Apple will von den rekordniedrigen Schweizer Zinsen profitieren. Erstmals bietet der US-Techgigant eigene Anleihen in Schweizer Franken zum Verkauf an, berichten US-Medien übereinstimmend. Mit dem Deal beauftragt sind die beiden Grossbanken Credit Suisse und Goldman Sachs. Bereits am Dienstag könnte demnach der Verkauf starten, schreibt das «Wall Street Journal».

Nach der Ankündigung der Europäischen Zentralbank, in den kommenden anderthalb Jahren jeden Monat Wertpapiere von Staaten und Unternehmen im Wert von 60 Milliarden Dollar aufzukaufen und der Aufgabe der Frankengrenze durch die SNB, befinden sich die Zinsen auf vielen Märkten im Sinkflug.

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Nestlé- und Schweizer Staatsanleihen mit negativer Rendite

Betroffen sind vor allem Staatsanleihen. So liegen die Renditen für Schweizer Obligationen selbst mit Laufzeiten von zehn Jahren inzwischen im Minus. Doch sogar Unternehmensanleihen rentierten jüngst negativ: In der vergangenen Woche rutschte erstmals die Verzinsung eines bis 2016 laufenden Nestlé-Papiers in den negativen Bereich.

Angesichts der Zinsen bei Schweizer Franken sei eine Apple-Anleihe für das Unternehmen «definitiv attraktiv», sagte Géraud Charpin, Vermögensverwalter bei BlueBay Asset Management in London, laut Nachrichtenagentur Bloomberg. «Es ist nicht so, dass Apple das Geld wirklich braucht. Aber wenn man Geld für nichts bekommen kann, warum nicht?»

«Extrem niedrige Finanzierungskosten» für Apple

Angesichts der aktuellen Preise für Apple-Papiere und jenen von Schweizer Staatsanleihen dürfte jedes Geschäft in Schweizer Franken mit «extrem niedrigen Finanzierungskosten» einhergehen, zitiert das «Wall Street Journal» Chris Telfer von der Londoner Investmentfirma ECM Asset Management. Laut Investoren könne Apple erwägen, Papiere mit einer Laufzeit von zehn oder 15 Jahren zu emittieren.

Dies bedeutete demnach, dass die Rendite bei weniger als einem halben Prozent liegen könnte. Selbst eine negative Rendite scheint aber nicht ausgeschlossen. Allerdings ist sie bei einer langjährigen Laufzeit unwahrscheinlicher als etwa bei der Nestlé-Anleihe, die schon 2016 ausläuft.

«Eine Situation, wie wir sie noch nie hatten»

Negative Zinsen auf Unternehmensanleihen kommen bislang jedoch so gut wie nie vor. «Negative Zinsen bei Unternehmensanleihen deuten laut Gion Reto Capaul, Inhaber und Gründer des Analysehauses Visual Finance in Winterthur, «eigentlich auf eine mehrjährige, harte Deflation ohne Wirtschaftswachstum hin – eine Situation also, wie wir sie in der Vergangenheit noch nie hatten.»