Benzin und Diesel tanken, Zeitungen und Magazine kaufen: Bei Aldi Süd in Deutschland läuft eine Modernisierungswelle, wie sie lange nicht zu sehen war. In der Schweiz, bei Aldi Suisse, heisst es dagegen: «Ein Eintritt in das Tankstellengeschäft oder in den Bereich Zeitschriften ist derzeit nicht geplant.»

Aldi Suisse hat in ihren 193 Filialen zwar früh die «Panetteria»-Backstationen eingeführt, wo Brot frisch in der Verkaufsstelle gebacken wird – hier sind Deutschland und Österreich nachgezogen, dort heissen sie allerdings «Meine Backwelt» respektive «Backbox».

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Ansonsten fährt der Schweizer Aldi-Geschäftsführer Timo Schuster derzeit aber einen eher konservativen Kurs. Die Muttergesellschaften modernisieren sich momentan schneller: Aldi Suisse gehört zur österreichischen Aldi-Gesellschaft Hofer, die auch die Ländertöchter Ungarn, Slowenien und Italien führt.

Hofer hat das Tankstellengeschäft forciert

Hofer gilt als Innovationsmaschine des Konzerns und hat etwa das Tankstellengeschäft forciert. Hofer-Chef Günther Helm ist Präsident des Verwaltungsrats von Aldi Suisse. Hofer wiederum ist Teil der Unternehmensgruppe Aldi Süd, die sich um die süddeutsche Aldi-Gesellschaft, so etwas wie die Urmutter des Harddiscounts, gebildet hat. Sie durchläuft ein grosses Investitionsprogramm; innerhalb eines Jahres werden 3,5 Milliarden Euro investiert. Das Angebot wird um Frischeprodukte, Convenience-Waren für das schnelle Essen sowie um diverse Markenartikel erweitert.

Schuster

Timo Schuster: Das Filialnetz wächst: Der Schweizer Aldi-Chef ist zügig unterwegs zur 200er-Marke.

Quelle: ZVG

In der Schweiz konzentriert sich Schuster derzeit offensichtlich mehr auf die Erweiterung des Filialnetzes – warum auch nicht: Die Umsätze pro Filiale werden in der Schweiz auf gut 10 Millionen Franken taxiert und sind damit noch höher als in Süddeutschland, wo auch schon beachtliche 8,5 Millionen Franken in die Scannerkassen wandern. Die Schweiz lohnt sich für Aldi.

Aldi hat diverse OVS-Filialen übernommen

Aktuell betreibt Aldi hierzulande 193 Filialen (Konkurrent Lidl 123) und wird Insidern zufolge in den ersten Monaten 2019 die Marke 200 erreichen oder sogar übertreffen. Unter anderem hat Aldi diverse Filialen der Kleiderkette OVS, zuvor Charles Vögele, übernommen, von denen drei (Freiburg, Frick und Rickenbach bei Wil) bereits bekannt sind. Aldi strebt zudem verstärkt in City-Lagen und nimmt dabei auch in Kauf, auf kleineren Flächen nicht das ganze Sortiment von 1500 Artikeln anbieten zu können.

Diese Angebotsbreite immerhin markiert die Entwicklung Richtung Supermarkt: Aldi Suisse startete mit einem typischen Kleinsortiment von 700 Artikeln und baute nach und nach aus, um die anspruchsvolle Schweizer Kundschaft zu erreichen, noch vor fünf Jahren umfasste das Sortiment nur 1000 Produkte. Aber auch Aldi Süd hat zeitgleich in Deutschland auf 1500 Artikel ausgebaut. Zum Vergleich: Lidl Schweiz verkauft heute rund 1800 Artikel, darunter viele Marken, und hat jüngst Produkte von Feldschlösschen und Rivella ins Regal gestellt. Aldi hingegen führt zu 90 Prozent eigene Handelsmarken.

Dirk Ruschmann
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