Es ist das derzeit wohl am heissesten diskutierte Kleidungsstück: der Burkini. Vor allem die Verbotsdiskussion in Frankreich hat das körperumspielende Badekleid ins Rampenlicht gestossen. Auch in der Schweiz stösst Verhüllung, wie sie mehrheitlich von muslimischen Frauen getragen wird, auf Skepsis. Das zeigt eine Umfrage zur Burka – den Gesichtsschleier würden zwei Drittel der Schweizer gerne untersagen.

Die Debatte um den Burkini kocht, dabei gibt es das Ganzkörperoutfit für Badende schon länger. Als Erfinderin gilt die Australierin Aheda Zanetta. Die Modelle ihrer Marke Ahiida sind über den Schweizer Onlineshop «zohra.ch» auch hierzulande erhältlich.

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Mehr Freude am Sport

Der Ursprungsburkini aus Australien besteht aus zwei Teilen. Am langärmligen Oberteil ist die Kopfbedeckung – der Hijood – direkt angebracht. Genau wie das Burkini (und Burqini) hat sich die Designerin auch dieses Teil als Marke eintragen lassen.

Die Bademodenideen zu schützen, macht Sinn. Der Sportbekleidungsmarkt, darin inbegriffen die Schwimmbekleidung, wächst gemäss einer Studie von Allied Market Research mit jährlich 4,3 Prozent. Bis 2020 soll der Markt laut den Marktforschern einen Wert von 184 Milliarden Dollar aufweisen.

Nische für die Kleinen

Auch wenn die Ganzkörperoutfits umstritten sind: Das Wachstumspotenzial ist gerade bei muslimischen Frauen und damit den Käuferinnen der Burkinis gross. Das schreibt die Webseite «Salaam Gateway», ein Spezialist für islamische Wirtschaft. Etablierte Sportartikelhersteller würden dieses Segment aber bisher nicht ansprechen. Daher gäbe es Platz für kleine, spezialisierte Marken.

Neun Marken ist es offenbar gelungen, diese Nische erfolgreich zu besetzen, so das Resultat des «Modest Fashion Ecommerce Report». Als wichtigster Händler (mit grösstem Webseitentraffic) gilt der 2013 gegründete Onlinedienst Nashata aus Malaysia. In Europa beheimatet ist etwa die französische Marke Madamme BK. Ihre Burkinis werden in Frankreich hergestellt und werben unter anderem mit dem Schutz gegen UV-Strahlen.

Zweifel über Cannes-Effekt

Musliminnen sind dabei nicht die einzigen Abnehmer: In Ländern wie Australien mit hoher UV-Strahlung sind die Ganzkörperanzüge auch als Sonnenschutz beliebt. Andere Religionsgruppen oder auch Leute mit gesundheitlichen Problemen schätzen das Angebot, so dass Ahiida nach eigenen Angaben 40 Prozent an Nicht-Muslime verkauft. Insgesamt hat die Geschäftsfrau bisher über 700'000 Stück verkauft.

Die Verbote in Cannes und anderen Orten haben dabei offenbar den gegenteiligen Effekt: Nach Angaben von Reuters macht die Ahiida-Gründerin Zanetti in Folge ein Plus bei den Verkäufen aus. Die US-Konkurrentin Alsharifa will auf Nachfrage von «Salaam Gateway» nichts davon wissen. Dennoch freut sich auch dieser Anbieter über hohe Zuwachsraten in den letzten Jahren. Gleichzeitig nehme aber auch die Konkurrenz zu.

Rio als Werbung

Auch beim britischen Anbieter Shorso, dessen Produkte seit letztem Jahr beim Warenhaus House of Fraser erhältlich sind, stiegen die Verkäufe mit 40 bis 60 Prozent zuletzt deutlich. Jessica Robinson macht dafür allerdings das Fest am Ende des Ramadan und die Olympischen Spiele verantwortlich. In Rio waren 33 Athletinnen mit Kopftuch am Start und machten Werbung für muslimische Sportbekleidung. Ein Burkini war aber nicht dabei.

Wer in der Schweiz im Burkini baden will, der muss sein Schwimmkostüm vorerst online bestellen. Anders als der «Tagesanzeiger» vor kurzem berichtete, will auch Ochsner Sport die anständige Bademode nicht ins Sortiment aufnehmen. Das sagte das Unternehmen gegenüber handelszeitung.ch. Sporthändler Athleticum hat ebenfalls keine Pläne in dieser Richtung. Der Markt dürfte hier sehr klein sein, meint Chief Marketing Officer Antonio Govetosa.