ende Januar bereits verkauft. Langfristig sind weitere Basics wie Unterwäsche, Socken und für kalte Winter auch Wollpullover angedacht. «Aktuell produzieren und testen wir weitere Prototypen, etwa Tracksuit-Pullis und -Hosen», sagt Christian Gschwend.  

Die Startup-Serie «Upbeat» wird Ihnen von der Credit Suisse präsentiert.

Das Kapital

Mit 40 Franken für ein weisses T-Shirt ist der Einzelpreis recht stolz. «Die Produktion ist tatsächlich etwas teurer und unsere Marge nicht ganz so hoch», sagt er und fügt selbstsicher hinzu: «Aber weil wir den Fokus auf den Online-Handel legen, bleibt unser Business-Model rentabel.»  

Noch ist Christian Gschwend bei der Swiss Startup Factory angestellt. Eine eigene Firmengründung soll aber noch im Februar erfolgen. Mit einer späteren europaweiten Expansion sei eine erste Finanzierungsrunde dann sicher auch ein Thema. «Es gibt bereits einen Investor, der für den Fall der Fälle Interesse bekundet hat», so der Gründer. 

Die Chance

Die Logistik in der Schweiz steht. Kundinnen und Kunden bekommen ihr neues Shirt geliefert und können das alte in derselben Verpackung gleich wieder dem Pöstler mitgeben. In einem nächsten grossen Schritt ginge es darum, die Logistikmöglichkeiten europaweit zu überblicken und zu planen. «Meine Vision ist es, dass wir viele weitere Firmen mit der Idee anstecken, die Bekleidungsindustrie nachhaltig zu verändern – und nicht nur mit Nachhaltigkeit, sondern mit tollen Produkten, die man gerne trägt, zu brillieren.»

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.

Stefan Mair
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