Die russische Notenbank ergreift weitere Massnahmen zur Stabilisierung der Devisenmärkte. Die Zinssätze, zu denen sich Banken gegen in ausländischen Währungen ausgegebenen Sicherheiten Geld leihen können, würden gesenkt, teilte die Notenbank am Donnerstag auf ihrer Internetseite mit. So reduzierte sie ihre Devisen-Reposätze auf 50 Basispunkte über dem Libor-Geldmarktsatz. Zuvor lag die Rate bei 150 Basispunkten über dem Libor-Satz.

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Die Zentralbank begründete den Schritt damit, dass der jüngste Sturz des Rubels durch die tatsächliche wirtschaftliche Entwicklung nicht gerechtfertigt sei. Die Massnahme erleichtert russischen Unternehmen den Zugang zu US-Dollar und soll Spannungen bei der Rückzahlung von in ausländischen Währungen aufgenommenen Schulden vermeiden.

Letzte Intervention verpuffte

Zu Beginn der Woche versuchte die russische Nationalbank bereits, sich gegen den Verfall der Währung zu stemmen. Das erste Abwehrgefecht verpufft aber ohne Erfolg. Zwar verkauften die Währungshüter mit Wirkung Devisen im Wert von 700 Millionen US-Dollar. Doch der Absturz der russischen Währung geht ungebrochen weiter.

Im November hatte die russischen Zentralbank ihre täglichen Kontrollen des Rubelkurses aufgegeben und die schwer angeschlagene Währung frei handeln lassen. Stattdessen wollte die Notenbank auf den Devisenmärkten intervenieren, wenn es nötig sei. Sie zählt mit Reserven von über 400 Milliarden US-Dollar zu den reichsten Devisenbesitzern der Welt. Experten schätzen allerdings, dass die Zentralbank bei unregelmässigen Interventionen fünf bis zehn Milliarden US-Dollar aufwenden muss, um einen spürsamen Effekt zu erzielen.

Putins Plan gegen die Kapitalflucht

Russland leidet an einem doppelten Problem: Der Westen quetscht die Wirtschaft mit seiner Sanktionspolitik aus. Und der Ölpreis stürzt ab. Wegen der anhaltenden Rubel-Schwäche rechnet das Wirtschaftsministerium für 2014 mit einem Kapitalabfluss von 125 Milliarden Dollar. Für 2015 gehen die Behörden zudem von einer Kapitalabwanderung in Höhe von rund 90 Milliarden Dollar aus. Das russische Wirtschaftsministerium warnte am Dienstag überdies vor einer Rezession.

Im Kampf gegen die Kapitalflucht aus seinem Land hat Russlands Präsident Wladimir Putin nun eine Amnestie vorgeschlagen, wenn Geld zurückgebracht wird. «Es geht um eine vollständige Amnestie», sagte Putin bei seiner Rede an die Nation am Donnerstag im Kreml. «Wenn ein Mensch sein Kapital in Russland legalisiert, erhält er harte rechtliche Garantien, dass man ihn nicht durch die Instanzen zerren wird.»

Einmalige Amnestie

Diese Chance gebe es aber nur einmal. Zahlreiche Russen haben «Offshore-Kapital» in Ländern mit günstigen Steuerbedingungen angelegt, wie zum Beispiel in Zypern.

Er werde die Notenbank und die Regierung zudem anweisen, streng gegen Spekulanten am Devisenmarkt vorzugehen, kündigte Putin in seiner jährlichen Rede vor dem Parlament am Donnerstag an. Zur Unterstützung der einheimischen Banken solle Geld aus dem Staatsfonds genutzt werden.

Der Rubel legte nach Putins Aussagen über eine Kapitalamnestie leicht zu.

(reuters/awp/sda/ise/ama)