China drückt weiter in den europäischen Kreditkartenmarkt. Ging es bisher vor allem darum, dass Chinesen in Europa mit ihren Kreditkarten und Apps bezahlen können, will der chinesische Kartengigant Union Pay nun auch europäische Konsumenten auf das eigene System holen. Mit der britischen Firma Tribe Payments hat sie einen Vertrag unterzeichnet, der erstmals auch die Ausgabe von Kreditkarten in Europa vorsieht.

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Union Pay ist global eine der ganz grossen Kreditkartengesellschaften, die auf Augenhöhe mit Mastercard und Visa agiert. Erst 2002 als «China Union Pay» in Schanghai gestartet, hat sie China schon bald aus dem Namen gestrichen. Die Botschaft war klar: «Union Pay» hat globale Ambitionen. Mittlerweile vertreibt die Firma Karten auch in anderen asiatischen Ländern.

Branchenschätzungen zufolge hält Union Pay mittlerweile einen weltweiten Marktanteil von 44 Prozent aller Kreditkarten. Grösster Aktionär ist die Bank of China, die Mehrheit des Aktienkapitals befindet sich in Besitz von Staatsfirmen.

Offenbar setzt Union Pay vor allem auf Länder entlang der neuen Seidenstrasse, die von China bis Europa führen soll, wie einer Pressemitteilung von Ende 2018 zu entnehmen ist. Damals seien rund 100 Millionen Karten in 48 «Ländern und Regionen» ausserhalb Chinas ausgegeben worden.

Dass als erstes eine Partnerschaft mit Tribe bekannt wird, könnte ein Hinweis dafür sein, auf welche Bereiche Union Pay für den Markteintritt setzt. Tribe ist ein innovatives Startup, das sowohl die Ausgabe von Kreditkarten als auch Dienstleistungen für Händler anbietet. Hinter Tribe stehen unter anderem Banker, die zuvor bei Startups wie Monzo oder Revolut gearbeitet haben. Gut möglich, dass sich Union Pay über Startups und Online-Banken ins Spiel bringen will.

Union Pays Expansion sei ein «sehr aggressiver Schritt in den europäischen Markt», sagt Tribe-CEO Suresh Vabhjiani gegenüber «Business Insider»: «Visa und Mastercard schmeissen heute die Show, aber Union Pay hat grosse Ambitionen in dieser Region und wir sind die ersten, die ihre Plattform hier anbieten können.»

Banken geben meist Karten mehrere Kartenfirmen aus

Für Banken wäre es einfach, auch Karten von Union Pay auszugeben. Kreditkartenherausgeber wie die UBS, Swisscard oder Cornèrcard vertreiben Kreditkarten verschiedener Marken unter Lizenz, wobei Firmen wie Visa und Mastercard meist möglichst viele Lizenznehmer anstreben. American Express setzt hingegen eher auf Exklusivpartnerschaften.

Einige dieser Kartengesellschaften arbeiten bereits mit Union Pay zusammen, wenn es um die Akzeptanz von Karten geht. In der Schweiz können die Karten von Union Pay denn auch schon an den meisten Zahlterminals und Bankomaten eingesetzt werden. Noch sind allerdings keine Ankündigungen von Schweizer Banken bekannt, auch Karten von Union Pay ausgeben zu wollen.

Union Pay ist nicht das erste chinesische Unternehmen, das den europäischen Bezahlmarkt anvisiert. Im Januar wurde bekannt, dass die chinesische AliPay in Luxemburg eine europäische Lizenz erteilt bekommen hat. Union Pay benötigt für seinen Markteintritt keine Bewilligungen, da es nur als Lizenzgeber auftritt. Die eigentlichen Bankdienstleistungen werden Banken erbringen, welche die Karten ausgeben. 

Michael Heim Handelszeitung
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