Wenn am 12. Mai die Generalversammlung des Stromkonzerns Alpiq über die Bühne geht, werden die Aktionäre auch die Vergütungspolitik absegnen müssen. Und sie werden sie absegnen, denn die grosse Mehrheit der meist institutionellen Aktionäre ist auch im Verwaltungsrat vertreten.

Unter den im Aufsichtsgremium nicht vertretenen Kleinaktionären sorgt zunehmend ein Lohn für Diskussionen: Jener von Konzernchefin Jasmin Staiblin. Trotz Krisenmodus und kumuliert hoher Verluste in ihrer Amtszeit ist ihr Lohn unverändert hoch. 2017 verdiente sie mit knapp zwei Millionen Franken so viel wie nie seit Amtsantritt im Jahr 2013. Der Lohn des Verwaltungsratspräsidenten – seit 2015 Jens Alder – hat sich in der gleichen Zeit halbiert.

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Alpiq bezahlt besser als Axpo und BKW

Staiblin verdient deutlich mehr als ihre Kollegen bei der Konkurrenz. BKW-Chefin Suzanne Thoma verdiente 2017 1,3 Millionen Franken und Axpo-Chef Andrew Walo erhielt 1,2 Millionen Franken.

Alpiq verteidigt die Vergütung ihrer Geschäftsführerin. Höhe und Struktur der Vergütung würden regelmässig einem «Marktvergleich» unterzogen, sagt Sprecher Richard Rogers. Dabei würden sowohl Firmen der eigenen Branche, als auch branchenfremde Unternehmen beigezogen.

Dass Staiblin 2017 einen höheren Lohn ausbezahlt erhielt, habe mit ihren persönlichen Leistungszielen zu tun, argumentiert die Alpiq. «2017 war in jeder Hinsicht höchst herausfordernd. Der Bonus reflektiert in diesem Zusammenhang die starken Leistungen, welche im 2017 erbracht wurden.»

Alpiq hat 2017 einen strategischen Schlenker vollzogen. Noch Anfang des Jahrs versuchte das Energieunternehmen, einen grossen Teil der eigenen Wasserkraft-Beteiligungen zu verkaufen. Weil sich dieser Plan als nicht umsetzbar erwies, suchte Alpiq schliesslich einen Käufer für die Energiedienstleistungs-Sparte. Diesen konnte das Unternehmen Anfang 2018 zu Beginn dieses Jahr vermelden.

Das Management glaubt nicht an die eigne Aktie

Das Alpiq-Management erhält seinen Bonus nicht in Form gesperrter Aktien ausbezahlt, sondern ausschliesslich in Form von Bargeld. Die Führungsriege scheint denn auch wenig vom Potenzial der eigenen Aktie überzeugt, wie der Geschäftsbericht zeigt. CEO Staiblin besitzt gerade mal 102 Aktien im Wert von 7650 Franken. Seit Jahren ist dieser Wert unverändert.

Auch die übrigen Manager sind nicht stärker bei Alpiq investiert. Keines der Geschäftsleitungsmitglieder besitzt mehr Aktien als Staiblin.

Jens Alder ist nicht Aktionär

Nur unwesentlich besser sieht es im Verwaltungsrat aus. Am meisten Aktien besitzt noch Alexander Kummer-Grämiger, Präsident der Alpiq-Aktionärin Elektra Birseck. Er hat 37500 Franken ins eigene Unternehmen investiert. Alpiq-Präsident Jens Alder hält laut Geschäftsbericht keine Aktien.

Auszug aus dem Geschäftsbericht der Alpiq von 2017

Auszug aus dem Geschäftsbericht 2017: Management und Verwaltungsrat halten kaum Aktien von Alpiq.

Quelle: Screenshot

Dass man die Manager-Boni nicht in Aktien ausbezahle, habe mit der Charakteristik des Kursverlaufs zu tun, erklärt Alpiq. «Eine aktienbasierte Vergütung macht dort Sinn, wo die freien Marktkräfte den Aktienkurs bestimmen», schreibt Sprecher Rogers. «Alpiq hat einen Free Float von lediglich 12 Prozent.» Offenbar will man den Angestellten den stark und aus Sicht der Alpiq willkürlich rückläufigen Aktienkurs nicht zumuten.

Turnaround «nie langfristiger Natur»

Dass die Boni nicht gestaffelt ausbezahlt werden, begründet Alpiq mit der Turnaround-Phase, in der sich Alpiq befinde. Die Priorität des Turnarounds müsse auch in den Bonuszielen abgebildet werden, so Rogers.

«Da ein Turnaround naturgemäss nicht langfristiger, sondern temporärer Natur ist, werden für die Phase des Turnarounds die Ziele denn auch kurz- und nicht langfristig gesetzt.» Zudem werde der Turnaround-Bonus gestaffelt ausbezahlt. «Mitte und Ende des Folgejahrs.»