Wer in São Paulo am Flughafen landet und sich nach einem günstigen Handy aus China erkundigt, hat ein Problem: Vivo, bekannter aufstrebender Hersteller aus China, ist nicht die einzige Marke dieses Namens in diesem Geschäft. Vivo nennt Telefônica Brasil seit 2003 auch seine Zweitmarke für Retailkunden. Vivo ist der wohl meistkopierte chinesische Markenname. Gemäss einer Aufstellung der China Trademark Association (CTA), eines Verbands, der die Markenrechte chinesischer Firmen im Ausland schützen soll, gibt es ausserhalb Chinas über fünfzig weitere Firmen mit der Bezeichnung «Vivo» und möglichem Verwechslungspotenzial. Rund hundert grössere chinesische Firmen beklagen jetzt laut CTA lauthals, dass ihre Markenrechte im Ausland verletzt würden. Das Kopieren erfolge «in grossem Stil» und erfolge «zunehmend professionell». Solche Klagen hörte man zwanzig Jahre lang aus Europa. So ändern sich die Zeiten: Als China im November 2001 der Welthandelsvereinbarung WTO beitrat, verschwanden nach und nach die gefälschten Chanel und Louis-Vuitton-Taschen von den Verkaufstischen in den Geschäften in Schanghai und Peking. Aber das Bewusstsein für den Wert einer Marke ist in China noch vergleichsweise wenig ausgeprägt. Das liegt auch an der unterschiedlichen Handhabung der Markeneintragung. Da unterscheidet sich China von Europa. In Europa gilt das Firsttouse-Prinzip, wonach der geschützt ist, der konkrete Produkte und Services als erster schützt und dann tatsächlich damit handelt. In China hingegen gilt «first to file», in der Schweiz würde man sagen «dä schnäller isch dä gschwinder». Wer eine Marke rascher als jemand anders registriert, kann das machen, selbst wenn man sie gar nicht nutzt und keine Produkte unter dem Label verkauft.
 

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Mehr Schutz

Immerhin zeichnet sich jetzt ab, dass Europäer auch in China ihre Markenrechte etwas einfacher durchsetzen können. Kürzlich gewann die dänische Spielzeugfirma Lego einen Prozess gegen die chinesische Firma Lepin, die praktisch identisch aussehende Plastik-klötzchen hergestellt hatte. In Brasilien hat der chinesische Handy-Hersteller Vivo den Kampf um seine Rechte unterdessen aufgegeben. Die Vivo-Geräte