Haben im Jahr 2008 noch 201 Personen einen Kurs für Quereinsteiger, die das Bauern lernen wollen, absolviert, waren es dieses Jahr bereits 322. Auf Anfang 2015 werden die Anforderungen und Zulassungsbedingungen verschärft. Hintergrund für die Verschärfung ist eine Kontroverse um die Verteilung von Direktzahlungen.

Der Nebenerwerbskurs berechtigt ebenso wie der Lehrabschluss mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis zum Bezug von Direktzahlungen - im Unterschied zur Lehre kann der Kurs aber in jedem Fall berufsbegleitend besucht werden und dauert statt drei Jahre lediglich ein Jahr.

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Strengere Aufnahmekriterien ab 2015

Bereits jeder fünfte Bauer, der neu Direktzahlungen beantragt, hat "nur" einen Nebenerwerbskurs absolviert. Vor allem bei den Berufskollegen kommt diese Schnellbleiche nicht gut an. Ausschliesslich Personen mit einer fundierten Ausbildung sollten auch Direktzahlungen erhalten, verlangte die Bauernlobby in den Diskussionen rund um die Agrarpolitik 2014-2017. Auch werde der Strukturwandel, hin zu grösseren Betrieben, durch die tendenziell kleineren Nebenerwerbsbetriebe gebremst.

Das Parlament zeigte für das Anliegen der Bauern kein Gehör. Auch mit der neuen Agrarpolitik erhalten Absolventen von Nebenerwerbskursen Geld vom Bund. Allerdings wurde das Kursreglement im Nachgang zur Debatte überarbeitet. Ab dem 1. Januar 2015 gelten für die acht Landwirtschaftsschulen, welche die Kurse anbieten, einheitliche und strengere Kriterien.

Fokus auf «Erbringen gemeinwirtschaftlicher Leistungen

So wurde unter anderem das Mindestalter für die Prüfungszulassung von heute 25 auf 28 Jahre erhöht. Bei der Abschlussprüfung wird neben dem schriftlichen Teil neu auch ein einstündiges Fachgespräch auf einem Betrieb geführt. Für Kursinhalte, Lernziele und Umfang gelten an allen Schulen die gleichen, teils strengeren Vorgaben. Martin Schmutz, Leiter des Bildungsbereichs Agriprof beim Bauernverband, begrüsst, dass der Fokus der Kurse nun gezielt auf das «Erbringen gemeinwirtschaftlicher Leistungen» ausgerichtet ist. Noch wichtiger aber sei die Erhöhung des Mindestalters.

«Ich hoffe, dass insbesondere jüngere Interessenten sich nun eher für eine dreijährige Lehre entscheiden. Mit dem Eidgenössischen Fachausweis haben sie eine solidere Grundausbildung, falls sie später einmal einen Vollerwerbsbetrieb übernehmen wollen. Auch Weiterbildungen, etwa zum Betriebsleiter, sind nur mit diesem Abschluss möglich», sagte Schmutz.

Abkehr von Geld und Karriere

Die verschärften Anforderungen werden den Ansturm auf die Nebenerwerbskurse wohl vorerst etwas dämpfen. Im Kanton Bern etwa werden nächstes Jahr voraussichtlich nur noch drei statt wie dieses Jahr vier Kurse durchgeführt.

Markus von Gunten ist Regionalleiter der Beratung am Inforama Emmenthal, welches entsprechende Kurse anbietet. Mittelfristig rechnet er weiterhin mit grossem Interesse. Denn die Gründe für die Zunahme in den letzten Jahren bestünden auch weiterhin. «Ich habe das Gefühl, dass sich viele Leute vermehrt grundsätzliche Gedanken über das Leben machen und merken, dass die Jagd nach Geld und Karriere nicht alles sein kann im Leben. Diese Leute zieht es zurück in die Landwirtschaft.»

90 Prozent auf Bauernhof aufgewachsen

Personen, die vorher keinen Bezug zur Landwirtschaft hatten, seien mit den Anforderungen dann aber nicht selten überfordert oder hätten Probleme, einen passenden und bezahlbaren Hof zu finden. Solche Quereinsteiger stellten aber ohnehin nur die Minderheit. "Rund 90 Prozent der Teilnehmer sind auf einem Bauernhof aufgewachsen", sagt von Gunten. Die meisten hätten eine handwerkliche Lehre gemacht, etwa als Maurer, Schreiner oder Landmaschinenmechaniker. Momentan sei auch ein Jurist unter den Absolventen, auch er aus einer Bauernfamilie.

Gerade in Familien mit kleinen Betrieben bestehe noch zu oft die Meinung, die Kinder sollten doch zuerst einen anderen Beruf erlernen. «Später machen dann diese Töchter oder Söhne eben oft nur noch einen Nebenerwerbskurs. Dabei wären die Berufsaussichten für gelernte Landwirte, allenfalls ergänzt mit einer weiterführenden Ausbildung, äusserst vielversprechend», so von Gunten.

Es gibt auch Kritiker

Der typische Kursteilnehmer entscheidet sich oft erst nach 30, den elterlichen Hof ganz oder teilweise zu übernehmen. Für viele komme dann eine dreijährige Lehre nicht mehr in Frage, zum Beispiel weil sie eine Familie zu ernähren haben oder weil sie auf einem abgelegenen Hof bereits stark eingespannt sind. Für die dezentrale Besiedelung im Berggebiet sei es richtig, dass die Nebenerwerbskurse auch weiterhin angeboten werden – inklusive der Möglichkeit, nach dem Abschluss Direktzahlungen zu erhalten.

(sda/se/dbe)