Über 40 Botschaften sind bei der britischen Grossbank HSBC als Kunden unerwünscht, wie die britische Zeitung «Mail on Sunday» gestern schrieb. In einer Überprüfung aller Geschäftsaktivitäten sollen die diplomatischen Vertretungen nicht mehr alle erforderlichen Kriterien der HSBC für Geschäftskunden erfüllt haben. Die Schweizer Botschaft ist vom Reinemachen der Bank aber nicht betroffen, wie Stefan von Below, Pressesprecher des Aussendepartements, bestätigt.

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«Die Mehrzahl der Missionen haben Schwierigkeiten, Aufnahme bei anderen Banken zu finden», wird Bernard Silver, Präsident des Konsularischen Korps in London, von der Nachrichtenagentur sda zitiert. Ähnlich würde es ihnen in der Schweiz ergehen.

Bei einer grösseren Schweizer Bank heisst es, mit Botschaften an sich gehe man grundsätzlich keine Geschäftsbeziehungen ein. Die Mitarbeiter bekämen ihr Gehalt aus dem Ausland überwiesen - wobei immerhin einem einfachen Lohnkonto für Botschaftsangestellte nichts im Wege stehe. Das sei im Übrigen gängige Praxis unter den Schweizer Banken, erklärt dieselbe Person.

Vorsicht vor politisch exponierten Personen

Sobald die gewünschte Bankbeziehung über ein normales Konto hinausgeht, wird man hierzulande auch beim Botschaftspersonal misstrauisch. Da es sich dabei in der Regel um «politisch exponierte Personen» handelt, schreibt die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) besondere Sorgfaltspflichten vor. Politisch exponiert sind dabei nicht etwa nur die hohen Politiker eines Landes, sondern auch Unternehmen und Personen, welche diesen aus «familiären, persönlichen oder geschäftlichen Gründen erkennbar nahe stehen». Bankbeziehungen zu solchen Personen unterliegen «speziellen, rigorosen Prozeduren und Prüfungen», heisst es dazu bei der UBS.

Von diesen Kriterien dürfte das Personal vieler Botschaften betroffen sein. Das muss nicht heissen, dass diesen die Eröffnung eines Kontos verwehrt wird, auf jeden Fall werden sie von den Banken aber gründlich überprüft. Besonders dann, wenn das betroffene Botschaftspersonal aus einem Staat kommt, der für «Korruption oder Vetternwirtschaft bekannt ist», wie es ein Bankmitarbeiter umschreibt.

Die Schweizer Botschaften und ihr Personal haben im Ausland nicht mit solchen Problemen zu kämpfen. EDA-Sprecher von Below bestätigt, dass die Führung der entsprechenden Konten allgemein eine reibungslose Angelegenheit sei.

Es scheint fast, als würden eher die Botschaften eine Bank auswählen, als umgekehrt: «Gemäss der internen Weisung zur Rechnungsführung der Auslandvertretungen sind die Bankkonten bei anerkannten und vertrauenswürdigen Banken am Platz zu unterhalten.» Zudem hätten die Botschaften vorher die Bonität der Banken abzuklären, erklärt von Below weiter.