Der Nationalrat stimmte Anfang Woche den Forderungen von SP und Grünen nach schärferen Auflagen für Grossbanken zu. Zu verdanken war das Christoph Blocher. Er sucht mit seiner SVP das Bündnis mit den Linken. Nicht zum ersten Mal: Vor genau vier Jahren hatte er mit SP-Präsident Christian Levrat und Swatch-Präsident Nicolas Hayek Senior gemeinsame Vorschläge präsentiert, wie den Grossbanken die Flügel zu stutzen wären.

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Das Ziel ist ein Trennbankensystem. Die Grossbanken UBS und Credit Suisse sollen aufgespalten werden, um die Geschäftsbanken von den Risiken des Investment Banking abzuschotten. 

Blocher und die SP nehmen damit ein -Unbehagen auf, das unter Experten ebenso verbreitet ist wie in der Bevölkerung. Die bisherigen Ansätze zur Zähmung der Finanzbranche greifen zu kurz. Selbst Hank Paulson, US-Finanzminister zur Zeit der Lehman-Pleite und früherer Chef von Goldman Sachs, hält die Gefahr einer weiteren Finanzkrise für real. 

Im Banking überleben die Fetten statt die Fitten

Zwar wurde einiges getan, um das Finanzsystem sicherer zu machen. Doch die zentralen Probleme, die zur Krise führten, sind nicht gelöst: Zu hohe Verschuldung, falsche Anreize und eine faktische Staatsgarantie für Grossbanken. Ab einer gewissen Grösse und Bedeutung können Finanzinstitute damit rechnen, im Ernstfall vom Steuerzahler gerettet zu werden. Sie sind «too big to fail», zu gross, zu vernetzt und zu wichtig für das Finanzsystem, um im Krisenfall sich selbst überlassen zu werden. 

Seit 2008 sind die Grossen an der Wallstreet noch grösser und mächtiger geworden. Die Regeln der Marktwirtschaft sind in der Finanzbranche ausser Kraft gesetzt. Statt der Fittesten überleben die Fettesten, klagt Andrew Haldane von der Bank von England. 

Die USA hatten das Trennbankensystem nach den Bankenpleiten in der grossen Depression der 1930er-Jahre eingeführt und erst Ende der 1990er-Jahre abgeschafft. Seit Ausbruch der Krise steht es vielerorts wieder hoch im Kurs. Ob damit Bankenkrisen verhindert und das Problem des «Too big to fail» gelöst werden kann, ist allerdings unter Ökonomen höchst umstritten. 

In der neuen Welt wirken die alten Rezepte nicht mehr

So ist die genaue Abgrenzung des Investment Banking schwierig. Lehman Brothers und Bear Sterns, die am Ursprung der Finanzkrise standen, waren reine Investmentbanken, AIG gar ein Versicherer. Mit einem Trennbankensystem verschwindet das Risiko nicht, es wird nur innerhalb des Finanzsystems verschoben. Die Vorstellung, man könnte Investmentbanken und ihre Märkte kollabieren lassen, ohne die Geschäftsbanken und deren Kunden zu gefährden, ist naiv. 

Es mag verlockend sein, ein altes Rezept wiederzubeleben, das schon einmal funktioniert hat. Aber das moderne Bankwesen, die Zahlungsströme und Finanzmärkte haben wenig Ähnlichkeit mit den 1930er-Jahren. 

Überzeugender ist der Weg, über strengere Kapital- und Liquiditätsanforderungen die Vorteile zu minimieren, von denen die Grossen profitieren. So fordern etwa die Ökonomen Martin Hellwig und Anat Admati mit starken Argumenten sehr viel höhere Eigenkapitalpuffer von etwa 20 – die meisten Grossbanken liegen heute noch unter 3 Prozent. 

Die unheilige Allianz von SVP und SP wählt zwar den falschen Weg. Aber sie hält den poltischen Druck aufrecht, die Bankenregulierung weiter zu verbessern. 

Wenn sich am 16. Oktober die Rettung der UBS zum fünften Mal jährt, mag die Bank sicherer sein. Aber das «Too big to fail»-Problem bleibt ungelöst.