Mit seinen kassenlosen Lebensmittelläden will der Online-Gigant Amazon das stationäre Einkaufen revolutionieren. Dank einem Hightech-System an Sensoren und Kameras wird den Kunden beim Verlassen des Ladens Getränke, Brot und Früchte automatisch dem Amazon-Konto belastet. Das Bezahlen im Laden entfällt (mehr dazu lesen Sie hier). Die komplexe Technologie eignete sich bisher kaum für grossflächige Läden mit hohen Räumen und einer Vielzahl an Produkten. Das soll sich ändern.

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In Seattle experimentiert Amazon offenbar, um die Technologie auf grösseren Ladenflächen einzusetzen, wie das «Wall Street Journal» schreibt. Mit grossen Amazon-Go-Läden – die bisherigen Filialen sind kleiner als 230 Quadratmeter – würde der E-Commerce-Gigant zu einer noch bedrohlicheren Konkurrenz für die klassischen Detailhändler. Zum Einsatz kommen könnte die Technologie womöglich in den Whole-Foods-Läden, heisst es weiter.

Technologie in den Kinderschuhen

Amazon hat die Biomarktkette Whole Foods letztes Jahr für 13,5 Milliarden Dollar übernommen und betreibt mittlerweile in den USA, Kanada und Grossbritannien 479 Filialen. Durchschnittlich hat ein Whole-Foods-Laden eine Fläche von 3700 Quadratmeter und ein Angebot von 34’000 Produkten.

Nicht nur die Grösse macht das kassenlose Bezahlsystem komplexer, sondern auch die Art der Artikel. So gibt es bei Whole Foods viele Produkte, deren Preis je nach Gewicht variiert. Die Kameras müssten also erkennen, wie viele Karotten, Äpfel, Mandarinen oder Kartoffeln jemand einpackt. Bei Amazon Go hingegen sind die Lebensmittel verpackt und werden in einheitlichen Grössen und Formen angeboten.

Noch steckt die Technologie in den Kinderschuhen. Doch Amazon feilt fortlaufend daran. Der erste Amazon-Go-Laden wurde Anfang Jahr erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Derzeit gibt es sieben Läden in den USA, bis 2012 sollen es 3000 sein. Eine Expansion nach Europa steht im Raum.

Saturn startet in Hamburg

Derweil greifen andere Detailhändler das Konzept der kassenlosen Läden auf. Die Vorteile sind klar: Einerseits kommen Händler mit weniger Personal aus und können so die Kosten senken. Andererseits steigt für die Kunden das Einkaufserlebnis, da sie nicht länger Schlange stehen müssen an der Kasse. Zudem wird der negativ behaftete Bezahlvorgang in den Hintergrund gedrängt.

Anfang Jahr testete Saturn, der zum selben Mutterkonzern wie Mediamarkt gehört, eine kassenlose Filiale im österreichischen Innsbruck. Nun kommt das System offiziell zum Einsatz. Noch dieses Jahr soll es laut «Handelsblatt» die herkömmlichen Kassen in einer Filiale mit 18’000 Quadratmeter in Hamburg ergänzen. Via Smartphone-App sollen die Kunden die Barcodes ihrer gewünschten Produkte scannen und sie direkt in der App per Kreditkarte oder Paypal bezahlen. Danach wird die Diebstahlsicherung ausgeschaltet und die Kunden können mit den Artikeln den Laden verlassen.

Kassenloses Zahlen ist auch bei Mediamarkt Schweiz ein Thema: Der nun zurückgetretene Mediamarkt-Schweiz-Chef Martin Rusterholz sagte Ende September zur «Handelszeitung», dass Bezahlen via App ein Thema sei: «Da sind wir dran. Die Umsetzung ist jedoch komplex.» Es werde aber nicht allzu lange dauern, bis das für ein Teilsortiment möglich sei.