Nie zuvor waren chinesische Investoren aktiver in der Schweiz. Noch in diesem Jahr sollen die Milliarden-Käufe der früheren Swissair-Tochter Gategroup und des Agrochemie-Riesen Syngenta über die Bühne gehen.

Nun wird die Kritik an diesen Investitionen lauter. «Wir brauchen einen Plan, wie wir im Powergame der Chinesen bestehen wollen», fordert Kurt Haerri, langjähriger Präsident der Handelskammer Schweiz-China gegenüber der «Bilanz».

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Klarer Plan der Chinesen

Denn der überwiegende Teil von Auslandszukäufen erfolgt durch chinesische Staatsunternehmen - wie im Falle Syngentas. «Das ist insofern höchst problematisch, da diese Käufe mit Staatsgarantie erfolgen und somit wettbewerbsverzerrend sind», urteilt Haerri. Chinas Regierung verfolge einen klaren Plan, mit welcher Technologie aus dem Westen die heimische Wirtschaft modernisiert werden soll. «Wir sind zu passiv und oft zu naiv und vor allem zu langsam», moniert Haerri.

Er fordert, dass sich die Regierung stärker für eine Marktöffnung in China und Chancengleichheit einsetzen solle. «Leider ist die Schweizer Politik nicht daran gewöhnt, sich im Ausland hart für die Interessen der heimischen Firmen einzusetzen.»

«Trampelpfad nach China»

Mangelnde Chancengleichheit im Geschäft mit China beklagt auch die europäische Handelskammer. «Nach Europa führt eine Investitionsautobahn, nach China aber nur noch ein Trampelpfad», kritisiert Kammer-Präsident Jörg Wuttke.

Vor Syngenta hat die staatliche ChemChina zum Beispiel die Übernahme des italienischen Automobilzulieferers Pirelli gestartet. Laut einem Strategie-Papier der europäischen Handelskammer sei dagegen die Übernahme eines führenden Unternehmens der chinesischen Autoindustrie undenkbar.

Die neueste Blacklist der chinesischen Regierung verbietet zum Beispiel komplett die Übernahme eines chinesischen Medienunternehmens. Dagegen hat im vergangenen Jahr der chinesische Mischkonzern Dalian-Wanda für rund eine Milliarde Euro den in der Schweiz beheimateten Sportrechte-Vermarkter Infront gekauft.

«Im Schweizer Interesse»

Laut einer Studie der Unternehmensberatung EY haben chinesische Unternehmen allein im ersten Halbjahr sich an neun Schweizer Unternehmen beteiligt oder diese übernommen – so viel wie in den Jahren 2014 und 2015 zusammen.

Der Schweizer Bundesrat sieht hier keinen Handlungsbedarf. Auf die Anfrage, ob Bundesrat Johann Schneider Ammann bei seinen Gesprächen mit der chinesischen Regierung die wachsenden Chancenungleichheit bei Übernahmen angesprochen habe, teilte das von ihm geführte Wirtschaftsdepartement mit: «Das wurde in den letzten Jahren nicht besprochen.» Weiter hiess es: «Wenn ausländische Unternehmen mit langfristigen Absichten in der Schweiz investieren und damit zur Sicherung von Arbeitsplätzen beitragen, dann ist dies im Schweizer Interesse.»

 

Chinesische Investoren kaufen westliche Firmen und Technologien reihenweise auf. Die Firmen profitieren, doch spielt China beim Einkaufen nicht immer fair. Mehr dazu lesen Sie in der neuen «Bilanz», ab Freitag am Kiosk oder mit Abo jeweils bequem im Briefkasten.