Die Gigantenhochzeit von Weltmarktführer Anheuser-Busch Inbev mit der Nummer zwei SABMiller rückt auch einen zurückgezogen lebenden Schweizer in den Fokus: Jorge Paulo Lemann. Der grösste Einzelaktionär von AB Inbev wohnt am Zürichsee und hält rund 15 Prozent am weltgrössten Bierkonzern AB Inbev.

Die Transaktion wird jedes dritte weltweit verkaufte Bier unter einem Dach vereinen. Dennoch haben weder der Brauereigigant AB Inbev noch SABMiller Brauereien in der Schweiz. Hier sind die Konkurrenten Carlsberg und Heineken vertreten. Dem niederländischen Heineken-Konzern - weltweit die Nummer drei im Biermarkt - gehören hierzulande unter anderem Eichhof und Calanda. Die Dänen - Nummer vier weltweit - brauen Feldschlösschen.

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Heineken und Carlsberg könnten profitieren

Heineken und Carlsberg könnten von der Riesenhochzeit profitieren. Der neue Biergigant nämlich muss vielleicht auf Geheiss der Wettbewerbsbehörden Geschäftsbereiche abstossen. Dann könnten die beiden Konzerne zuschlagen.

Obwohl AB Inbev nicht in der Schweiz braut, ist der Konzern mit dem Land verbunden. Der grösste Einzelaktionär Jorge Paulo Lemann wohnt in Rapperswil-Jona SG. Er ist schweizerisch-brasilianischer Doppelbürger. Mit seiner brasilianischen Investmentgesellschaft 3G Capital hält der Milliardär bis zu 15 Prozent am Konzern. Mit einem Vermögen von 25 bis 26 Milliarden Franken ist er der Drittreichste in der Schweiz.

2008 zur Weltmarktführung

Lemann besass in Brasilien die Brauerei Brahma. Diese schloss er mit der Lokalkonkurrentin Antarctica zu AmBev zusammen. AmBev fusionierte in der Folge mit der belgischen Interbrew zu Inbev. 2008 gelang mit der Übernahme von Anheuser-Busch der Schritt zur Weltmarktführung.

Neben dem Biergeschäft ist Lemann auch in Burger King investiert. 2010 kaufte er die Kontrollmehrheit an der Fast-Food-Kette. Vor zweieinhalb Jahren übernahm Lemann gemeinsam mit dem legendären Investor Warren Buffett den Ketchup-Hersteller Heinz. In diesem Jahr kam der Lebensmittelkonzern Kraft dazu.

Ursprünglich aus dem Emmental

Ursprünglich stammt er aus dem Emmental, sein Vater, ein Käsehändler, wanderte in den 1920er-Jahren nach Brasilien aus. Er wuchs in Leblon, einem schicken Stadtteil von Rio de Janeiro, auf, besuchte die American School und begann 7-jährig mit Tennis. Als Teenager stand er auf dem Court, auf dem Surfbrett oder war an Partys.

Nach dem Studium ging er nach Genf, wo er einen Praktikumsplatz bei der Credit Suisse erhielt. Doch er blieb nur ein paar Monate. Die Firmenkultur war ihm zu hierarchisch, die Arbeitsabläufe zu starr.

Viel lieber tummelte er sich auf dem Tennisplatz; er wurde Schweizer Meister und schaffte es 1962 ins Davis-Cup-Team, spielte in Wimbledon und in Paris am Roland Garros Grand Slam. Doch auf das Podest brachte er es nicht.

«Rainmaker» im Börsenhandel

«Als ich realisierte, dass ich es nicht unter die zehn Besten schaffe, gab ich meine Tenniskarriere auf.» Er kehrte nach Brasilien zurück, heuerte bei der Kommerzbank Invesco an und war schon bald einer der «Rainmaker» im Börsenhandel. Nach ein paar Jahren schaffte Invesco mit Starhändler Lemann bereits die Hälfte des Umsatzes der Börse von Rio.

Der Jungstar schrieb eine Börsenkolumne in der Sonntagsausgabe des «Jornal do Brasil» und verdiente Millionen. Mit 27 Jahren stürzte der Highflyer ab. 1966 kaufte die Familie Lutterbach, ebenfalls ausgewandert aus der Schweiz, die Banco Ipiranga. Lemann verlor viel Geld.

Entführungsversuch und Rückkehr

Ein nächster Wendepunkt brachte der 9. März 1999. Kidnapper lauerten drei seiner Kinder auf dem Weg zur Schule auf und wollten sie entführen. Sie schossen 15 Mal auf den gepanzerten VW Passat, doch dem Fahrer gelang die Flucht.

Anderntags flog der Investmentbanker mit Kind und Kegel in die Schweiz. Über all die Jahre hatte er seinen Schweizer Pass behalten, zudem ist er in zweiter Ehe mit Susanna, einer Zürcherin, verheiratet. Die Familie zog in ein modernes Anwesen am Zürichsee bei Rapperswil-Jona. Zur Hand geht ihm in juristischen Fragen seit Jahrzehnten Peter Nobel, Wirtschaftsanwalt in Zürich.

Heute ist der 76-jährige Financier Taktgeber beim brasilianischen Finanzinvestor 3G Capital, jene Firma die nun SABMiller geschluckt hat.

(mit sda-Material/ccr)