Lance Armstrong fühlt sich als Opfer einer Hexenjagd. Das Wehklagen des Amerikaners ertönte im August. Damals wurde klar, dass die US-Antidopingbehörde USADA offenbar überwältigende Beweise für systematisches Doping bei Lance Armstrongs Teams US-Postal und Discovery sowie bei ihm selber in die Hände fielen.
An Tour de Suisse 2001 gedopt
Nun machte die USADA Ernst und stellte alle Dokumente ins Internet. Darunter sind diverse Dokumente, die auch die Schweiz betreffen, nicht zuletzt, weil der internationale Radsportverband «Union Cycliste Internationale» (UCI) seinen Sitz in Aigle hat.
Aus den Dokumenten geht etwa hervor, dass Lance Armstrong während der Tour de Suisse 2001 mit Epo vollgepumpt war. Das Problem wurde offenbar unter der Hand geregelt, Lance Armstrong spendete später dem UCI Gelder in beträchtlicher Höhe.
Dünnhäutige UCI-Funktionäre
Bei der UCI fühlt man sich in der «Reputation» geschädigt und klagt darum gerne Kritiker an. So wurde etwa der irische Journalist Paul Kimmage, der der UCI seit Jahren auf die Finger schaut, von deren Exponenten Pat McQuaid und Hein Verbruggen in Lausanne verklagt - Gerichtstermin ist diesen Dezember.
Derweil verabschiedete sich Lance Armstrong von der Doping-Front. Mit seinem Verzicht, die USADA-Vorwürfe zu kontern, versucht er sich aus der Schusslinie zu nehmen.
Das gelingt ihm vor allem in den USA hervorragend, was nicht zuletzt damit zu tun hat, dass er dort beträchtliche wirtschaftliche Schwergewichte hinter sich weiss.
Deals mit Powerbrokern und der Pharma-Industrie
Die Aufstellung zeigt auch, wie Lance Armstrong seit Jahren seine PR-Maschinerie erfolgreich am Laufen hält und wie Armstrong über mehrere Investmentgesellschaften geschickt am Erfolg des US-Radsports teilzuhaben wusste. Daneben hat er auch Einfluss auf börsenkotierte Sportartikelfirmen wie Nike oder Oakley.
Besonders Pikant sind Armstrongs Verbindungen zur Bio- und Pharmaindustrie. So fungierte die Pharmafirma Amgen, Erfinderin von Epo, in Armstrongs wichtigster Stiftung Livestrong.