Der Ex-Nationalbank-Präsident Philipp Hildebrand ging die Kundenbeziehung mit seinem Sarasin-Berater Felix Scheuberein, als dieser im Offshore-Paradies Jersey stationiert war. Scheuber arbeitete von 1989 bis Mitte 1997 für den damaligen Bankverein auf Jersey, wie die Bank Sarasin bestätigt. Hildebrand war seit 1995 für den Vermögensverwalter Moore Capital als Investment Strategist in London tätig. Laut Hildebrands Aussagen ist Scheuber seit 15 Jahren sein Bankberater. Viele Ausländer in der Londoner City lassen aus Gründen der Steueroptimierung ihre Bankgeschäfte über die verschwiegene Kanalinsel laufen.

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Scheuber kehrte Mitte 1997 in die Schweiz zurück. Das Handelsregister führt ihn erstmals 1999 als UBS-Mitarbeiter. Er blieb bis 2009 bei der Grossbank. Auch in den brenzligen Tagen im Oktober 2008, als Hildebrand nach eigenen Angaben die UBS-Rettung orchestrierte, verwaltete Scheuber dessen Privatvermögen bei der Grossbank.

Bei Sarasin konnte Scheuber seit seinem Eintritt im Juli 2009 damit punkten, dass er Hildebrand als Kunden führte. Mit Kashya Hildebrand verbindet den Sohn eines Zahnarztes aus Dietikon ZH die Leidenschaft für Kunst. Der 56-jährige zweifache Familienvater, wohnhaft in Brugg AG, betrieb mit dem Schweden Bennt Bengtsson bis zum letzten Frühjahr die Kunsthandlung SavannahOne in Weggis LU.

Es war letzten Endes Scheubers Akribie, die Hildebrand den Job kostete. Der sauber angefertigte Kundenbericht über den 15. August 2011 listete Hildebrands Transaktionen genau auf; zudem bestätigte Scheuber Hildebrand per Mail, dass dieser die Währungsgeschäfte seiner Frau autorisiert habe.

Dass Hildebrand sich nicht an diese E-Mail erinnen können will, gilt als wenig glaubhaft. Der E-Mail-Verkehr lag seit August auf den Servern der Nationalbank und der Bank Sarasin – er musste zwangsläufig ans Tageslicht kommen. Auch war es nicht Scheuber, der Hildebrand zum Führen eines offenen Kundenkontos animiert hatte, wie von Hildebrand behauptet. Der Nationalbank-Chef wollte – anders als die Bank, die daran mehr verdient hätte – kein Vermögensverwaltungs-Mandat und kein Nummernkonto.

Nachdem die Bank Sarasin vor Weihnachten von den Vorwürfen erfahren hatte, durchsuchte sie nicht nur den gesamten Mailverkehr Scheubers – und traf da schon auf die belastende Mail, die Scheuber allerdings erst am 5. Januar, dem Tag der ersten Pressekonferenz, Hildebrands Anwalt Peter Nobel vorlegte. Dazu untersuchte die Bank insgesamt 40 000 Mails aus dem Front-OfficeBereich. Sie fand nichts. Das Leck wurde ihr erst bekannt, als sich der IT-Mitarbeiter Reto T. am Neujahrstag selbst anzeigte. Scheuber soll Reto T. bis dahin nicht gekannt haben. 

Dirk Schütz
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