Die Banken sind weniger optimistisch für die nähere Zukunft als früher. Noch 68 Prozent der Geldhäuser erwartet eine Steigerung der operativen Ergebnisse im kommenden Jahr, wie aus einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht.

Im Vorjahr hatten noch 75 Prozent der Banken mit höheren operativen Ergebnissen gerechnet. Ein Drittel der Banken schätzt nun den künftigen Geschäftsverlauf negativ ein, wie die Umfrage bei 120 Schweizer Banken ergab. «Das ist der schlechteste Wert seit Beginn der Studie» vor sieben Jahren, sagte EY-Spezialist Patrick Schwaller am Dienstag vor den Medien in Zürich.

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Schwierige Marktbedingungen getrotzt

Im abgelaufenen Jahr 2016 haben sich die Banken behauptet: 80 Prozent der Institute hat das operative Ergebnis gesteigert. Im Vorjahr waren es unwesentlich mehr gewesen (81 Prozent). Bis jetzt sei es der Finanzbranche erstaunlich gut gelungen, die schwierigen Marktbedingungen zu meistern. Die Banken würden die Chancen nutzen, die sich im Kerngeschäft böten, hiess es.

Die Negativzinsen würden den Banken zusetzen: 95 Prozent beobachten durch die anhaltenden Tiefzinsen gravierende Konsequenzen. Die Profitabilität werde geschmälert, es komme zu langfristigen Problemen bei den Vorsorgesystemen und zu einem steigenden Risiko der Blasenbildung bei mehreren Anlageklassen.

Über ein Drittel plant Negativzinsen weiterzugeben

Mittlerweile planen 35 Prozent der Schweizer Banken die Einführung von Negativzinsen für Privatkunden ab einem bestimmten Guthaben oder falls die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Negativzinsen weiter verschärfen sollte. Vor einem Jahr hatten erst 30 Prozent diese Massnahme ins Auge gefasst.

Besonders gestiegen ist die Bereitschaft bei den Kantonalbanken. Bereits 60 Prozent der Kantonalbanken erwägen einen solchen Schritt. Im Vorjahr hatten erst 20 Prozent der kantonalen Geldinstitute mit negativen Zinsen für Privatkunden geliebäugelt. «Die Bereitschaft steigt», sagte Schwaller.

Abwägung von Folgen

Bis heute hätten erst wenige Banken in der Schweiz negative Zinsen für Privatkunden eingeführt. «Ein Grund für die Zurückhaltung ist die Befürchtung, die Kunden mit Negativzinsen zum Abzug ihrer Gelder zu bewegen. Der Gesinnungswandel der Kantonalbanken zeigt jedoch, dass die Bereitschaft vieler Institute schwindet, die durch die Negativzinsen verursachten Mehrkosten alleine zu tragen», erklärte Schwaller.

Welche Banken durch den geldpolitischen Kurs der SNB mit Negativzinsen zunehmend grössere Probleme haben und wo sie sich durch marktfremde Konkurrenten bedroht sehen, das erläutert Schwaller im Video-Interview.

(sda/jfr)