Spitzenbanker Hussain Najadi las in St. Gallen an der Uni, war am World Economic Forum bekannt und führte seine internationale Investmentgruppe Aiak aus der Schweiz. Hier lebte er jahrelang, gründete eine Familie und arbeitete in Luzern und Zug. Najadi kam als Flüchtlingskind aus dem Iran nach Europa, erlernte in Deutschland das Bankgeschäft und legte von hier aus eine steile Finanzkarriere hin. Trotzdem kannten ihn höchstens Insider der diskreten Schweizer Finanzwelt.

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Im Ausland war das anders, vor allem in Malaysia. Denn Najadi gründete in den 1960er-Jahren die malaysische AmBank, deren Vorgänger er unter dem Namen Arab Malaysia Development Bank (AMDB) 1981 an die Börse brachte und sich später von allen Anteilen trennte. Bis er am 29. Juli 2013 in Kuala Lumpur auf offener Stasse hingerichtet wurde, beschäftigte ihn das Institut als informellen Berater.

Am Ausgangspunkt der Affäre

Lange tappten Ermittler in dem Mordfall im Dunkeln, nun tut sich indes ein schrecklicher Verdacht auf: Die enge Verbandelung des Instituts mit der malaysischen Politkaste und deren Verwicklung in den riesigen Korruptionsfall um den Entwicklungsfonds 1MDB und Premierminister Rajib Najak könnte Najadis Ableben besiegelt haben.

Denn die AmBank steht offenbar am Anfang dieser Staatsaffäre, dort lagerten zu Beginn hohe dreistellige Millionensummen unbekannter Herkunft aus dem Umfeld des Premierministers. Dies bringt sein Sohn Pascal in einer Eingabe an die Kommission für Menschenrechte der Vereinten Nationen, die handelszeitung.ch vorliegt, zu Protokoll.

Auftraggeber läuft frei herum

Die Ermittlungen der Justizbehörden zum Tod von Hussain Najani sind, glaubt man einem Begehren des Anwalts Nick Kaufman, gespickt mit Merkwürdigkeiten, offensichtlichen Unterlassungen und seltsamen Pannen. So läuft etwa der angebliche Auftraggeber des Mordes weiter als freier Mann herum – nach wenigen Tagen Haft kam er frei. Dem malaysischen Anwalt Pascal Najadis wird offenbar jegliche Einsicht in die Ermittlungsakten der Polizeibehörden verwehrt. Im seiner Ansicht nach gelenkten Justizapparat Malaysias sieht er keine Chance auf Gerechtigkeit für die Angehörigen des Ermordeten.

Darum hat Pascal Najadi nun den auf internationales Recht spezialisierten Kaufman mandatiert, dass der Fall vor die Uno in Genf kommt. Kaufman soll erreichen, dass der Hohe Kommissar für Menschenrechte der Vereinten Nationen sich mit der Affäre beschäftigt und die malaysischen Behörden zur Kooperation anhält.

Früher Gegner des heutigen Premierministers

Seit 2006 äusserte Vater Najadi gegenüber engen Geschäftspartnern Bedenken über die massive Zunahme von Korruption in Malaysias Rüstungssektor. Insbesondere war ihm das Gebahren des damaligen Verteidigungsministers – und heutigen Premierminister des Landes – Najib Razak ein Dorn im Auge. Es war auch bekannt, dass Hussain Najadi bei Korruption eine Nulltoleranzpolitik betrieb.

Als Razak 2009 Premierminister Malaysias wurde und – ungewöhnlich – auch das Finanzministerium unter seine Fittiche brachte, kreuzten sich die Wege der beiden immer häufiger. Es waren keine Treffen in Minne, eher das Gegenteil, Konflikte häuften sich. Es war darum in Malaysias Führungszirkeln bald ein offenes Geheimnis, dass der Banker aus der Schweiz dem neuen Politstar zutiefst misstraute und ihn zum Schluss auch offen herausforderte.

Kurz vor Tod noch Treffen mit dem Sohn

Eine Woche vor seiner Ermordung traf sich Hussain Najadi noch ein letztes Mal mit seinem Sohn, Pascal, im Shangri-La-Hotel Kuala Lumpurs. Vater Najadi war sichtlich aufgewühlt. Er sei gerade von einem Geschäftstreffen mit Malaysiern gekommen, die ihm ein Immobiliengeschäft schmackhaft machen wollten – mit offensichtlichen Schmiergeldvorstellungen. Hussain sprach mit seinem Sohn über massive Korruption hoher politischer Akteure in den Sektoren Militär, Bauwirtschaft und Transport.

Und er wusste als Finanzberater der AmBank wohl etwas, das Normalsterbliche erst seit Ende 2015 auch wissen, als der Korruptionsskandal durch den Blog Sarawak Report und das Wall Street Journal öffentlich wurde: Zu jener Zeit bunkerte das Umfeld von Premier Najib Razak bereits gegen 680 Millionen US-Dollar unklarer Herkunft auf Konten der AmBank, die danach ins Ausland abflossen.

Inzwischen versuchen Heerscharen von Ermittlern in Singapur, der Schweiz und den USA den Ursprung von Geldbeträgen in Milliardenhöhe aufzuklären.

Schneller Entscheid erwartet

Ob sich die Vereinten Nationen dem Fall widmen, ist noch nicht entschieden. Doch die Sache wird wohl zügig an die Hand genommen werden, sagt Anwalt Kaufman: «Es ist schwierig abzuschätzen, bis wann sich der Sonderermittler dem Fall annimmt. In der Vergangenheit machte ich aber die Erfahrung, dass dies sehr schnell geschieht», sagte er handelszeitung.ch.

Dringt Kaufman mit seinem Begehren durch, dürfte die Initiative von Najadis Angehörigen vor der Uno in Genf den Druck auf den Regierungsapparat in Malaysia weiter erhöhen. Und dies obwohl das Land nicht verpflichtet ist, Weisungen des Hochkommissars für Menschenrechte nachzukommen.