Ab heute Dienstag gelten neue Sanktionen der USA gegen den Iran. Damit setzt die Regierung Donald Trumps um, was sie im Mai beschlossen hat: Der US-Präsident hat das internationale Atomabkommen mit dem Iran gekündigt und will die islamische Republik zwingen, die Atomtechnologie aufzugeben.

Die schärfste Strafmassnahme hat Washington für Anfang November aufgehoben: Ab dann verbieten die USA Unternehmen, iranisches Öl zu kaufen. Wer sich nicht daran hält, riskiert, von der US-Justiz belangt zu werden. Das Embargo bedroht das wirtschaftliche Überleben des Iran – die Einkünfte aus dem Öl machen fast ein Fünftel der Wirtschaftsleistung aus.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

In der Schweiz dürfte der amerikanische Druck wirken: Hiesige Ölhändler wie Vitol, Trafigura, Mercuria, Gunvor oder Glencore werden sich aus Sicht von Commerzbank-Experte Eugen Weinberg schon heute davor hüten, mit iranischem Öl zu handeln. Dies zeigt auch Anfragen bei Trafigura und Vitol: Beide betonen, dass sie sich an alle «relevanten» Sanktionen halten. Der Erfolg der US-Sanktionen hängt auch von der Haltung der Schweizer Ölfirmen ab – schliesslich wird laut der Genfer Branchenorganisation GTSA rund 35 Prozent des internationalen Handels hierzulande abgewickelt.

Vitol_Ian_Taylor

Vitol-Präsident Ian Taylor: Iran ist für seinen Konzern jetzt tabu.

Quelle: Sergei Bobylev/Getty Images

Brüssel kommt nicht gegen Washington an

Die Europäische Union möchte ein Boykott des Iran vermeiden und will Unternehmen ermöglichen, weiterhin dort Geschäfte zu machen. Für die Ölbranche macht dies laut Weinberg keinen grossen Unterschied. «Von den europäische Ölfirmen will niemand Probleme mit den USA riskieren.»

Die US-Sanktionen könnten auch für Unternehmen Konsequenzen haben, die nicht in den Amerika tätig sind – ihnen droht der Ausschluss aus dem internationalen Finanzsystem, wenn die USA sie vom Handel mit dem Dollar ausschliessen. Das Embargo sei einfach umzusetzen, sagt Weinberg. «Öl kann bis zur Quelle nachverfolgt werden.» Der Rohstoff weise je nach Herkunft unterschiedliche Eigenschaften auf.

China dürfte sich um Embargo foutieren

Schon vor den neuen Sanktionen war nur der kleinere Teil des iranischen Öls nach Europa gelangt. Irans wichtigste Kunden sind in China, Indien, Südkorea oder der Türkei. Für die islamische Republik ist deshalb entscheidend, ob diese Länder dem amerikanischen Druck nachgeben. Gerade China dürfte sich von der US-Drohung wenig beeindruckt zeigen. Schliesslich führt die Volksrepublik bereits jetzt einen Handelskonflikt mit den USA, und viele Grosskonzerne sind unter staatlicher Kontrolle.

In den letzten Monaten hat China – wie auch Indien – deutlich mehr iranisches Öl gekauft, während etwa die Türkei, Frankreich, Italien oder Griechenland ihre Importe gesenkt haben. «Dieser Trend dürfte in den kommenden Monaten vermutlich anhalten», sagt André Frick, Ölexperte bei der Bank Vontobel.

Grafik_Oelimporte

Grafik: Indien und China kaufen mehr iranisches Öl, die Türkei oder Frankreich weniger (BPD: Fass pro Tag).

Quelle: Bloomberg/Evercore ISI Research

Das Embargo treibt den Preis nach oben

Noch zeigt das drohende Embargo wenig Wirkung. Von Mai bis Juni sanken die iranischen Ölexporte laut Frick erst um circa 30'000 Fass pro Tag. Das Embargo ist allerdings noch nicht gültig. Nach Anfang November sieht die Statistik vielleicht anders aus: Um bis zu eineinhalb Millionen Fass/Tag könnten die Exporte laut Schätzungen der Beraterfirma Energy Aspects sinken.

Damit würden Irans Ölverkäufe um mehr als die Hälfte schrumpfen – im Mai hat das Land laut der Internationalen Energieagentur IEA täglich 2,5 Millionen Fass Rohöl exportiert. Dass dies Folgen für den Preis haben wird, liegt auf der Hand. «Das US-Embargo gegen den Iran wird den Ölpreis massiv beeinflussen», sagt Commerzbank-Experte Eugen Weinberg.