Die Banken kämpfen an vielen Fronten. Eine bisher wenig beachtete ist die Datenflut. Alleine in den vergangenen zwei Jahren wuchs die Datenmenge im Bankengeschäft um mehr als 50 Prozent. Ein wesentlicher Treiber ist das geradezu explosive Wachstum bei den Finanzprodukten.

Laut Robert Jeanbart, bei der SIX Group CEO des Geschäftsbereiches Financial Information, stieg die Zahl der Anlageprodukte in den vergangenen zwei Jahren von 14 auf 20 Millionen. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Laut Jeanbart nimmt die SIX Group jeden Monat mehr als eine Million neue strukturierte Produkte in ihre Datensammlung auf. Gefördert wird die Produktvielfalt von der stärkeren Automatisierung. Der Markt wird dadurch von personalisierten Produkten überschwemmt.

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Werden kurz laufende Produkte eliminiert, sterben viele offenbar nie aus. So befinden sich Swissair-Aktien, obwohl 2002 gegroundet, noch immer in zahlreichen Depots.

Datenintensive 
Regulierungen

Zusätzlich genährt wird das Datenmeer durch die wachsende Regulierung. Mit der Verordnung PRIIP für verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger wird das sogenannte Basisinformationsblatt eingefordert. An und für sich nur ein einfaches Dokument, das Investoren auf verständliche Art mit den Informationen zum Investment versorgt – durch die gewaltige Zahl an Produkten wird diese Anforderung für die Banken jedoch eine riesige Herausforderung.

Weil die Umsetzung so anspruchsvoll ist, wurde der Start in Europa um ein Jahr auf 2018 verschoben. PRIIP ist nur eine von zahlreichen, datenintensiven 
Regulierungen. Ab 2017 werden Daten für den automatischen Informationsaustausch (AIA) gesammelt und ab 2018 an die Finanzbehörden geschickt.

Während die Banken stöhnen, freuen sich Datenanbieter wie die SIX Group. «Der grösste Treiber im Datengeschäft der SIX Group ist die Regulierung», sagt Jeanbart. Im Dokumentenservice werden etwa die Infos über jedes Finanzinstrument auf dem aktuellen, gesetzeskonformen Stand gehalten.

Ein Viertel der SIX-Erlöse aus Datengeschäft

Die SIX Group speist ihre Server mittlerweile mit Daten aus 1800 verschiedenen Quellen. An Standorten wie Singapur, den USA oder Schweden werden Infos vor Ort gesammelt. Aktuell steht das Datengeschäft der SIX Group mit 389 Millionen Franken für ein Viertel der Erlöse. «In fünf Jahren könnten es 30 Prozent sein», prognostiziert Jeanbart.

Daten sind ein wertvolles Gut. Banken geben die Kontrolle nur ungern aus der Hand. Angesichts der anrollenden Datenflut dürften gerade kleinere Institute den Widerstand schnell aufgeben.

Erich Gerbl
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