Seit Jahren erfreut sich der Markt der ausserbörslich gehandelten Nebenwerten einer zunehmenden Beliebtheit. 2017 wurde mit über 10 000 Abschlüssen und einem Gesamtvolumen von 247 Millionen Franken alleine auf der OTC-X-Plattform der Berner Kantonalbank sogar zum Rekordjahr. Der Börsengang der Versandapotheke Zur Rose, die damit verbundene Aufmerksamkeit bei den Investoren sowie das allgemein freundliche Wirtschaftsklima haben für eine rege Aktivität gesorgt. Auf der Suche nach Anlagealternativen haben zahlreiche Investoren das Nebenwerte- Segment entdeckt.

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Mit gutem Grund: Auf den Handelsplattformen der Banken ist eine breite Palette an spannenden Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen gelistet. Sie umfasst insgesamt über 300 Werte, die mehr oder weniger regelmässig gehandelt werden. Darunter befinden sich prominente Namen wie die Neue Zürcher Zeitung, der Schreibwarenhersteller Caran d’Ache oder der Schreitbagger-Bauer Menzi Muck, genauso wie in den Regionen verankerte Finanzinstitute, Tourismus- oder Energiebetriebe. Viele Gesellschaften sind schon seit Jahrzehnten in diesem Segment gelistet, andere, wie das Warenhaus Loeb oder die Lenzerheide Bergbahnen, haben erst in der jüngeren Vergangenheit, mit der zunehmenden Regulierung im Effektenhandel und den damit verbundenen Zusatzkosten, den Wegzug von der Börse beschlossen. Gemeinsam ist vielen dieser Nebenwerte, dass sie sich auf starke Ankeraktionäre verlassen können, was zu einer erhöhten Stabilität führt, auf der anderen Seite aber die Liquidität der Wertpapiere einschränkt.

Bekannt ist das Segment als Hort der Liebhaberaktien und Naturaldividenden. Tatsächlich halten viele Aktionäre ausserbörslich gehandelte Nebenwerte vor allem wegen ihrer emotionalen Nähe zu den Unternehmen oder wegen der Gratisangebote und der üppigen Verköstigung an der Generalversammlung (siehe Seite 41).

Doch auch für Anleger auf der Suche nach Rendite kann sich ein Investment im OTC-Markt lohnen. Insbesondere Value- Investoren mit Blick für unterbewertete Firmen kommen auf ihre Kosten. Wer Freude an der Analyse der Geschäftsberichte hat (siehe Seite 38), ein gutes Gespür für die Gesellschaften aufbringt und einen langfristigen Anlagehorizont verfolgt, kann einige verborgene Schätze heben. Dann sind auch in diesem Segment durchaus interessante Renditen möglich, wie der vorliegende Special zeigt. Wer Ende 2013 beispielsweise auf den Naturkosmetikhersteller Weleda setzte, konnte damit in nur fünf Jahren über 200 Prozent Rendite erzielen.