Nach den Rekordergebnissen der vergangenen Monate erneuert Apple die Software-Basis seines Erfolgs und führt neue Internet-Dienste ein. Zum Auftakt der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco kündigte das Unternehmen für Juli eine neue Version des Computer-Betriebssystems Mac OS X an. Im Herbst soll ein Update des mobilen Systems iOS folgen.

Ausserdem setzt das Unternehmen verstärkt auf den aktuellen Cloud-Trend, der auch die persönlichen Daten ins Internet legt. Die Zeit sei vorbei, in der der Personal Computer im Mittelpunkt gestanden habe, sagte Vorstandschef Steve Jobs.

"Manche Leute glauben, dass die Cloud (Wolke) nur eine Festplatte in den Wolken ist. Wir denken, dass es viel mehr ist." Der künftig kostenlose Online-Dienst, der das alte MobileMe ersetzt, speichert auch die Songs, die bislang auf der Festplatte des Kunden liegen.

Ein Löwe für 24 Euro

Marketing-Chef Phil Schiller kündigte die neue Version des Mac-Betriebssystems mit der Bezeichnung "Lion" (Löwe)  für Juli an, zu einem Update-Preis von rund 24 Euro. In "Lion" gebe es mehr als 250 neue Funktionen. Dabei übernimmt das Mac-System für Notebooks und Desktop-Computer etliche Bedienfunktionen vom Tablet-Computer iPad, etwa die Unterstützung von Zwei-Finger-Gesten für Touchpad-Eingabegeräte und die Vollbilddarstellung von Anwendungen.

Neu ist auch eine als "Mission Control" bezeichnete Funktion für einen besseren Überblick zu allen geöffneten Programmen. Mac OS X "Lion" soll zudem die Daten aller Anwendungen künftig automatisch speichern, um unbeabsichtigte Datenverluste zu vermeiden. Weltweit gebe es inzwischen mehr als 54 Millionen aktive Mac-Nutzer, sagte Schiller, und die Zuwachsraten seien Jahr für Jahr wesentlich grösser als beim Windows-PC.

Neue Basis fürs iPhone

Apple-Vizepräsident Scott Forstall stellte iOS 5 vor, eine neue Version der Software-Basis für das iPhone, das iPad und den iPod touch. Zu den Neuerungen gehört die Darstellung von Push-Mitteilungen für Aktualisierungen, Statusmeldungen und andere Informationen einzelner Apps direkt auf dem Startbildschirm - mit dieser Fähigkeit glänzten bislang vor allem die mobilen Geräte mit dem konkurrierenden Google-System Android.

Viele Funktionen, die bislang von Drittanbietern bereitgestellt wurden, werden jetzt ins Betriebssystem übernommen, etwa bei der Bearbeitung von Fotos. Für die vor allem bei Jugendlichen beliebte Chat-Kommunikation führt Apple nun einen eigenen Dienst mit der Bezeichnung iMessage ein. Ein iPhone kann künftig auch ohne eine Verbindung zu einem PC aktiviert werden. Das neue System soll noch im Herbst auf den Markt kommen.

14 Milliarden Apps heruntergeladen

Bisher seien 200 Millionen mobile Geräte mit iOS verkauft worden, darunter 25 Millionen iPads, sagte Forstall. Bei mobilen Systemen sei iOS mit einem Anteil von 44 Prozent weltweiter Marktführer. In weniger als drei Jahren seien 14 Milliarden Apps für die mobilen Geräte von Apple heruntergeladen worden.

Der Auftritt von Steve Jobs nach dreimonatiger Pause aus Gesundheitsgründen wurde mit besonderer Spannung erwartet. Der Vorstandschef beschränkte sich zunächst nur auf eine kurze Ansprache, liess es sich dann aber nicht nehmen, selbst die neue Cloud-Strategie selbst zu präsentieren.

(tno/rcv/awp)

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